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Schwesternmord

Schwesternmord

Titel: Schwesternmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Schließfach, legte ihre Armbanduhr dazu, ihren Gürtel und ihre Autoschlüssel. Aber selbst mit meiner Kreditkarte, meinem Führerschein und meiner Sozialversicherungsnummer, dachte sie, weiß ich noch immer nicht, wer ich wirklich bin. Der einzige Mensch, der die Antwort kennt, wartet auf der anderen Seite dieser Absperrung auf mich.
    Sie betrat die Besucherschleuse, zog die Schuhe aus, stellte sie zur Inspektion auf die Ablage und ging dann durch den Metalldetektor.
    Eine Aufseherin nahm sie in Empfang. »Dr. Isles?«
    »Ja.«
    »Sie haben um einen Raum für ein persönliches Gespräch gebeten?«
    »Ich muss die Gefangene unter vier Augen sprechen.«
    »Sie werden trotzdem per Video überwacht werden. Ist Ihnen das klar?«
    »Solange unser Gespräch vertraulich bleibt.«
    »Es ist derselbe Raum, in dem die Insassinnen sich mit ihren Anwälten treffen. Sie werden also ungestört sein.« Die Aufseherin führte Maura durch den Tagesraum und weiter einen Flur entlang, an dessen Ende sie eine Tür aufsperrte und Maura durchwinkte. »Wir bringen sie her. Nehmen Sie schon mal Platz.«
    Maura betrat den Besprechungsraum und erblickte einen Tisch und zwei Stühle. Sie nahm auf dem Stuhl Platz, von dem aus sie die Tür im Blick hatte. In die Wand zum Flur war ein Plexiglasfenster eingelassen, und aus zwei gegenüberliegenden Ecken des Zimmers blickten Überwachungskameras auf sie herab. Sie wartete. Trotz der Klimaanlage
waren ihre Hände schweißnass. Als sie nach einer Weile aufblickte, fuhr sie erschrocken zurück. Durch das Fenster starrten Amaltheas dunkle, ausdruckslose Augen sie an.
    Die Aufseherin führte Amalthea ins Zimmer und ließ sie auf dem anderen Stuhl Platz nehmen. »Sie redet heute nicht viel. Ich kann Ihnen nicht garantieren, dass Sie auch nur ein Wort aus ihrem Mund hören werden, aber bitte, hier ist sie.« Die Aufseherin bückte sich, legte eine Stahlschelle um Amaltheas Knöchel und schloss sie am Tischbein fest.
    »Ist das wirklich nötig?«, fragte Maura.
    »Das ist nun mal Vorschrift – nur zu Ihrer Sicherheit.« Die Aufseherin richtete sich auf. »Wenn Sie fertig sind, drücken Sie diesen Knopf hier an der Sprechanlage. Dann kommen wir und holen sie.« Sie tätschelte Amalthea die Schulter. »So, jetzt unterhältst du dich schön mit der Dame, Schätzchen, okay? Sie ist den ganzen weiten Weg gekommen, nur um dich zu sehen.« Mit einem stummen Blick wünschte sie Maura viel Glück, verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich zu.
    Ein paar Sekunden verstrichen.
    »Ich war letzte Woche hier, um dich zu besuchen«, sagte Maura. »Erinnerst du dich?«
    Amalthea saß zusammengesunken auf ihrem Stuhl und starrte schweigend auf die Tischplatte.
    »Du hast etwas zu mir gesagt, als ich gerade gehen wollte. Du hast gesagt: Jetzt wirst du auch sterben. Was hast du damit gemeint?«
    Schweigen.
    »Du wolltest mich warnen, nicht wahr? Du wolltest mir sagen, dass ich dich in Ruhe lassen soll. Du wolltest nicht, dass ich in deiner Vergangenheit herumwühle.«
    Wieder Schweigen.
    »Niemand hört uns zu, Amalthea. Wir sind hier ganz unter uns.« Maura legte die Hände auf den Tisch, um zu demonstrieren, dass sie keinen Kassettenrekorder hatte, kein Notizbuch. »Ich bin keine Polizistin. Ich bin keine Staatsanwältin.
Du kannst mir alles sagen, was du willst, und außer mir wird es niemand hören.« Sie beugte sich weiter vor und fügte leise hinzu: »Ich weiß, dass du alles verstehst, was ich sage, jedes Wort. Also sieh mich gefälligst an. Ich habe dieses Spielchen jetzt gründlich satt.«
    Obwohl Amalthea den Kopf nicht hob, war die plötzliche Anspannung in ihren Armen nicht zu übersehen, das Zucken der Muskeln. Sie hört mir sehr wohl zu. Sie ist gespannt, was ich als Nächstes sagen werde.
    »Das war eine Drohung, nicht wahr? Als du mir sagtest, ich würde sterben, wolltest du mir zu verstehen geben, dass ich die Finger von der Sache lassen soll, wenn ich nicht wie Anna enden will. Ich dachte, es sei nur das wirre Gerede einer Psychotikerin, aber du hast es ernst gemeint. Du schützt ihn, habe ich Recht? Du schützt die Bestie.«
    Ganz langsam hob Amalthea den Kopf. Die dunklen Augen richteten sich auf Maura, und ihr Blick war so kalt, so leer, dass ein Frösteln sie überlief. Sie wich zurück.
    »Wir wissen Bescheid über ihn«, sagte Maura. »Wir wissen alles über euch beide.«
    »Was wisst ihr?«
    Maura hatte nicht damit gerechnet, dass sie etwas sagen würde. Sie hatte die Worte so leise

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