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Schwesternmord

Schwesternmord

Titel: Schwesternmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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die Wand aus Haut und Muskelgewebe war, die ihr Baby umhüllte. Eine Messerklinge würde nicht allzu tief schneiden müssen. Ein rascher Schnitt, von oben nach unten durch die Bauchdecke geführt, vom Brustbein bis zur Schamgegend, ohne Rücksicht auf Narben, denn die Wunden würden ohnehin nie verheilen. Die Gesundheit der Mutter spielt keine Rolle. Sie ist nur eine Hülle, die man aufschneidet, um an den Schatz heranzukommen, den sie birgt; damit hat sie ihre Schuldigkeit getan. Sie presste die Hände auf ihren Bauch, und ihr wurde ganz schlecht bei dem Gedanken an das, was Mattie Purvis vielleicht gerade in diesem Moment durchmachte. Mattie selbst waren solche grotesken Bilder mit Sicherheit nicht durch den Kopf gegangen, wenn sie sich im Spiegel betrachtet hatte. Vielleicht hatte sie das Netz der Schwangerschaftsstreifen gesehen, das sich über ihren Bauch zog, und hatte den Verlust ihrer Attraktivität bedauert. Hatte voller Kummer daran gedacht, dass ihr Mann sie jetzt nur noch mit Desinteresse betrachtete, nicht mehr wie früher mit Begehren. Nicht mehr mit Liebe.
    Hast du gewusst, dass Dwayne eine Affäre hatte?
    Sie sah Frost an. »Er muss einen Mittelsmann haben.«
    »Was?«
    »Wenn er sich ein neues Baby beschafft hat, was tut er dann damit? Er muss es zu einem Mittelsmann bringen. Zu jemandem, der die Adoption unter Dach und Fach bringt, der die Papiere aufsetzt. Und ihm das Geld auszahlt.«
    »Van Gates.«

    »Wir wissen, dass er es schon mindestens ein Mal für sie getan hat.«
    »Das war vor vierzig Jahren.«
    »Wie viele weitere Adoptionen hat er seitdem organisiert? Wie viele Babys hat er in Familien untergebracht, die dafür teuer bezahlt haben? Da muss eine Menge Geld drinstecken.« Geld für die teuren Fitnessklamotten der Vorzeigefrau.
    »Van Gates wird nicht bereit sein, uns da weiterzuhelfen.«
    »Keine Chance. Aber wir wissen jetzt, wonach wir Ausschau halten müssen.«
    »Nach dem weißen Lieferwagen.«
    Frost fuhr eine Weile schweigend weiter. »Weißt du was«, sagte er, »wenn dieser weiße Lieferwagen vor seinem Haus auftaucht, dann bedeutet das wahrscheinlich…« Er verstummte.
    Dass Mattie Purvis nicht mehr am Leben ist, dachte Rizzoli.

26
    Mattie lehnte sich mit dem Rücken gegen die eine Kistenwand, stemmte die Füße gegen die andere und drückte. Sie zählte die Sekunden, so lange, bis ihre Beine zitterten und ihr die Schweißperlen im Gesicht standen. Komm schon, noch fünf Sekunden. Zehn. Sie entspannte sich, lag keuchend da und registrierte befriedigt das Kribbeln, das leichte Brennen in ihren Waden- und Oberschenkelmuskeln. Sie hatte sie so gut wie gar nicht bewegt, seit sie in dieser Kiste steckte; zu viele Stunden hatte sie einfach nur in der Ecke gelegen und sich in Selbstmitleid gesuhlt, während ihre Muskeln langsam verkümmert waren. Sie erinnerte sich an die schwere Grippe, mit der sie sich einmal angesteckt hatte. Tagelang hatte sie auf der Nase gelegen, gebeutelt von Fieber und Schüttelfrost. Als sie endlich wieder aus dem Bett gekrochen war, hatte sie sich so schwach gefühlt, dass sie auf allen vieren ins Bad krabbeln musste. Das war das Fatale am langen Liegen: Es raubte einem alle Kraft. Aber sie würde diese Muskeln bald brauchen; sie musste bereit sein, wenn er wiederkam.
    Denn er würde bestimmt wiederkommen.
    Genug geruht. Los, die Füße an die Wand. Und drücken! Sie ächzte; der Schweiß rann ihr von der Stirn. Sie dachte an den Film Die Akte Jane und daran, wie geschmeidig und muskulös Demi Moore als GI Jane beim Krafttraining ausgesehen hatte. Dieses Bild hielt Mattie sich vor Augen, während sie sich gegen die Wände ihres Gefängnisses stemmte. Denk an Muskeln. Und ans Zurückschlagen. Stell dir vor, wie du das Schwein niedermachst.
    Keuchend ließ sie sich wieder gegen die Wand sinken und ruhte sich aus, atmete tief durch, während der Schmerz in ihren Beinen langsam nachließ. Sie wollte die Übung gerade
wiederholen, als sie spürte, wie sich in ihrem Bauch etwas verkrampfte.
    Eine neue Wehe.
    Sie wartete mit angehaltenem Atem und hoffte nur, dass es schnell vorbeigehen würde. Da, es ließ bereits nach. Die Gebärmutter ließ nur ihre Muskeln spielen, genau wie sie selbst. Es war nicht schmerzhaft, aber es war ein Zeichen dafür, dass ihr Termin näher rückte.
    Warte noch, Baby. Ein bisschen musst du dich schon noch gedulden.

27
    Wieder musste Maura sich von sämtlichen Nachweisen ihrer Identität trennen. Sie stellte ihre Handtasche ins

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