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Schwiegertöchter (German Edition)

Schwiegertöchter (German Edition)

Titel: Schwiegertöchter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Trollope
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Mummy. Mummy sagt, es sei gut für Frauen zu arbeiten.«
    Mariella inspizierte ihr Abziehblümchen. Sie sagte: »Meinst du, wir sollten am Wochenende ganz viel zu essen machen und alles in einen Korb packen und nach Suffolk fahren und es Ralph und Petra geben?«
    »Das ist eine sehr hübsche Idee.«
    »Sollen wir Mummy fragen?«
    »Das machen wir.«
    Mariella schaute ihren Vater an. »Wenn du und Mummy kein Geld mehr habt, Daddy, sagt ihr es mir. Okay? Sofort.«
    »Warum? Stell dir vor, wir würden es dir nicht erzählen, um dich nicht zu beunruhigen.«
    Mariella schnaubte. »Wenn ich es nicht weiß, kann ich nichts dagegen unternehmen, oder?« Sie trat gegen die Gummimatte, die über dem Teppich im Fußraum lag. »Das ist kein Schutz.«
    »So?«
    »Nein«, sagte Mariella resolut. »Das ist nur doof.«
    Edward rief Sigrid um die Mittagszeit an. Er erzählte ihr von seiner Unterhaltung mit Mariella und meinte dann, sie habe hoffentlich einen angenehmen Tag ohne lästige zwischenmenschliche Herausforderungen, und er werde mit seinem leitenden Direktor über Ralph reden, denn obwohl die Bank derzeit nicht in Einstellungslaune sei, gebe es vielleicht Möglichkeiten im Analyseteam. Sigrid erzählte ihm von Philip.
    »Und er hat mir Blumen mitgebracht.«
    »Was? Blumen? «
    »Kornblumen. Wirklich sehr hübsche.«
    »Scheiß-Philip.«
    »Ich war so sauer«, sagte Sigrid. »Ich war so sauer, dass er versucht, mich mit Blumen zu entwaffnen. Ich habe sie in einen Becher in das kleine Kabuff gestellt, wo wir manchmal Mittag essen. Ich hoffe, er kapiert die Botschaft.«
    »Solange du sie nicht magst …«
    »Oh, die Blumen mag ich«, sagte Sigrid. »Nur nicht, warum ich sie bekommen habe.«
    Edward sagte: »Es tut mir wirklich leid wegen des Wochenendes.«
    »Das ist schon okay.«
    »Mariella möchte, dass wir Ralph und seine Familie mit Essen versorgen.«
    »Zumindest denkt sie praktisch«, sagte Sigrid.
    »Das versuche ich auch zu tun. Nur eine Sache …«
    »Was?«
    »Das meiste von dem, was du gestern Abend gesagt hast, kann ich nachvollziehen«, sagte Edward. »Du hattest recht damit. Aber …«
    »Aber was?«
    »Es ist viel einfacher, sich seiner Familie gegenüber distanziert und erwachsen zu verhalten, wenn diese Familie in sicherer Entfernung in einem anderen Land ist. Das ist alles.«
    »Ist das ein Urteil?«
    »Nein«, sagte er. »Nur eine Beobachtung.«
    »Dann hast du es im falschen Ton gesagt.«
    »Sigi …«
    »Ich würde meine Familie gern öfter sehen«, sagte Sigrid. »Ich hätte gern die Möglichkeit, mich so über sie aufzuregen, wie du dich über deine aufregst.«
    Es entstand ein kurzes Schweigen, dann sagte Edward knapp: »Bis später«, und legte auf.
    Sigrids Kollegen – drei Mädchen, ein stiller und kompetenter Mann mittleren Alters und Philip – aßen mittags entweder etwas Mitgebrachtes in dem Kabuff, das nun die Kornblumen schmückten, oder besorgten sich draußen etwas. Sigrid schrieb einen Zettel, um weiteren Ärgernissen während ihrer Abwesenheit vorzubeugen – »Bitte unter keinen Umständen anfassen« –, beschwerte ihn mit einer Heftmaschine auf ihrem Labortisch, verließ das Labor, um im Umkleideraum ihre Stiefel wieder anzuziehen und eine halbe Stunde in einem Café zu verbringen und dort ihr Gemüt und ihre Gedanken zur Ruhe zu bringen. Als sie an dem Kabuff vorbeikam, blickte Philip von seinem Nudelsalat auf, den er gerade mit einer Plastikgabel aus einem Pappbehälter aß, sagte aber nichts. Sie wagte zu hoffen, dass sie sogar ihn zum Schweigen gebracht hatte.
    Mit forschem Schritt überquerte sie die Tottenham Court Road, ging zur Charlotte Street und dort in eine Hotellounge, wo sie sicher war, einen Kaffee, ein Sandwich und einen kurzen Moment friedlicher Anonymität zu bekommen, den ein öffentlicher Raum versprach. Das Hotel war unaufdringlich modern, und der meiste Betrieb konzentrierte sich auf die Brasserie, so dass Sigrid einen Sessel in einer ruhigen Ecke fand, ein Sandwich mit geräuchertem Lachs bestellte, ihre Brille aufsetzte und ein Buch aufschlug, um jede Störung von vornherein zu unterbinden – es gab eine bestimmte Sorte Männer, die zu glauben schienen, dass jede blonde Frau, die allein in einer Bar oder Hotellounge saß, dort wie ein Paket abgelegt worden war, ausdrücklich zum Mitnehmen gedacht –, und strengte sich an, Klarheit in ihre Gedanken zu bringen.
    Es war nicht so, dass sie Edwards Familie nicht mochte, sagte sie sich entschlossen. Sie hatte sie

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