Schwesternmord
Autos. Okay, schauen Sie mal. Das ist sie doch, nicht wahr?«
In der Ferne war Matties Kopf zu erkennen; sie ging an einer Reihe von Autos vorbei. Dann verschwand sie von der Bildfläche, und kurz darauf setzte ein blaues Auto rückwärts aus einer Parklücke und fuhr aus dem Bild.
»Das ist alles, was wir haben«, sagte Larry. »Sie kommt aus dem Gebäude, steigt in ihren Wagen und fährt davon. Was immer ihr zugestoßen ist, es ist nicht auf unserem Gelände passiert.« Er griff nach der Fernbedienung.
»Warten Sie«, sagte Rizzoli.
»Was?«
»Spulen Sie zurück.«
»Wie weit?«
»Ungefähr dreißig Sekunden.«
Larry drückte auf eine Taste, und auf dem Monitor wirbelten die Digitalpixel für ein paar Sekunden wild durcheinander, um sich dann wieder zu dem Bild des Parkplatzes zusammenzusetzen. Und da war Mattie; sie bückte sich gerade, um in ihren Wagen einzusteigen. Rizzoli stand auf, ging zum Monitor und sah gebannt zu, wie Mattie davonfuhr – und wie kurz darauf etwas Weißes aufblitzte und in einer Ecke des Bildausschnitts vorüberhuschte, in derselben Richtung wie Matties BMW.
»Stopp«, sagte Rizzoli. Das Bild hielt an, und Rizzoli tippte mit dem Finger auf den Bildschirm. »Da. Der weiße Lieferwagen.«
»Er bewegt sich parallel zum Wagen des Opfers«, sagte Frost. Des Opfers. Er ging bereits vom Schlimmsten aus, was Matties Schicksal betraf.
»Ja, und?«, fragte Larry.
Rizzoli sah Fishman an. »Kennen Sie dieses Fahrzeug?«
Die Ärztin zuckte mit den Achseln. »Ich sehe mir Autos nie so genau an. Mit Marken und Modellen kenne ich mich überhaupt nicht aus.«
»Aber haben Sie diesen weißen Lieferwagen schon einmal gesehen?«
»Ich weiß nicht. Für mich sieht er aus wie jeder andere weiße Lieferwagen.«
»Warum interessieren Sie sich für diesen Lieferwagen?«, fragte Larry. »Ich meine, Sie können doch sehen, dass sie unbehelligt in ihren Wagen steigt und wegfährt.«
»Spulen Sie noch einmal zurück«, sagte Rizzoli.
»Wollen Sie diese Sequenz noch einmal sehen?«
»Nein, ich will noch weiter zurückgehen.« Sie sah wieder Fishman an. »Sie sagten, Matties Termin sei um halb zwei gewesen?«
»Ja.«
»Gehen Sie zurück auf dreizehn Uhr.«
Larry betätigte die Fernbedienung. Wieder löste das Bild
sich in einzelne Pixel auf, wieder setzten sie sich neu zusammen. Die Uhr in der Bildecke stand auf 13:02.
»Das passt schon«, sagte Rizzoli. »Lassen wir es von hier ab laufen.«
Während die Sekundenanzeige vorrückte, sahen sie, wie verschiedene Autos ins Bild rollten und wieder verschwanden. Wie eine Frau zwei kleine Kinder aus ihren Sitzen hob und mit ihnen über den Parkplatz ging, eins an jeder Hand.
Um 13:08 tauchte der weiße Lieferwagen auf. Er fuhr langsam an der Reihe der geparkten Fahrzeuge vorbei, dann verschwand er aus dem Gesichtsfeld der Kamera.
Um 13:25 kam Mattie Purvis’ blauer BMW auf den Parkplatz gefahren. Sie war teilweise verdeckt von den Autos, die zwischen ihr und der Kamera standen, und sie sahen nur den oberen Teil ihres Kopfes, als sie ausstieg und entlang der Parkreihe zum Klinikeingang ging.
»Reicht das?«, fragte Larry.
»Lassen Sie es noch weiterlaufen.«
»Wonach suchen wir denn?«
Rizzoli merkte, wie ihr Puls schneller ging. »Danach«, sagte sie leise.
Der weiße Lieferwagen war wieder zu sehen. Im Schritttempo fuhr er die Reihe der geparkten Autos ab. Und hielt dann zwischen der Kamera und dem blauen BMW an.
»Mist!«, platzte Rizzoli heraus. »Er versperrt uns die Sicht! Wir können nicht sehen, was der Fahrer macht.«
Sekunden später fuhr der Lieferwagen weiter. Das Gesicht des Fahrers war in keiner Einstellung zu erkennen gewesen, und auch das Kennzeichen hatten sie nicht sehen können.
»Was hat das alles zu bedeuten?«, fragte Dr. Fishman.
Rizzoli sah Frost an. Sie musste kein Wort sagen; er wusste genauso gut wie sie, was sich auf diesem Parkplatz abgespielt hatte. Der Platte. Theresa und Nikki Wells hatten auch einen Platten.
So findet er sie, dachte sie. Der Parkplatz einer Klinik. Schwangere Frauen, die zu ihren Arztterminen kommen.
Mit einem raschen Schnitt den Reifen aufgeschlitzt, und dann heißt es nur noch warten. Und dem Opfer folgen, wenn es den Parkplatz verlässt. Und wenn sie dann am Straßenrand anhält, bist du schon da, direkt hinter ihr.
Bereit, ihr deine Hilfe anzubieten.
Während Frost fuhr, saß Rizzoli schweigend neben ihm und dachte über das Leben nach, das sie in ihrem Leib barg. Daran, wie dünn
Weitere Kostenlose Bücher