Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)
ich erst einmal eine ruhige Minute brauchte, um
auszuloten, welchen Platz der unangekündigte, gemeinsame Urlaub mit den Eltern
des Freundes auf einer Skala der Unmöglichkeiten belegte. Auf einer Skala, die
von eins bis zehn reichte. Fünfzehn vielleicht? Oder doch höher?
„Ich
gehe jetzt unter die Dusche“, beendete ich das Gespräch abrupt und stolzierte
ins Badezimmer, wo ich die Tür so laut hinter mir ins Schloss warf, dass sich
der arme, kleine Seestern, den ich heute Morgen am Strand gesehen hatte,
bestimmt zu Tode erschrak.
Harmoniebedürftig wie ich war, versuchte ich mir unter der Dusche
einzureden, dass es doch nur ein kurzer Urlaub war. Meine „Ist-doch-alles-halb-so-wild-Liste“
wurde während ich mir hektisch die Haare shampoonierte so lang, dass ich Mühe
hatte, mir auch nur die Hälfte der Punkte zu merken. Doch während ich
versuchte, mich an die Punkte 12 bis 34 zu erinnern, spürte ich ein Gefühl in
mir aufsteigen, das ich bisher nicht gekannt hatte. Ich brauchte etwas Zeit, um
zu verstehen, was mein Geist, meine Seele und überhaupt jede Faser meines
Körpers wollten: Mir gelüstete es nach Rache. Auge um Auge, Zahn um Zahn.
Urlaub um Urlaub.
Wenn mein Urlaub schon ruiniert war, wollte ich auf keinen Fall,
dass Familie Hasenbein den ihren genoss. Ich beendete meine Säuberung,
trocknete mich ab und zerrte beim Anziehen schließlich so heftig an meinem
Polo-Shirt, dass ein Knopf abriss. Denen würde ich es zeigen! Mein Urlaub
ruiniert? Ha! Die würden sich wundern. Weinend würden sie am Ende des Urlaubs
in das Flugzeug steigen und sich wünschen, sie wären daheim geblieben und
hätten Kräuter gesammelt!
Alles, was ich jetzt noch brauchte, war ein Plan. Einen gemeinen,
hinterhältigen Plan, der den Hasenbein‘schen Urlaub
zum Albtraum machte. Natürlich ohne, dass Rigoletto merkte, dass ich seinen Eltern kaltblütig und ohne jeden Skrupel den Urlaub
verderben wollte.
Kapitel 17
Mit deutlich gehobener Stimmung ging ich zum Mittagessen, wo Ingrid
und Igerich bereits auf uns warteten. Die beiden
hatten einen Tisch gewählt, so weit entfernt vom Buffet wie es eben möglich
war. Ingrid winkte uns dermaßen heftig zu, dass ihr Busen bebte und dabei mehrmals
auf den Tisch schlug, so dass die Gläser wackelten.
„Wir
haben uns extra weit vom Buffet weggesetzt, dann isst man nicht so viel und
verbrennt gleich ein paar Kalorien, wenn man sich etwas holen geht“, erklärte
uns Ingrid fröhlich.
„Bei Mandylein sitzt der Badeanzug ja etwas stramm, wie
ich heute Morgen sehen konnte“, fuhr sie so unschuldig fort, als habe sie mir
eben gesagt, ich sei die schönste Frau im ganzen Hotel.
Man bemerke, dass wir uns theoretisch noch nicht einmal begrüßt
hatten und ich hatte schon die erste Beleidigung sitzen. Gerne hätte ich ihr
nun bereits das Mittagessen verdorben, da ich aber noch keinen Plan hatte und
mir spontan nichts einfiel, entschloss ich mich, einfach zu schweigen. Mal
wieder. Stattdessen bestellte ich mir eine Flasche Weißwein, was Igerich mit großer Begeisterung zur Kenntnis nahm. Kurz
überlegte ich, ob ich darauf hinweisen sollte, dass das ganz allein meine
Flasche Wein sei und er sich eine eigene bestellen könne. Dank meiner guten
Erziehung traute ich mich das dann aber doch nicht. Außerdem konnte man Igerich nicht vorwerfen, dass er es war, der die gemeinen
Kommentare machte. Der Mann redete pro Woche höchstens fünf Worte, was ich gut
verstehen konnte. Ich hätte wahrscheinlich noch weniger herausbekommen, wenn
ich mit Ingrid verheiratet gewesen wäre.
Selbstverständlich kam es, wie es kommen musste: Ich ging zum
Buffet und in meiner Abwesenheit brachte der Kellner meine Flasche Wein. Als
ich zum Tisch zurückkehrte, prosteten sich mein Hase, Ingrid und Igerich gerade zu - mit Gläsern, die randvoll mit meinem Wein
gefüllt waren. Mein leeres Weinglas stand traurig auf dem Tisch.
„Warte
kurz, Schatz, ich schenke dir auch ein“, bemühte Rigoletto sich, die Situation zu retten. Was nicht wirklich gelang, da aus der Flasche
nur noch ein kleiner Rest in mein Glas floss.
„Danke,
das reicht mir. Ich will mich ja nicht betrinken“, sagte ich so schnippisch,
wie ich konnte und ich schwöre, dass mein Blick gereicht hätte, nicht nur die
Familie Hasenbein, sondern alles Leben im Restaurant zu töten.
„Ho,
ho, ho!“,
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