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Schwesternmord

Schwesternmord

Titel: Schwesternmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Stepptanz auf ihrer Blase vollführte, als sie die Verandastufen hinaufging. Das Wichtigste zuerst, dachte sie. Frag, ob du die Toilette benutzen darfst. Die Türklingel klingelte nicht einfach, sie tönte wie die Glocke einer Kathedrale, die die Gläubigen zur Messe ruft.
    Die Blondine, die ihr die Tür aufmachte, schien sich in
den falschen Film verirrt zu haben. Sie war keine Scarlett O’Hara, sie sah eher aus, als ob sie Barbie hieße – aufgedonnerte Frisur, große Oberweite, der kurvenreiche Körper in ein hautenges rosa Spandex-Outfit gezwängt wie eine Wurst in die Pelle. Das Gesicht so unnatürlich ausdruckslos, dass es mit Botox aufgespritzt sein musste.
    »Ich bin Detective Rizzoli. Ich möchte zu Terence Van Gates. Wir haben telefoniert.«
    »Oh, ja. Terry erwartet Sie.« Eine hohe, piepsige Mädchenstimme. In kleinen Dosen noch erträglich, aber nach einer Stunde würde sie sich anhören wie Fingernägel, die über eine Schiefertafel kratzen.
    Rizzoli trat in die Eingangshalle und stand sogleich vor einem gewaltigen Ölgemälde. Es zeigte Barbie, die in einem grünen Abendkleid neben einer riesigen Vase voller Orchideen stand. Alles in diesem Haus schien überdimensioniert. Die Bilder, die Decken, die Brüste.
    »Sein Bürogebäude wird gerade renoviert, deshalb arbeitet er heute zu Hause. Den Gang entlang, auf der rechten Seite.«
    »Entschuldigen Sie bitte – tut mir Leid, ich habe Ihren Namen nicht verstanden.«
    »Bonnie.«
    Bonnie – Barbie. Kein großer Unterschied.
    »Also … Mrs. Van Gates – richtig?«, fragte Rizzoli.
    »M-hm.«
    Die klassische Vorzeigefrau. Van Gates musste auf die siebzig zugehen.
    »Dürfte ich Ihre Toilette benutzen? Neuerdings scheine ich alle zehn Minuten eine zu brauchen.«
    Erst jetzt schien Bonnie zu registrieren, dass Rizzoli schwanger war. »Oh, Honey ! Aber selbstverständlich! Den Flur entlang, auf der rechten Seite.«
    Rizzoli hatte noch nie eine bonbonrosa gestrichene Toilette gesehen. Die Schüssel stand auf einer Plattform, wie ein kleiner Thron, und direkt daneben war ein Wandtelefon installiert. Als ob irgendjemand Geschäftsverhandlungen
führen wollte, während er – nun ja – sein Geschäft erledigte. In dem rosa Waschbecken wusch sie sich mit rosa Seife die Hände, trocknete sie an einem rosa Handtuch ab und ergriff schleunigst die Flucht.
    Bonnie war verschwunden, doch Rizzoli konnte aus dem Obergeschoss das Wummern von Aerobic-Musik hören, dazu das rhythmische Stampfen von Füßen. Bonnie bei ihren regelmäßigen Fitnessübungen. Ich müsste auch mal was für meine Figur tun, dachte Rizzoli. Aber ich weigere mich, es in rosa Spandexklamotten zu tun.
    Sie machte sich auf die Suche nach Van Gates’ Büro. Als Erstes warf sie einen Blick in ein riesiges Wohnzimmer mit einem weißen Flügel, einem weißen Teppich und weißen Möbeln. Weißes Zimmer, rosa Zimmer. Was erwartete sie als Nächstes? Im Flur kam sie an einem weiteren Porträt von Bonnie vorbei. Hier posierte sie als griechische Göttin in einem weißen Gewand, unter dessen durchscheinendem Stoff sich ihre Nippel deutlich abzeichneten. Verdammt, diese Leute gehörten nach Las Vegas.
    Endlich gelangte sie zu einem Büro. »Mr. Van Gates?«, sagte sie.
    Der Mann, der hinter dem Kirschholzschreibtisch saß, blickte von seinen Papieren auf, und sie sah wasserblaue Augen, ein Gesicht, das im Alter weich und hängebackig geworden war, und dann die Haare – ja, was war das eigentlich für ein Farbton? Irgendwo zwischen Gelb und Orange. Das konnte keine Absicht sein; da war wohl beim Färben ein kleines Malheur passiert.
    »Detective Rizzoli?«, sagte er. Sein Blick fiel auf ihren Bauch. Und blieb dort hängen, als hätte er noch nie eine schwangere Polizistin gesehen.
    Red mit mir, nicht mit meinem Bauch. Sie ging auf den Schreibtisch zu und schüttelte ihm die Hand. Dabei fielen ihr die verräterischen Transplantate auf, mit denen seine Kopfhaut übersät war. Wie kleine gelbe Grasbüschel sprossen sie aus seinem Kopf; ein letztes verzweifeltes Aufbäumen
seiner schwindenden Männlichkeit. Das hat man davon, wenn man unbedingt eine Vorzeigefrau heiraten muss. »Bitte, setzen Sie sich doch«, sagte er.
    Sie machte es sich in einem glänzenden Ledersessel bequem und sah sich in dem Büro um. Dabei stellte sie fest, dass die Einrichtung sich radikal von dem unterschied, was sie bisher in diesem Haus zu Gesicht bekommen hatte. Das hier war der klassische Anwaltskanzlei-Stil, mit viel dunklem Holz

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