Schwestern schenkt der liebe Gott
Kroko? Es ist ihm nicht im Traum
eingefallen, daß es Diebstahl ist, wenn man sich etwas Fremdes nimmt. Auch wenn
man es nur retten will! Also deshalb war ihm so mulmig, bevor er die Tiere aus
dem Keller geholt hat. Er hat inwendig gespürt, daß es nicht richtig war. Und
nun ist er ein Dieb! Er kann sich ausmalen, was geschieht, wenn der Käptn ihn
anzeigt. Am liebsten würde er zu Peng rennen und sich mit ihm wer weiß wo
verstecken.
„Nun, ihr schneidet ja
Gesichter, als ginge in fünf Minuten die Welt unter!“ sagt Herr Günther, der
aus dem Werk nach Hause kommt.
Aufgeregt berichtet Guggi, was
geschehen ist, und Moppi beschwört, daß kein Wort davon stimmt.
Herrn Günthers Gesicht wird
ernst. „Ich spreche mit deinem Vater“, sagt er zu Moppi. Die Mädchen wollen
mitgehen. „Ihr bleibt hier“, wehrt er ab. „Das ist nichts für euch! Ist dein
Vater in der Wohnung?“
Moppi nickt. „Vorhin war er
jedenfalls da!“
Herr Günther hat schon lange
einen Zorn auf Pengs Vater. Jetzt ist die Stunde gekommen, in der er mit ihm
abrechnen kann. Mit langen Schritten geht er über den Hof und klopft an die Tür
des Hausmeisters.
Pengs Mutter öffnet ihm. Auch
sie hat Tränen in den Augen.
„Ich möchte gern mit Ihrem Mann
sprechen, Frau Wollschläger.“
„Bitte!“ sagt sie und läßt ihn
eintreten.
Der Hausmeister fährt in der
Küche vom Tisch auf. Er hat den hellgrauen Anzug an.
Herr Günther tritt ein. Frau
Wollschläger bleibt draußen stehen. Herr Günther hält sich nicht lange mit der
Vorrede auf, er beginnt gleich in der Tür: „Sie sind ein bärbeißiger und
griesgrämiger Stinkstiebel, Herr Wollschläger. Ihren Sohn können Sie verhauen,
und Anzüge können Sie sich schenken lassen. Aber sonst ist nichts mit Ihnen
los.“
„Was fällt Ihnen ein“, braust
der Hausmeister auf.
„Mir fällt gar nichts ein“, sagt
Herr Günther. „Sie wissen ganz genau, daß Peng kein Dieb ist. Aber weil ein
paar Leute ihn verdächtigen, fallen Sie über ihn her. Wer soll denn zu Peng
halten, wenn es der eigene Vater nicht mal fertigbringt?“
„Kümmern Sie sich gefälligst um
Ihre Sachen!“ tobt der Hausmeister los.
Herr Günther schneidet ihm
gelassen das Wort ab: „Menschenskind, das sind ja meine Sachen, um die ich mich
kümmere! Ich will den Peng zu mir ins Werk nehmen, wenn er mit der Schule
fertig ist, denn ich denke, aus dem Jungen wird bestimmt noch mal etwas! Wenn
Sie ihn aber immer weiter so prügeln, dann weiß ich allerdings nicht, was
geschieht. Jemand, der eine Strafe verdient hat, soll sie auch bekommen. Das
ist nur gerecht. Aber was Sie da tun, das ist ungerecht! Mit Schlägen erzieht
man ein Kind zur Angst, zur Grausamkeit und zum Haß. Aber man soll es zur Liebe
erziehen! Überlegen Sie sich das einmal in aller Ruhe. Wenn Peng zu
Bresselmanns kommt, wird die Firma später für seine weitere Ausbildung sorgen.
Je mehr er leistet, desto größer werden seine Aufstiegschancen sein. Wir
brauchen immer tüchtige Jungen, die etwas lernen wollen. Ordentliche Kerle,
wach und selbständig, aber keine Prügelknaben. So — das war es, was ich Ihnen
schon lange sagen wollte. Nun liegt alles andere bei Ihnen!“ Damit verläßt er
die Küche und zieht die Tür hinter sich zu.
Der Hausmeister ist puterrot im
Gesicht. Am liebsten würde er jetzt Herrn Günther einen Küchenstuhl übers Kreuz
schlagen. Aber was er ihm da gesagt hat, gibt ihm schließlich schwer zu denken.
Wenn Bresselmanns wirklich seinen Jungen später auf die Maschinenbauschule
schickten, wäre er die größte Sorge seines Lebens los.
Herr Günther hat wache Augen.
Er hat Peng häufig genug beobachtet und weiß, was in ihm steckt. Jedem Vater
würde er bestimmt nicht diesen Vorschlag machen. Er weiß genau, was er
verspricht.
Draußen hält Frau Wollschläger
seine Hand fest. „Ich danke Ihnen, daß Sie mit meinem Mann gesprochen haben,
Herr Ingenieur“, sagt sie leise. „Aber das sollen Sie nicht glauben, daß mein Mann
schlecht ist. Vielleicht ist Ihnen im Leben auch schon mal was schiefgegangen,
und dann waren Sie erbittert und ungerecht. Wenn er auf mich hörte, dann wäre
bestimmt vieles anders!“
„Ich weiß“, erwidert Herr
Günther und drückt ihre Hand. „Vielleicht hört er jetzt auf mich! Wenn Peng
zurückkommt, dann müssen Sie ihm sagen, daß Sie nicht glauben, daß er gestohlen
hat. Er muß Vertrauen zu seiner Mutter haben.“
Während Guggi und Moppi
aufgeregt vor der Haustür auf Herrn
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