Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13
konnte vage grüne Energiefäden sehen, die sich daraus hervorwanden – tatsächlich waren das Tentakeln, die auf die Astralebene reichten, aber ich begriff nicht, woran zum Teufel er sich festsaugen wollte.
Klagendes Geheul schallte durch den Flur, und ein ekelerregend grünes Licht breitete sich im Raum aus. Vanzir lachte, neigte sich mit bebenden Händen zurück, und seine Augen verwandelten sich in wirbelnde Strudel namenloser Farben. Er ließ den Kopf in den Nacken fallen und stieß ein Heulen aus, das von einem gespenstischen Wehklagen beantwortet wurde.
»Saug dich ruhig voll, du Drecksack!« Mit einem heiseren Lachen veränderte er irgendetwas, und ich konnte eine hellrosa Energie sehen, die aus seinen Händen in die grünen Fäden strömte. Ein Schaudern lief durch den Raum, und auf der gegenüberliegenden Seite krachte ein Stück Decke herunter.
Vanzir achtete nicht darauf, sondern flößte den rätselhaften Wesen um uns weiterhin seine Energie ein. Dann begann sich seine Gestalt zu verändern. Binnen weniger Minuten stand er zwar noch auf zwei vage erkennbaren Beinen, aber jetzt konnten wir die Tentakel ganz deutlich sehen, die sich aus seinen Händen reckten. Er sah nicht mehr aus wie ein Mensch, sondern wie ein hypnotischer Wirbel aus funkelnden Lichtern, und doch umhüllte ihn dämonische Energie wie ein Schleier.
Shade sog scharf den Atem ein. »Er versucht, das Ding zu überladen«, flüsterte er.
»Meinst du nicht, dass dann das ganze Haus über uns zusammenstürzen könnte? Vielleicht bringst du besser Mocha hier raus.« Allmählich wurde ich nervös. Vanzir war in einen persönlichen Krieg gegen was auch immer verstrickt, und wir würden bald ins Kreuzfeuer geraten. »Vanzir – hör auf! Sofort.« Ich gab alle Kraft, die ich aufbringen konnte, in meine Stimme, und er riss den Kopf zu mir herum.
»Nein, bitte! Ich habe es fast!«
»So kannst du es nicht töten. Du bringst noch das Gebäude über uns zum Einsturz.« Ich schüttelte den Kopf.
»Scheiß auf dich, du Miststück!« Er funkelte mich böse an, doch dann kam er wieder zu sich und riss seine Energie aus der Masse brodelnder grüner Wolken, die auf uns zukamen. Und seine Miene drückte nur noch Gehorsam aus. Er schnappte sich Mocha, Shade riss mich in seine Arme, und kurz bevor die gespenstischen Schwaden uns erreichten, verschwanden wir in den Äther.
Kapitel 9
Durch Schatten zu reisen war ganz anders als der Weg über das Ionysische Meer. Mit Smoky und Vanzir war es, als bewegten wir uns in einer geschützten Blase, doch die Reise mit Shade fühlte sich an, als verschmelze mein Körper mit dem Schatten, nicht mehr als Schall und Rauch. Ich wurde durch den unsichtbaren Vorhang gefiltert, den das Licht erschuf.
Ich löse mich auf, ich verliere meinen Körper, mich selbst … Panik erfasste mich, und ich klammerte mich noch fester an Shade, doch wir trieben ab. Wie heiße ich? Was bin ich? Ich merkte, dass ich keine Ahnung hatte, wie lange ich schon so war, was dieses so sein sollte, und neue Angst durchfuhr mich.
Als wir neben den Streifenwagen landeten, indem wir aus einem nahen Schatten traten, zitterte ich heftig. Das war eine holprige, unschöne Reise gewesen, und ich berührte immer wieder meine Arme und meinen Bauch, um mich zu vergewissern, dass ich wieder ganz zusammengefügt war. Shade warf mir einen seltsamen Blick zu, lächelte aber dabei.
»Verehrte Menolly, du bist vollkommen intakt. Keine Sorge. Ich würde dich keiner Gefahr aussetzen. Meine Reisen können manchmal für die Lebenden riskant sein, aber für die Toten – und die Untoten – stellen sie keine Bedrohung dar.« Er trat zurück, als Camille auf mich zustürmte. Sie sah müde aus, völlig erschöpft, und mir wurde klar, dass sie und Morio gewaltige Mengen Energie aufgewandt haben mussten, um uns zu schützen.
»Alles in Ordnung?« Ich nahm sie ein Stück beiseite.
Sie packte mich bei den Händen. »Oh, Menolly! Als dieses Ding Besitz von mir ergriffen hat, hätte ich dich beinahe umgebracht. Das war wirklich knapp, und ich weiß nicht, wie das passieren konnte. In einer Sekunde habe ich mich noch ganz auf einen Zauber konzentriert, der die Geister zurücktreiben sollte, und im nächsten Moment, wumm, stand ich da wie eine Bauchrednerpuppe mit der Hand eines Geistes im Hintern.«
»Ist schon gut. Mir ist nichts passiert. Der einzige Schaden ist ein Loch in meinem Pulli.«
»Aber das hätte auch anders ausgehen können. Und was, wenn es Delilah
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