Schwestern schenkt der liebe Gott
Aber praktisch überraschen sie uns doch immer wieder. Es ist
unglaublich, worauf sie verfallen. Entweder bekommt man einen Guß von oben oder
einen von unten. Man ist nie seiner trockenen Haut sicher!“
„Wollen Sie sie noch immer
haben?“ fragt Brüder und hilft ihm, seinen Rock auszuschütteln.
„Ich glaube“, antwortet der
Professor nachdenklich, „es ist ratsamer, wenn ich auf deine Schwester
verzichte!“
„Sehen Sie!“ meint Brüder.
„Lerne aus diesem Beispiel,
mein Sohn“, bemerkt der Professor, „daß man von den Frauen leicht enttäuscht
wird, wenn man nicht frühzeitig genug anfängt, sie zu studieren. Das ist der
Sinn, weshalb einem der liebe Gott Schwestern schenkt. Wer es in der Jugend
nicht begreift, dem nützt im Alter selbst ein Regenschirm nichts mehr.“
Käptn Kraff
stellt peinliche Fragen
Mit der sauber gewindelten
Regine kehrt Brüder, um manche Erfahrungen reicher,
nach Hause zurück. Regine hat sich von ihrem Schreck schnell erholt, denn in
ihrem Alter vergißt man zum Glück noch leicht. Sie schwatzt vor sich hin, doch
Brüder hat zuviel zu überlegen, um auf sie zu achten.
Das Wichtigste, was er gehört
hat, ist die Sache mit dem Haus. Die Annabodätsch ist bereit auszuziehen, wenn
man ihr eine hübsche kleine Wohnung dafür überläßt. Kann es eine bessere
Wohnung für sie geben als die von Günthers? Brüder atmet tief.
„Tütü atta heia!“ fordert ihn
Regine auf. Aber er mag nicht laufen.
Wenn sie das Haus bekämen,
hätte er einen Garten für seine Tiere, eine richtige Prärie, und in der Ecke,
in der die Rhabarberbüsche wuchern, wäre ein wirklicher Urwald! Und seine
Mutter brauchte die Windeln nicht mehr in der Küche aufzuhängen... Und Guggi
könnte auf dem kleinen Tisch vor der Tür ihre Schularbeiten machen...
Mit einem Schlage wird Brüder
der Held der Familie sein. Er braucht sich nie wieder verloren und überflüssig
vorzukommen! Ja, er ist sogar mehr als der Vater, dem es nicht gelungen ist,
eine neue Wohnung zu finden. Brüder hätte es nicht mehr nötig, sich zu
verstecken und bei Tante Käthe zu spielen. Es ist ja sein Haus, das er entdeckt
hat. Und Guggi darf nicht mehr über ihn lachen, weil er vor ihr nur ein kleiner
Zwerg und der Däumling ist.
Das heißt, eigentlich hat er
alles nur Regine zu verdanken! Wäre er allein mit dem Sportwagen zur
Annabodätsch gefahren, hätte er keine Zeit gehabt, dem Professor zuzuhören, als
er über den Hauskauf sprach. Er hätte die Tiere in das Zimmer getragen und wäre
sofort wieder abgedampft. Aber das weiß ja niemand, daß ihm Regine dazu
verholfen hat; und er wird es nicht sagen!
Er ist gespannt, was sie zu
Hause für Augen machen werden, wenn er davon erzählt. Und plötzlich fängt er
doch zu laufen an. Jetzt hat er es eilig, heimzukommen und die frohe Botschaft
auszuposaunen.
„Örrö örrö heia, Tütü!“ schreit
Regine lebhaft. So herrlich ist sie noch nie Kinderwagen gefahren, wie mit
diesem munteren Pferdchen, das Tütü heißt.
Auf der Stufe vor dem
Hauseingang sitzen Guggi und Moppi, die Schwester von Peng. Moppi laufen
glitzernde Tränen die Nase hinunter.
„Ist Mutti schon da?“ fragt
Brüder, während Puck an Guggi emporhüpft und sich freut, daß sie da ist.
„Geh weg!“ sagt Guggi zu ihm.
Sie hat jetzt keine Zeit für Puck. „Mutti ist noch nicht da.“ Regine kräht und
klatscht in die Hände. Aber Guggi winkt ab.
„Was habt ihr denn?“ fragt
Brüder und kommt näher.
„Beim Hausmeister war die
Polizei!“ Guggi flüstert, damit es niemand außer Brüder hört. „Der Peng soll
gestohlen haben!“
„Das ist nicht wahr!“ schluchzt
Moppi erschüttert. „Peng stiehlt nicht!“
„Gestohlen?“ fragt Brüder und
versteht nicht gleich.
„Ja! Gestohlen! Sachen, die ihm
nicht gehören!“ erklärt Guggi. „Und dann ist die Polizei gekommen, um ihn
mitzunehmen!“
„Er hat aber nicht geklaut!“
beteuert Moppi. Die Tränen stürzen unaufhaltsam über ihr Gesicht.
„Was soll er denn gestohlen
haben?“
„Ach, das ist doch egal. Wäsche
oder irgendwas!“ antwortet Guggi. „Sein Vater hat ihn gleich verhauen. Er
glaubt nicht, daß Peng es nicht gewesen ist. Und jetzt ist Peng weggelaufen! Er
soll ins Gefängnis!“
Brüders Atem wird immer kürzer.
Gestohlen? Sachen, die ihm nicht gehören, geklaut? „Kommt man denn da ins
Gefängnis?“ fragt er heiser.
„Na klar! Wenn es die Leute
anzeigen!“
Brüder macht die Augen zu. Wem gehören Brigga und
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