Schwesternmord
zusammengerollt und mit ineinander verschränkten Gliedmaßen. Erst letzte Woche war Mattie Purvis an ebendiesem Plakat vorbeigegangen.
»Die Sache mit Mattie geht uns allen hier sehr zu Herzen«, sagte Dr. Fishman. »Sie ist so eine liebenswerte Frau. Und sie freut sich so unbändig auf ihr Baby.«
»Bei ihrer letzten Untersuchung – war da alles in Ordnung?«, fragte Rizzoli.
»O ja. Deutliche fetale Herztöne, gute Lage. Es sah alles ganz prima aus.« Fishman drehte sich zu Rizzoli um. Mit Zorn in der Stimme fragte sie: »Glauben Sie, dass es der Ehemann war?«
»Wieso fragen Sie?«
»Ist es denn nicht meistens der Ehemann? Er war nur ein einziges Mal mit ihr hier, gleich zu Anfang. Und die ganze Zeit über hat er heraushängen lassen, wie sehr er sich langweilte. Danach ist Mattie immer allein zu ihren Terminen gekommen. Das ist für mich immer der entscheidende Hinweis. Wenn zwei Leute zusammen ein Baby machen, sollten sie gefälligst auch zusammen hier erscheinen. Aber das ist nur meine persönliche Meinung.« Sie öffnete eine Tür. »Das ist unser Besprechungsraum.«
Larry von der Sicherheitsfirma Minute Man wartete schon auf sie. »Ich habe das Video für Sie vorbereitet«, sagte er. »Ich habe es auf den Zeitrahmen eingeschränkt, für den Sie sich interessieren. Dr. Fishman, Sie müssten sich dann bitte die Aufnahme ansehen und mir Bescheid sagen, wenn Sie Ihre Patientin auf dem Video erkennen.«
Dr. Fishman seufzte und nahm auf einem Stuhl vor dem Bildschirm Platz. »Das ist das erste Mal, dass ich mir so was ansehen muss.«
»Da können Sie froh sein«, meinte Larry. »Meistens sind diese Filme einfach nur todlangweilig.«
Rizzoli und Frost nahmen links und rechts von Fishman Platz. »Okay«, sagte Rizzoli, »dann zeigen Sie uns mal, was Sie haben.«
Larry drückte die Starttaste.
Auf dem Monitor war der Haupteingang der Klinik zu sehen. Es war ein schöner Tag, das Sonnenlicht glitzerte auf den Dächern einer Reihe von Autos, die vor dem Gebäude parkten.
»Diese Kamera sitzt am Ende eines Laternenpfahls auf dem Parkplatz«, erklärte Larry. »Unten sehen Sie die Zeit eingeblendet. Vierzehn Uhr zwei.«
Ein Saab tauchte auf und fuhr in eine Parklücke. Die Fahrertür ging auf, und eine groß gewachsene, brünette Frau stieg aus. Sie ging gemächlich auf den Eingang zu und verschwand im Gebäude.
»Matties Termin war um halb zwei«, sagte Dr. Fishman. »Vielleicht sollten Sie ein Stück zurückspulen.«
»Warten Sie noch einen Moment«, sagte Larry. »Da. Vierzehn Uhr dreißig. Ist sie das?«
Eine Frau hatte gerade das Gebäude verlassen. Sie trat ins Freie, blieb kurz stehen und hielt sich die Hand vor die Augen, als ob die Sonne sie blendete.
»Das ist sie«, sagte Dr. Fishman. »Das ist Mattie.«
Mattie entfernte sich jetzt von der Klinik; sie bewegte sich mit jenem unbeholfenen Watschelgang, der so charakteristisch für hochschwangere Frauen ist. Sie ging langsam und kramte im Gehen in ihrer Handtasche nach dem Autoschlüssel. Dabei wirkte sie abwesend, achtete nicht auf ihre Umgebung. Plötzlich blieb sie stehen und blickte sich verwirrt um, als hätte sie vergessen, wo sie geparkt hatte. Ja, das ist eine Frau, der man auch zutrauen würde, dass sie nicht merkt, wenn sie einen Platten hat, dachte Rizzoli. Jetzt machte Mattie kehrt und ging in eine ganz andere Richtung, bis sie schließlich aus dem Blickfeld der Kamera verschwand.
»Ist das alles, was Sie haben?«, fragte Rizzoli.
»Das war es doch, was Sie wollten, oder?«, fragte Larry. »Eine Bestätigung für die Uhrzeit, um die sie das Gebäude verlassen hat?«
»Aber wo ist ihr Wagen? Wir sehen nicht, wie sie in ihren Wagen einsteigt.«
»Gibt es denn irgendwelche Zweifel daran, dass sie das getan hat?«
»Ich will einfach nur sehen, wie sie den Parkplatz verlässt.«
Larry stand auf und ging zum Videorekorder. »Da gibt es noch eine andere Perspektive, die ich Ihnen zeigen kann, von einer Kamera, die ganz am anderen Ende des Parkplatzes steht«, sagte er, während er die Kassette wechselte. »Aber ich glaube nicht, dass Ihnen das sehr viel bringt, weil sie so weit weg ist.« Er nahm die Fernbedienung und drückte wieder die Starttaste.
Ein neues Bild tauchte auf. Diesmal war nur eine Ecke des Klinikgebäudes zu sehen; der größte Teil des Bildschirms war mit parkenden Autos ausgefüllt.
»Die Klinik teilt sich den Parkplatz mit der Chirurgischen Klinik gegenüber«, sagte Larry. »Deshalb sehen Sie hier so viele
Weitere Kostenlose Bücher