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Schwesternmord

Schwesternmord

Titel: Schwesternmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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überlebt.«
    Die Frau nickte. »Sie haben sie am späten Abend gefunden. Da hatte sie schon stundenlang in der Grube gesessen. Als sie sie rausgezogen haben, hat sie kaum ein Wort gesprochen. Sie war wie ein Zombie. Ein paar Wochen darauf ist ihre Familie weggezogen. Ich weiß nicht, wohin sie gegangen sind.«
    »Was wurde aus Elijah?«
    Miss Clausen zuckte mit den Achseln. »Was glauben Sie denn, was passiert ist? Er hat steif und fest behauptet, es sei nur ein dummer Streich gewesen. Nichts anderes als das, was wir tagtäglich in der Schule mit Alice machten. Und es ist wahr, wir haben sie alle gequält. Wir haben ihr alle das Leben zur Hölle gemacht. Aber Elijah hat noch eins draufgesetzt mit seiner Aktion.«
    »Wurde er denn nicht bestraft?«
    »Wenn einer erst vierzehn ist, kriegt er immer noch eine zweite Chance. Besonders, wenn sie einen zu Hause brauchen. Wenn der Vater ständig betrunken ist und noch eine neunjährige Cousine mit im Haus wohnt.«

    »Amalthea«, sagte Maura leise.
    Miss Clausen nickte. »Stellen Sie sich doch mal vor, wie das gewesen sein muss, als kleines Mädchen in diesem Haus. In einer Familie von Monstern aufzuwachsen.«
    Monster .
    Die Luft im Raum schien plötzlich wie geladen. Mauras Hände waren eiskalt. Sie dachte an Amaltheas wirres Gerede. Geh weg, bevor er dich sieht.
    Und sie dachte an die Schrammen in ihrer Autotür, wie von Klauen gezogen. Das Zeichen der Bestie .
    Maura schreckte hoch, als sie hinter sich ein Knarren hörte. Sie drehte sich um und sah Rizzoli in der Tür stehen.
    »Sie sind auf etwas gestoßen«, sagte Rizzoli.
    »Was ist es?«
    »Holz. Eine Art Platte, gut einen halben Meter unter dem Boden. Sie sind gerade dabei, sie freizuschaufeln.« Sie deutete auf die Kiste mit den Schaufeln. »Jetzt brauchen wir die da.«
    Maura trug die Kiste in den Keller. Sie sah, dass die ausgehobene Erde nun schon einen Wall bildete, der einen Graben von knapp zwei Metern Länge säumte.
    Die Länge eines Sarges.
    Detective Corso, der jetzt den Spaten schwang, blickte zu Maura auf. »Die Holzplatte fühlt sich ziemlich dick an. Aber hören Sie mal.« Er schlug mit dem Spaten darauf. »Das Ding ist nicht massiv. Da ist Luft drunter.«
    »Soll ich dich ablösen?«, fragte Yates.
    »Ja, mein Rücken macht nicht mehr lange mit.« Corso übergab ihm den Spaten.
    Yates sprang in die Grube, und seine Schuhe landeten mit einem dumpfen, hohlen Geräusch auf dem Holz. Wild entschlossen begann er, das Erdreich zu beackern, schaufelte es auf einen rapide anwachsenden Haufen. Niemand sprach ein Wort, während die Holzplatte Stück für Stück freigelegt wurde. Die zwei Scheinwerfer tauchten den Graben in ein grelles Licht, und Yates’ Silhouette tanzte wie
eine Marionette an der Kellerwand. Die anderen sahen ihm dabei zu, stumm wie Grabräuber, die gebannt darauf warten, den ersten Blick in die Kammer mit dem Sarkophag werfen zu können.
    »So, jetzt habe ich die eine Ecke freigelegt«, sagte Yates schwer atmend, während der Spaten über das Holz kratzte. »Sieht aus wie eine Art Kiste. Ich hab schon mit dem Spaten eine Kerbe reingehauen. Ich will das Holz nicht noch mehr beschädigen.«
    »Ich habe die Handschaufeln und die Besen«, sagte Maura.
    Yates richtete sich keuchend auf und kletterte aus dem Loch. »Okay. Vielleicht können Sie inzwischen die lose Erde rausschaufeln. Wir machen zuerst ein paar Fotos, bevor wir die Kiste aufstemmen.«
    Maura und Gary sprangen in die Grube, und sie spürte, wie die Platte unter ihrem Gewicht erzitterte. Sie fragte sich, welche Schrecken sich wohl unter den schmutzverkrusteten Brettern verbargen, und sie hatte plötzlich die grässliche Vision, dass das morsche Holz einbrechen und sie auf moderndes Fleisch fallen könnte. Doch sie ignorierte das wilde Klopfen ihres Herzens, kniete sich hin und begann, die Erde von der Platte zu kehren.
    »Gebt mir auch so einen Handbesen«, sagte Rizzoli und wollte schon zu ihnen in die Grube springen.
    »Nein, Sie nicht«, sagte Yates. »Warum schalten Sie nicht mal einen Gang zurück?«
    »Ich bin nicht behindert. Ich will nicht einfach nur rumstehen und gar nichts tun.«
    Yates lachte nervös. »Tja, und wir wollen nicht, dass Sie da unten plötzlich die Wehen kriegen. Und ich habe auch keine große Lust, das später Ihrem Mann erklären zu müssen.«
    »Hier unten ist sowieso nicht genug Platz, Jane«, sagte Maura.
    »Na, dann lasst mich wenigstens die Lampen neu ausrichten, damit ihr seht, was ihr

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