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Schwesternmord

Schwesternmord

Titel: Schwesternmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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tust du doch, nicht wahr?«, sagte Amalthea. »Du schneidest sie auf. Entnimmst ihre Organe. Zerlegst ihre Herzen. Warum tust du das?«
    »Mein Beruf verlangt es.«
    »Und warum hast du diesen Beruf gewählt?«
    »Ich bin nicht hier, um über mich zu reden.«
    »O doch. Es geht nur um dich. Darum, wer du wirklich bist.«
    Langsam ließ Maura sich wieder auf den Stuhl sinken. »Warum sagst du es mir nicht einfach?«
    »Du schlitzt Bäuche auf. Tauchst deine Hände in ihr Blut. Wieso glaubst du, dass wir so völlig verschieden sind?« Die Frau war so unmerklich näher gerückt, dass Maura erschrak, als sie aufblickte und Amalthea so dicht vor sich sah. »Schau in den Spiegel. Und du wirst mich sehen.«
    »Wir gehören noch nicht einmal derselben Spezies an.«
    »Wenn du das unbedingt glauben willst, warum soll ich mich dann abmühen, um dich vom Gegenteil zu überzeugen?« Amalthea starrte Maura an, ohne mit der Wimper zu zucken. »Es gibt ja schließlich noch die DNA-Analyse.«
    Maura verschlug es den Atem. Ein Bluff, dachte sie. Amalthea will mich nur auf die Probe stellen, um herauszufinden, ob ich tatsächlich die Wahrheit wissen will. Die DNA lügt nicht. Ein Abstrich aus ihrem Mund würde genügen, und ich hätte meine Antwort. Und würde vielleicht meine schlimmsten Befürchtungen bestätigt finden.
    »Du weißt, wo du mich findest«, sagte Amalthea. »Komm wieder, wenn du bereit bist für die Wahrheit.« Die Fußfessel rasselte am Tischbein, als sie aufstand und zur Videokamera aufblickte. Ein Zeichen für die Aufseherin, dass sie gehen wollte.
    »Wenn du meine Mutter bist«, sagte Maura, »dann sag mir, wer mein Vater ist.«

    Amalthea wandte sich zu ihr um, und wieder spielte dieses Lächeln um ihre Lippen. »Hast du das noch nicht erraten?«
    Die Tür ging auf, und die Aufseherin steckte den Kopf herein. »Alles okay hier drin?«
    Die Verwandlung war verblüffend. Noch Sekunden zuvor hatte Amalthea Maura mit kühler Berechnung gemustert. Jetzt war diese Person verschwunden, und geblieben war nur eine leere Hülle, eine verwirrte Frau, die an ihrer Fessel zerrte, als könne sie nicht begreifen, wieso sie sich nicht allein befreien konnte. »Gehen«, stammelte sie. »Will – will gehen.«
    »Ja, Schätzchen, wir gehen ja schon.« Die Aufseherin sah Maura an. »Ich nehme an, Sie sind fertig mit ihr?«
    »Vorläufig«, antwortete Maura.
     
    Rizzoli hatte nicht mit einem Besuch von Charles Cassell gerechnet, und entsprechend überrascht war sie, als der Dienst habende Beamte anrief und ihr mitteilte, Dr. Cassell warte in der Eingangshalle auf sie. Als sie aus dem Aufzug trat und ihn sah, war sie schockiert über die Veränderung in seinem Aussehen. In nur einer Woche schien er um zehn Jahre gealtert. Er hatte erkennbar abgenommen, und sein Gesicht war jetzt hager und fahl. Sein Jackett, zweifellos eine teure Maßanfertigung, schien viel zu weit für seine hängenden Schultern.
    »Ich muss mit Ihnen reden«, sagte er. »Ich muss wissen, was hier läuft.«
    Sie nickte dem Beamten am Empfang zu. »Ich gehe mit ihm hoch.«
    Als sie mit Cassell den Aufzug betrat, sagte er: »Niemand sagt mir irgendetwas.«
    »Ihnen ist doch klar, dass das bei einer noch nicht abgeschlossenen Ermittlung so üblich ist.«
    »Werden Sie Anklage gegen mich erheben? Detective Ballard sagt, es sei nur noch eine Frage der Zeit.«
    Sie sah ihn erstaunt an. »Wann hat er Ihnen das gesagt?«

    »Das sagt er jedes Mal, wenn ich von ihm höre. Ist das Ihre Strategie, Detective? Mir Angst einzujagen, mich so lange einzuschüchtern, bis ich zu einem Deal bereit bin?«
    Sie erwiderte nichts. Von Ballards ständigen Anrufen bei Cassell hatte sie nichts gewusst.
    Sie traten aus dem Aufzug, und Rizzoli führte ihren Besucher in das Vernehmungszimmer, wo sie an einer Ecke des Tisches Platz nahmen.
    »Haben Sie mir irgendetwas Neues zu sagen?«, fragte sie. »Wenn nicht, gibt es meiner Meinung nach keinen Grund für Ihren Besuch.«
    »Ich habe sie nicht getötet.«
    »Das haben Sie schon einmal gesagt.«
    »Ich glaube, beim ersten Mal haben Sie mir nicht richtig zugehört.«
    »Gibt es noch etwas, was Sie mir sagen wollen?«
    »Sie haben meine Flüge überprüft, nicht wahr? Ich habe Ihnen die Informationen gegeben.«
    »Northwest Airlines hat bestätigt, dass Sie mit der Maschine geflogen sind. Aber damit haben Sie noch kein Alibi für den Abend des Mordes an Anna.«
    »Und dieser Vorfall mit dem toten Vogel in ihrem Briefkasten? Haben Sie sich

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