Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)
posaunte Ingrid los, „Das haben wir gerne, erst den Wein bestellen
und uns dann betrunken machen!“
Ich spürte das Gefühl unstillbarer Rachsucht erneut in mir
aufwallen. Den Rest des Essens verbrachte ich schweigend, in meinem Kopf
krampfhaft einen Racheplan suchend.
Nach einer knappen Stunde waren wir mit dem Mittagessen fertig und
die Hasenbeins bester Stimmung. Alle drei hatten gut gegessen. Vor allem Ingrid
war eine wahre Meisterin darin, sich am Buffet die Kalorien, die eine
vierköpfige Familie in einem gesamten Jahr zu sich nahm, auf einen einzigen
Teller zu schaufeln. Igerich dagegen ging geschätzte
45mal zum Buffet, da er, sobald er sich vom Tisch erhob, von Ingrid ermahnt
wurde, den Teller nicht zu voll zu laden. Ansonsten würde er auf jeden Fall stolpern
und sie habe keine Lust sich im Restaurant in Grund und Boden zu schämen, wie
Ingrid den Gästen am Nebentisch ungefragt erklärte. Rigoletto hatte seinen Vater auf mindestens der Hälfte seiner Buffet-Besuche begleitet,
während ich - immer noch den strammen Badeanzug-Kommentar von Ingrid in den
Ohren - nur ein wenig Salat gegessen hatte und nun ernsthaft Hunger verspürte. Was
meine Laune nicht verbesserte.
„Ich
glaube, Engelchen, ich lege mich ein wenig hin“, erklärte mir Rigoletto , kaum hatten wir das Restaurant verlassen.
„Ich
auch. Der ganze Wein… Mir ist total schummerig. Wahrscheinlich habe ich auch
nicht genug gegessen, ich war ja nur einmal am Buffet.“
Ingrid hielt sich die Hand theatralisch an den Kopf.
„ Mandylein , ein zweites Mal bestellst du aber keine Flasche Wein zum
Mittagessen! Das heben wir uns doch lieber für den Abend auf. Wir wollen ja
schließlich im Urlaub nicht zu Alkoholikern werden“, fügte sie an mich gewandt
zu.
Ich wünschte, ich wäre etwas schlagkräftiger gewesen und mir wäre
irgendetwas als Retourkutsche eingefallen. Leider verweigerte mir mein Gehirn,
obwohl es nüchtern war, die Mitarbeit. So blieb ich ein weiteres Mal stumm.
Stumm blieb ich auch den Rest des Nachmittags. Was daran lag, dass
ich allein am Pool lag und niemanden zum Reden hatte. So vertrieb ich mir die
Zeit damit, Rachepläne zu schmieden, was leider schwieriger als erwartet war.
Entweder waren meine Vorhaben auf Klassenfahrtniveau, wie z.B. die Idee, nachts
in Ingrids Zimmer zu schleichen und ihr eine Wasserbombe ins Gesicht zu werfen.
Oder sie waren zu drastisch, wie der Plan, Ingrid Abführmittel ins Essen zu
mischen. Obwohl... Oder sie waren zu offensichtlich, wie der Gedanke, Ingrid
mit voller Wucht in den Hintern zu treten, während sie vor mir den Korridor
entlang ging. Schließlich wollte ich immer noch vermeiden, dass Rigoletto das ganze Ausmaß meiner Wut auf seine Mutter und
ihr Auftauchen in meinem Urlaub mitbekam. Als ich gegen halb sechs schließlich
auf das Hotelzimmer ging, kam mein Freund mir mit entschuldigendem Blick auf
dem Hotelflur entgegen.
„Sorry,
ich bin fest eingeschlafen und gerade erst aufgewacht. Tut mir wirklich leid,
dass du jetzt den ganzen ersten Urlaubstag allein am Pool gesessen hast.“ Dazu
machte er diese Augen, die Bambi wie einen Kriminellen aussehen ließen.
Dummerweise hatte er nicht damit gerechnet, dass ich nicht mehr das unschuldige
Mädchen mit guten Manieren war, dass er bisher kannte. Ich war nun eine
paranoide Frau, die hinter allem und jedem eine Verschwörung namens Ingrid
vermutete.
„Woher
weißt du denn, dass ich allein am Pool war? Ich hätte ja auch an den Strand
gehen können oder auf die Driving Range?“, fragte ich
listig.
„Das
hat mir meine Mutter erzählt. Sie hat dich am Pool liegen sehen. Sie selbst
wollte lieber an den Strand. Außerdem waren am Pool keine Liegen mehr frei.“
Aha. Und wann und wie hatte Ingrid ihm diese Information hatte
zukommen lassen, wenn er doch bis vor einer Minute geschlafen hatte? Außerdem
wusste ich genau, dass am Pool noch Liegen frei gewesen waren. Ingrid wollte
also nicht neben mir liegen. Das empfand ich als Auszeichnung. Vor allem aber brachte
es mich auf die Idee, wie ich meinen Rachefeldzug am nächsten Morgen starten
würde und ich ließ Rigoletto einfach im Flur stehen,
um ungestört in unserem Zimmer an meinem Plan zu feilen.
Das Abendessen verlief unspektakulär, sofern man in der
Hasenbein-Welt lebte - so wie ich. Ich fand es schon nicht mal
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