Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)
meine
Lieblingszeitschriften blätterte. Leicht irritiert sah ich von meiner Lektüre
auf. Die Liebe meines Lebens war gerade von der Arbeit nach Hause gekommen und ich
hatte eher mit einem „Hallo, Schatz!“ gerechnet. Mal ganz davon abgesehen:
Hatte der Mann, den ich zu heiraten gedachte, mir wirklich gerade gesagt, ich
sei zu dick? Noch bevor er mir überhaupt einen Heiratsantrag gemacht hatte? Ich
war immer der Überzeugung gewesen, so etwas würden Männer frühestens vor der
Silberhochzeit sagen. Immerhin hatte er „wir“ gesagt. Was allerdings nicht
wirklich trostreich rüberkam, da Rigoletto gertenschlank war und ohne irgendetwas dafür zu tun, einen durchtrainierten
Körper hatte. Im Geheimen hatte ich mich schon öfter gefragt, ob er vielleicht
adoptiert war, da er den Körperbau auf keinen Fall von seinen Eltern geerbt
haben konnte. Vielleicht war sein Großvater ein sportlicher Typ gewesen? Gute
Gene überspringen angeblich gerne mal eine Generation. Anders war sein
Adonis-Körper nicht zu erklären.
„Wieso?“,
fragte ich vorsichtshalber mit diesem leicht gereizten Unterton in der Stimme
zurück, den Frauen gerne nutzen, wenn sie ihren Männern etwas sagen wollen,
ohne es zu sagen. Zum Beispiel, dass sie nicht hören wollen, dass sie zu dick
sind. Dabei puhlte ich mir die letzten Hautreste an meiner Schulter ab. Der
Sonnenbrand aus dem Urlaub war vier Wochen später endlich so gut wie verheilt,
auch wenn die neue Haut darunter immer noch sehr sensibel war. Ich nehme an,
sie hatte Angst, dass ich noch einmal mit Ingrid in den Urlaub fahren könnte.
Was ich – wenn es nach mir ging – nie wieder tun würde. Nicht
zuletzt, weil ich der festen Überzeugung war, dass, sollten meine Schultern oder
mein Rücken jemals geröntgt werden, die Knochen auf den Röntgen-Bildern
dunkelbraun statt gräulich aussehen würden.
„Weil
ich mich heute im Büro auf eine ganz dumme Wette eingelassen habe. Da ist
dieser Kollege, der unbedingt abnehmen will und schon alle möglichen Diäten
ausprobiert hat und es nicht schafft. Also habe ich ihm die Diät meiner Mutter
ans Herz gelegt. Sie hat damit mal über 20 Kilo in acht Wochen abgenommen.
Irgendwie haben da wohl ein oder zwei Kollegen zugehört und sich eingemischt, so
viel könne man nicht abnehmen in so kurzer Zeit. Da habe ich mich zu einer
Wette hinreißen lassen. Es geht schließlich um die Ehre meiner Mutter.“
Ich
sah Rigoletto an, als hätte er gerade in einem
Indianer-Kostüm einen Regentanz aufgeführt und draußen hätte es tatsächlich
angefangen zu regnen. Ich war immer der Annahme gewesen, junge
Unternehmensberater würden im Büro sitzen und darüber nachdenken, wie
alteingesessene Firmen zerschlagen und Hunderte unschuldiger, langdienender
Arbeiter auf die Straße gesetzt werden könnten. Offensichtlich war dem nicht
so. Junge Unternehmensberater waren genauso übergewichtig wie ältliche
Sachbearbeiterinnen und unterhielten sich über das gleiche Thema: Diät.
„Das
ist nicht dein Ernst“, sagte ich leicht irritiert und gleichzeitig stark
gereizt zu ihm, eine Fertigkeit, die auch nur Frauen beherrschen. „Wo genau
soll ich denn bitte 20 Kilo abnehmen? Oder findest du mich so fett?“
„Natürlich
nicht, mein Engel“, beeilte Rigoletto sich zu sagen.
„Ich habe nur gewettet, dass wir zwei Wochen lang diese Diät machen und dabei
fünf Kilo abnehmen. Du jammerst doch immer, dass dein Leben perfekt wäre, wenn
du nur diese fünf Kilo weniger hättest. Außerdem kann ich es einfach nicht auf
meiner Mutter sitzen lassen, dass sie als Aufschneiderin dargestellt wird.“
„Nein,
auf keinen Fall! Deine Mutter ist ja die Bescheidenheit in Person! Das kann ich
verstehen“, dachte ich still bei mir.
„Na
gut, dann mach ich eben mit“, antwortete ich Rigoletto gönnerhaft. Gleichzeitig tobten durch meinen Kopf zwei Fragen: Wie fett war
Ingrid vor der 20-Kilo-Diät gewesen? Oder war auf die Diät ein
„naturbelassener“ Jojo -Effekt gefolgt?
„Was
ist das denn für eine Diät?“, fiel mir plötzlich ein.
„Die
ist ganz fantastisch! Du wirst sehen, du wirst sie lieben. Das ist fast so, als
würde man fünf Kilo im Schlaraffenland abnehmen.“
Rigoletto strahlte über das ganze Gesicht, offensichtlich hatte er mit mehr Widerstand
von meiner Seite gerechnet. Natürlich hätte ich
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