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Schwesternmord

Schwesternmord

Titel: Schwesternmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Wagen hinterlassen hat. Jemand, der von Anfang an dabei war.«
    »Ihr Cousin?«
    »Elijah war erst vierzehn, als er dieses Mädchen lebendig vergrub. Welcher Junge tut so etwas? Zu was für einem Mann muss so ein Teenager heranwachsen?«
    »Das mag ich mir gar nicht vorstellen.«
    »Ich glaube, wir wissen es beide«, sagte Maura. »Wir haben beide das Blut in dieser Küche gesehen.«
    Der Lexus surrte über den Asphalt. Der Regen hatte aufgehört, doch die Luft dampfte noch, und feine Tröpfchen legten sich auf die Windschutzscheibe.
    »Wenn sie die Sadlers wirklich auf dem Gewissen haben«, sagte Rizzoli, »dann stellt sich doch die Frage …« Sie sah Maura an. »Was haben sie mit Karen Sadlers Baby gemacht?«
    Maura schwieg. Sie starrte unverwandt auf den Highway. Immer geradeaus, keine Abstecher, keine Umwege. Fahr einfach weiter.

    »Sie wissen doch, worauf ich hinauswill?«, sagte Rizzoli. »Vor fünfundvierzig Jahren haben die Lanks, Cousin und Cousine, eine schwangere Frau ermordet. Von dem Baby fehlt jede Spur. Fünf Jahre später taucht Amalthea Lank in Van Gates’ Kanzlei in Boston auf und hat zwei neugeborene Töchter zu verkaufen.«
    Maura hielt das Lenkrad mit tauben Fingern umklammert.
    »Was, wenn es gar nicht ihre Babys waren?«, sagte Rizzoli. »Was, wenn Amalthea in Wahrheit gar nicht Ihre Mutter ist?«

23
    Mattie Purvis saß in völliger Dunkelheit und fragte sich, wie lange es wohl dauerte, bis ein Mensch verhungert war. Sie brauchte ihre Essensvorräte zu schnell auf. Nur noch sechs Riegel Schokolade, eine halbe Packung Kräcker und ein paar Streifen Trockenfleisch waren in der Tüte. Ich muss es mir einteilen, dachte sie. Es muss reichen, bis …
    Bis was? Bis ich stattdessen verdurstet bin?
    Sie biss ein kostbares Stückchen Schokolade ab und war schwer versucht, noch einmal hineinzubeißen, doch ihre Willenskraft war stärker als der Hunger. Sorgfältig wickelte sie den Rest des Riegels für später ein. Im äußersten Notfall kann ich immer noch das Papier essen, dachte sie. Papier ist doch essbar, oder nicht? Es wird aus Holz gemacht, und Hirsche fressen die Rinde von den Bäumen, wenn sie hungrig sind, also muss es einen gewissen Nährwert haben. Ja, heb das Papier auf. Halt es sauber. Widerstrebend legte sie die angebrochene Schokoladentafel in die Tüte zurück. Sie schloss die Augen und dachte an Hamburger und Brathähnchen und all die anderen verbotenen Köstlichkeiten, auf die sie verzichtet hatte, seit Dwayne einmal gesagt hatte, schwangere Frauen erinnerten ihn an Kühe. Womit er sagen wollte, dass sie ihn an eine Kuh erinnerte. Danach hatte sie zwei Wochen lang nur noch Salat gegessen, bis ihr eines Tages schwindlig geworden war und sie sich auf den Boden hatte setzen müssen, mitten im Kaufhaus. Dwayne war knallrot geworden, während die besorgten Damen sich um sie geschart und ihn immer wieder gefragt hatten, ob seiner Frau nicht gut sei. Er hatte sie alle abgewimmelt und Mattie ins Ohr gezischt, sie solle gefälligst aufstehen. Das Image war alles, wie er zu sagen pflegte, und nun musste Mr. BMW zusehen, wie sich seine Kuh von einer Frau in ihrer Umstandsstretchhose
auf dem Boden des Kaufhauses wälzte. Ja, ich bin eine Kuh, Dwayne. Eine dicke, fette, prächtige Kuh, die dein Baby im Bauch trägt. Und jetzt komm schon und rette uns, verdammt noch mal. Rette uns, rette uns.
    Über ihr knarrte eine Diele.
    Sie blickte auf, als ihr Entführer sich näherte. Inzwischen konnte sie ihn schon am Gang erkennen – er war leicht und leise wie der einer anschleichenden Katze. Bei jedem seiner Besuche hatte sie ihn angefleht, sie doch freizulassen. Und jedes Mal war er einfach wieder gegangen und hatte sie in ihrer Kiste zurückgelassen. Und jetzt wurde das Essen allmählich knapp, und das Wasser auch.
    »Lady.«
    Sie antwortete nicht. Soll er doch ruhig ein bisschen rätseln, dachte sie. Er wird sich besorgt fragen, ob ich wohlauf bin, und er wird die Kiste wohl oder übel aufmachen müssen. Er muss mich am Leben halten, sonst entgeht ihm doch sein kostbares Lösegeld.
    »Antworten Sie mir, Lady.«
    Sie schwieg beharrlich. Alles andere hat nicht funktioniert, dachte sie. Vielleicht wird das ihm Angst einjagen. Vielleicht wird er mich jetzt endlich rauslassen.
    Ein Stampfen auf der Erde über ihr. »Sind Sie da?«
    Wo soll ich denn sonst sein, du Arschloch?
    Eine lange Pause. »Also, wenn Sie schon tot sind, hat’s ja wenig Sinn, Sie auszugraben. Oder?« Die Schritte entfernten

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