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Schwesternmord

Schwesternmord

Titel: Schwesternmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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tut.«

    Rizzoli verstellte einen der Scheinwerfer, und nun fiel der Lichtstrahl genau in die Ecke, in der Maura gerade arbeitete. Als sie die Stelle mit dem Handbesen von Erde gereinigt hatte, kamen kleine Rostflecken zum Vorschein. »Ich kann hier alte Nagelköpfe erkennen«, sagte sie.
    »Ich habe ein Stemmeisen im Auto«, sagte Corso. »Ich gehe es rasch holen.«
    Maura kehrte weiter Erde weg und legte die verrosteten Köpfe weiterer Nägel frei. In der engen Grube konnte sie sich kaum rühren, und ihr Nacken und ihre Schultern begannen zu schmerzen. Sie richtete sich auf, um ihren Rücken zu strecken, und hörte ein klirrendes Geräusch hinter sich.
    »Hey«, sagte Gary. »Seht euch das mal an.«
    Maura drehte sich um und sah, dass Gary mit seiner Schaufel gegen ein zwei oder drei Zentimeter langes Stück eines abgebrochenen Rohrs gestoßen war.
    »Kommt hier am Rand senkrecht durch die Holzplatte hoch, wie’s scheint«, sagte Gary. Mit bloßen Händen betastete er vorsichtig das rostige Rohrstück und durchstieß dabei den Pfropfen aus Erde, der es oben verschloss. »Warum steckt jemand ein Stück Rohr in eine …« Er hielt inne und sah Maura an.
    »Es ist ein Luftloch«, sagte sie.
    Gary schaute perplex auf die Bretter unter seinen Knien. Leise stieß er hervor: »Was zum Teufel ist da drunter?«
    »Kommt mal da raus, ihr beiden«, sagte Pete. »Wir machen jetzt die Fotos.«
    Yates streckte die Hand aus, um Maura herauszuhelfen, und als sie aus der Grube stieg, wurde ihr plötzlich ein wenig schwindlig, weil sie zu schnell aufgestanden war. Sie blinzelte, benommen vom Blitzlicht der Kamera. Vom unwirklich hellen Glanz der Scheinwerfer und den Schatten, die an den Wänden tanzten. Sie ging zur Treppe und setzte sich. Zu spät fiel ihr ein, dass die Stufe, auf der sie sich niedergelassen hatte, mit Blut getränkt war.

    »Okay«, sagte Pete. »Machen wir sie auf.«
    Corso kniete sich neben das Loch und klemmte die Spitze des Stemmeisens unter eine Ecke des Deckels. Dann versuchte er mit aller Kraft, den Deckel anzuheben. Sie hörten die rostigen Nägel kurz quietschen.
    »Da rührt sich nichts«, sagte Rizzoli.
    Corso machte eine Verschnaufpause. Er wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß vom Gesicht und hinterließ dabei einen Schmutzfleck auf seiner Stirn. »Mann, dafür wird mein Rücken morgen tüchtig büßen.« Wieder klemmte er die Spitze des Eisens unter den Deckel. Diesmal gelang es ihm, sie ein Stück weiter hineinzustoßen. Er holte tief Luft und warf sein ganzes Gewicht auf das Hebelende.
    Die Nägel lösten sich mit einem hässlichen Kreischen.
    Corso warf das Stemmeisen hin. Er und Yates beugten sich über die Kiste, packten den Rand des Deckels und hoben ihn an. Einen Moment lang sagte keiner ein Wort. Sie starrten alle in den Hohlraum, der im grellen Schein der Lampen offen dalag.
    »Ich kapier’s nicht«, sagte Yates.
    Die Kiste war leer.
     
    Als sie an diesem Abend nach Boston zurückfuhren, glänzte der Highway regennass, und die Scheibenwischer von Mauras Wagen schlugen einen langsamen, hypnotisierenden Rhythmus auf der beschlagenen Windschutzscheibe.
    »All das Blut in der Küche«, sagte Rizzoli. »Sie wissen, was das bedeutet. Amalthea hat schon vorher gemordet. Nikki und Theresa Wells waren nicht ihre ersten Opfer.«
    »Sie war nicht allein in diesem Haus, Jane. Ihr Cousin Elijah hat auch dort gewohnt. Es könnte genauso gut er gewesen sein.«
    »Sie war neunzehn, als die Sadlers verschwanden. Da muss sie doch gewusst haben, was in ihrer eigenen Küche vorging.«
    »Das heißt noch lange nicht, dass sie es auch getan hat.«

    Rizzoli sah sie von der Seite an. »Sie glauben an O’Donnells Theorie? Über die Bestie?«
    »Amalthea ist schizophren. Erklären Sie mir doch bitte, wie jemand mit einer so gestörten Psyche zwei Frauen ermorden und dann den absolut logischen Schritt vollziehen kann, die Leichen zu verbrennen und so ihre Spuren zu verwischen.«
    »So geschickt hat sie sich dabei nun auch wieder nicht angestellt. Sie wurde geschnappt, haben Sie das schon vergessen?«
    »Die Polizei in Virginia hatte einfach Glück. Dass sie ihnen bei einer routinemäßigen Verkehrskontrolle aufgefallen ist, war nicht gerade ein Beispiel für brillante Ermittlungsarbeit.« Maura blickte starr geradeaus auf die leere Straße, über die Nebelschwaden waberten. »Sie hat alle diese Frauen nicht allein umgebracht. Jemand muss ihr dabei geholfen haben – jemand, der seine Fingerabdrücke in ihrem

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