Schwiegertöchter (German Edition)
er den Kuchen nicht aus den Augen verlor.
»Nein, natürlich nicht. Aber Essen kann nie schaden. Oder, Barney?«
»Wer kommt noch?«, fragte Ralph. »Kommen sie alle?«
»Also, Ed und Sigi und Mariella kommen«, sagte Rachel mit gefährlichem Unterton. »Aber Luke und Charlotte nicht.«
»Warum nicht?«, fragte Ralph sarkastisch. »Warum kommen sie nicht alle und bringen Altkleidersäcke und Decken und ausrangiertes Spielzeug mit?«
»Sei nicht so empfindlich«, sagte Rachel. »Sie kommen nicht, weil Charlottes Mutter eine Lunchparty macht.«
»Und?«
»Luke wird hier gebraucht«, sagte Rachel.
Kit stellte sich auf die Zehenspitzen, hielt sich an der Tischkante fest und bohrte gemächlich seinen Zeigefinger bis zum Anschlag in den Schokoladenkuchen.
»Kit!«
Er rührte sich nicht, stand nur da, den Finger im Kuchen vergraben. Rachel packte ihn und zog ihn zurück. Petra stieß einen erstickten Schrei aus, fast ein Schluchzen, und floh aus der Küche. Rachel sah Ralph über Kits Kopf hinweg an. »Das ist alles zu viel für sie.«
»Das ist doch kein Wunder, wenn ihr euch alle benehmt, als würde die Welt untergehen«, entgegnete Ralph aufgebracht.
Rachel schwieg. Barney betrachtete höchst beunruhigt das wütende Gesicht seines Vaters dicht vor seinem, so dass Rachel ein großes Messer aus der Schublade holte – wie gut sie sich in dieser Küche auskannte, ließ Ralph innerlich aufstöhnen – und zu Kit sagte: »Lass uns den Kuchen ordentlich anschneiden, okay? Wir schneiden ihn in Stücke, dann bekommt jeder eins. Du und Barney.«
»Ein großes Stück«, sagte Kit.
»Zauberwort?«
»Größer.«
»Wie wär’s mit bitte.«
»Bitte«, sagte Kit.
Barney warf sich in den Armen seines Vaters nach vorn.
»Schon gut, Barney«, sagte Rachel. »Es ist genug Kuchen für dich da.«
Ralph zog einen Küchenstuhl hervor und setzte sich, Barney mit einem Arm im Zaum haltend.
»Solltest du nicht nach Petra sehen, ob alles in Ordnung ist?«
»Nein.«
»Ralph …«
»Es geht ihr gut. Sie ist allein. Das braucht sie manchmal.«
Rachel schob Kuchenstücke auf zwei Teller. Barney war ganz rot vor Gier.
»Bist du sicher?«
»Ja, Mum!«, schrie Ralph.
Kit fuhr zusammen. Er blickte seinen Vater erschrocken an. Rachel hob ihn auf einen Stuhl und stellte ihm den Kuchen hin.
»Schrei nicht«, sagte sie zu Ralph.
»Dann bring mich nicht dazu.«
»Langsam, Barney. Sieh nur zu, dass er sich nicht das ganze Stück auf einmal reinstopft! Keine Eile, Kit-Liebling, versuch, langsam zu essen. Ich hatte eigentlich einen Grund für mein Kommen.«
Ralph brach ein Stück von Barneys Kuchen ab und steckte es in den Mund. »Wen überrascht das.«
»Es ist wegen Petra«, erklärte Rachel.
»Ach ja?«
»Wann hat sie zum letzten Mal etwas gezeichnet?«
Barney schob seinen Teller aus Ralphs Reichweite und beugte sich besitzergreifend darüber.
»Ich weiß nicht«, sagte Ralph. »Ist schon lange her, Monate, vielleicht vor Barneys Geburt …«
»Das haben wir uns gedacht. Wir haben überlegt, dass es ihr vielleicht guttäte, ein bisschen zu zeichnen, solange alles so drunter und drüber geht. Einen Tag bei den Vögeln verbringen.«
»Nichts geht drunter und drüber«, widersprach Ralph.
Rachel ignorierte ihn. Sie nahm einen Lappen von der Spüle und wischte damit die Schokolade aus den Gesichtern ihrer Enkelsöhne. »Wir haben gedacht, wir nehmen die Jungs nächste Woche mal für einen Tag zu uns, dann habt ihr beide etwas Zeit miteinander, oder Petra kann zeichnen gehen.«
»Okay«, sagte Ralph. »Gut. Prima. Mittwoch würde passen.«
Barney streckte die Hand aus, nahm den Lappen aus Rachels Hand und ließ ihn auf den Boden fallen. Dann reckte er sich vor und drückte sein Gesicht in den Kuchen.
»Barney!«
»Mittwoch?«, fragte Ralph und zog Barney zurück, ohne Anstalten zu machen, ihm das Gesicht abzuwischen.
»Warum Mittwoch?«
»Weil ich am Mittwoch ein Vorstellungsgespräch habe«, sagte Ralph.
»Liebling«, sagte Rachel. »Das ist fantastisch. Was für wunderbare Neuigkeiten.«
»Es ist nur ein Vorstellungsgespräch, Mum. Kein Job. Nur eine Bewerbung.«
Rachel kam um den Tisch herum und legte ihm die Hände auf die Schultern. »Wo denn? Wo findet das Gespräch statt?«
Ralph blickte über den Tisch zu Kit. Kit hatte die Smarties von seinem Kuchenstück gepickt und arrangierte sie auf dem Tellerrand. Er sah zu seinem Vater auf, um sicherzugehen, dass er nicht wieder schreien würde.
»London«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher