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Schwestern schenkt der liebe Gott

Schwestern schenkt der liebe Gott

Titel: Schwestern schenkt der liebe Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.Z. Thomas
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sie leise, leise ir das Zimmer. Guggi wartet
auf dem Korridor. Sie kann jedes Wort aus der Küche verstehen.
    „A ta i ta o pa ta i!“ sagt
Regine.
    Der Käptn kommt ihr japanisch:
„Ana ni ya shi e-tomo wo!“
    „Ana all na in pa u!“ gibt
Regine zurück.
    „Prost Mahlzeit!“ schreit
Karolin’ aus Käptn Kraffs Zimmer, aber niemand achtet auf sie.
    „Was meint sie denn?“ fragt
Tante Käthe.
    „Dschä“, beginnt der Käptn, und
Guggi kommt es vor, als sei seine Stimme noch tiefer als sonst, „das ist gar
nicht so einfach auseinanderzuklamüsem. Regine will wissen, warum ich nicht
schon längst so’n lütten Schieter hab’ wie sie!“
    „So so“, sagt Tante Käthe
ziemlich ungläubig.
    „Atta örrö mömmöm!“ kräht
Regine.
    „Und es wäre doch eine Sünde
und Schande, daß ein alter Fahrensmann noch immer unbehaust sei und ganz allein
auf der Welt!“
    „Oouh, Kaptein, wat hest du
vor!“ kreischt Karolin’. Da macht Brüder die Türe hinter sich zu und kommt
zurück. Guggi legt beschwörend einen Finger auf ihren Mund. Brüder bleibt neben ihr auf dem Korridor stehen und sieht sie mit
fragenden Augen an.
    „Apo jo po aui heissa!“ ruft
Regine in der Küche.
    „Und was bedeutet das?“ fragt
Tante Käthe.
    Der Käptn räuspert sich
umständlich. „Dschä, ich wär’ ja leider nicht mehr der Allerjüngste, meint sie.
Und Schönere gäb’ es bestimmt auch ‘ne Menge, meint sie. Aber ich sollt’ man
trotzdem Tante Käthe fragen, ob sie nicht ‘n büschen Lust hätt’, Frau Kapitän
zu werden!“
    „Christian, hat sie das
wirklich gesagt?“ fragt Tante Käthe. „Auf mein Wort! Das hat sie gesagt!“
    „Komm“, sagt Guggi zu Brüder , „das ist nichts für kleine Jungen!“
    „Warum nicht?“
    „Fängst du schon wieder an mit
deinem gräßlichen Warum?“
    „Aber Regine ist doch auch drin!“
    „Ja“, meint Guggi langgedehnt,
„die muß dabeisein! Sie muß dem Käptn ja vorsagen, was er Tante Käthe erklären
soll!“
     
     

Schwestern muß
man genau untersuchen
     
    Brüder kann nur den Kopf über sich schütteln. Da hat er werweißwas angestellt, weil er enttäuscht
darüber gewesen ist, daß er nicht mehr wie früher der Mittelpunkt der Familie
war. Und plötzlich ist das nun gar nicht mehr wichtig für ihn.
    Er läßt Guggi dem Vater und der
Mutter vom Häuschen der Annabodätsch erzählen, und in ihrer Begeisterung klingt
es beinahe so, als hätte sie es entdeckt.
    Brüder steht dabei und freut sich. Vor ein paar Tagen wäre er noch zersprungen, wenn jemand
seine Schwester gelobt hätte und nicht ihn. Heute tut er, als wäre er wunder
wie erhaben darüber. Was hat man schon vom Lob? Von einer Anerkennung? Aber ‘ne
Schwester wie Guggi, das ist was!
    Herr Günther nimmt sofort sein
Rad und fährt zur Annabodätsch. Er will wissen, ob er das Häuschen wirklich
bekommen kann.
    Die Annabodätsch fällt aus
allen Wolken, als er davon anfängt. Es sollte ja ein Geheimnis zwischen ihr und
Professor Katermann bleiben, nicht wahr?
    „Brüder ist doch eine verflixte
Nudel!“ sagt sie und muß lachen.
    Herr Günther erzählt ihr von
seinen Wohnungssorgen, und schließlich ist die Annabodätsch bereit, ihr Haus
aufzugeben und in die Wohnung von Günthers zu ziehen. Das Grundstück ist nicht
einmal sehr teuer, und sie einigen sich darüber, wie Herr Günther es allmählich
abzahlen kann.
    „Aber ich gebe es Ihnen nur“,
erklärt die Annabodätsch, „weil ich Ihre Kinder so gut leiden kann.“
    „Danke“, erwidert Herr Günther
und verzieht die Nase. „Andere Leute sind leider nicht Ihrer Ansicht!“
    „Ach“, sagt die Annabodätsch,
„denen gefällt wahrscheinlich nicht, daß die Kinder heutzutage selbständiger
sind, als wir es in unserer Jugend sein durften. Damals wurde nur befohlen, und
es mußte gehorcht werden. Heute sehen die Kinder zu, wie sie selber frühzeitig
mit sich zurechtkommen, denn die Erwachsenen haben immer weniger Zeit für sie.“
    Herr Günther nickt.
„Selbständige Kinder“, gibt er zu, „sind sicher oft unbequeme Kinder. Aber
dafür wissen sie schon von klein auf, daß sie selber die Flügel bewegen müssen,
wenn sie fliegen wollen, und daß es allein an ihnen liegt, wie weit sie im
Leben kommen!“
    Er verabschiedet sich von der
Annabodätsch und fährt mit der frohen Botschaft nach Hause zurück.
    Frau Zattersteg schließt gerade
ihre Wohnungstür auf.
    „Nun werden Sie uns früher los,
als ich gedacht habe“, sagt er vergnügt zu

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