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Schwestern schenkt der liebe Gott

Schwestern schenkt der liebe Gott

Titel: Schwestern schenkt der liebe Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.Z. Thomas
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eine
Wiese von der Straße ab. Am Ende des Gartens steht ein kleines Haus, zu dem ein
breiter Kiesweg führt.
    Eine ältere Frau mit
schneeweißem Haar öffnet das Tor. Ihr Gesicht ist von feinen Runzeln und
Fältchen bedeckt. Aber ihre Augen leuchten so freundlich, daß man ihr Alter
darüber vergißt.
    „Ja, Brüder“, ruft sie
überrascht. „Läßt du dich auch mal wieder sehen? Und sogar die Regine bringst
du mit? Kommt herein! Schön guten Tag, Puck! Du bist ja ganz außer Atem! Und,
mein Gott, was ist denn das noch alles?“ Sie tritt vor Krokos Rachen
erschrocken zurück.
    „Kroko tut nur so“, erwidert
Brüder. „Siebrauchen keine Angst zu haben, Frau Bodätsch.“
    „Wollt ihr etwa alle Kaffee bei
mir trinken?“ fragt sie, während sie auf dem schwarzweißen Kies zum Hause
hingehen.
    „Nein, danke! Ich möchte nur
meine Tiere bei ihnen verstecken!“
    „Vor wem denn?“
    „Vor Käptn Kraff“, sagt er
entrüstet. „Er will alles abholen und nach Hamburg bringen!“
    „Soo? Hat er dir das erzählt?“
    „Nein.“ Brüder schüttelt den Kopf. „Guggi hat es gesagt.“
    „Aha! Also gut, laß die Tiere
bei mir, bis du selber mit ihm darüber gesprochen hast.“
    Brüder trägt Kroko auf die Bank
vor dem Hause, vor der ein Kaffeetisch für zwei Personen gedeckt ist. An der
Hauswand daneben lehnt ein Regenschirm.
    „Oh, ein Crocodilus niloticus!“
sagt eine bekannte Stimme in der Haustür, und Brüder sieht Professor Katermann
heraustreten, der ihn begrüßt: „Wir kennen uns, nicht wahr, mein Sohn?“
    „Ja, von damals... von der
Leiter!“ erinnert Brüder ihn. „Handelst du jetzt mit Krokodilen?“
    „Nein, ich will es nur
unterstellen!“ Brüder holt Brigga, die Dame Laura und Mumme und schleppt sie in
das Wohnzimmer der Annabodätsch, schiebt Kroko unter die Biedermeiervitrine,
stellt Brigga vor das Sofa, damit die Annabodätsch, wenn sie müde ist, ihre
Füße darauflegen kann, und setzt Mumme und die Dame Laura in das Blumenfenster.
Da sind sie nicht so einsam.
    Als er wieder herauskommt und
nach Hause fahren will, hat die Annabodätsch Regine ausgewindelt, weil sie naß
ist. „Ich spüle die Windel schnell aus“, sagt sie, „und lege sie in die Sonne.
In fünf Minuten ist sie trocken. Wollen Sie den kleinen Nacktfrosch halten,
Herr Professor?“
    „Ich wüßte nicht, was ich
lieber täte!“ antwortet Professor Katermann und nimmt Regine auf den Schoß.
    Aber Regine möchte nicht zu
ihm. Sie streckt die Hände aus und ruft: „Tütü Tüütü errä ömmöm heia!“ Brüder soll wieder mit ihr durch die Straßen flitzen. Das ist es,
was sie möchte.
    Der Professor gibt ihr einen
Kaffeelöffel, und sie trommelt wütend auf den Tisch. Mit den Füßen hämmert sie
gegen seine Beine. „Der Mensch kann sich nichts Besseres wünschen als eine
Schwester“, sagt der Professor zu Brüder .
    Brüder verzieht den Mund. Das glaubt er nicht. Regine klopft dem Professor mit dem Löffel auf
die Weste. Die Weste bekommt eine braunen Fleck. „Tütü
heia!“ plappert sie ununterbrochen.
    Der Professor lacht und hebt
sie auf seinen Arm. „Eure große Schwester kenne ich auch, die Guggi! Die hat
mir mal eine Tüte Wasser auf den Kopf geworfen.“ Er blickt Regine lachend an.
„Ganz naß bin ich gewesen! Von dir haben wir derartige Scherze hoffentlich
nicht zu befürchten. Du bist noch zu klein, um einen alten Professor in
Verlegenheit zu bringen, nicht wahr?“
    „So“, sagt die Annabodätsch und
legt die ausgewaschene Windel auf eine Hecke in die Sonne.
    „Das ist aber praktisch! Ohne
Leine!“ staunt Brüder. „Hier ist vieles sehr praktisch“, sagt Professor
Katermann. „Kein Treppensteigen. Licht, Luft und Sonne den ganzen Tag. Nicht
der geringste Lärm. Es wäre das richtige Studier- und Arbeitshäuschen für
mich!“
    „Aber, Herr Professor“, wendet
die Annabodätsch ein, „Ich habe Ihnen doch schon gesagt, daß ich nur dann
verkaufen werde, wenn ich eine hübsche kleine Wohnung dafür bekomme. Bei der
Witwe Mausohr, bei der Sie zur Untermietewohnen, kann ich beim besten Willen
nicht einziehen!“ Brüder spitzt die Ohren wie ein
Luchs. Haus verkaufen? Gegen hübsche kleine Wohnung tauschen??
    „Aber sprechen Sie um Himmels
willen nicht darüber, Herr Professor!“ bittet die Annabodätsch.
    „Ich werde mich hüten! Unsere
Unterhaltung bleibt ganz unter uns. Es war nur die Anfrage eines alten
Freundes.“ Sie bestätigt es mit einem Kopfnicken.
    „Sehen Sie“, fährt er fort

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