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Schwindel

Titel: Schwindel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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Gefühl. Ob Dustin und Mickey gestern dabei
     waren oder nicht – mein Freund hatte den fremden Jungen definitiv nicht verprügelt, er hatte hier gesessen, sorgenvoll auf
     mich gewartet und heute versucht, mich zu beschützen. Beinah beglückt lächelte ich, als er vorschlug, aus unseren Einkäufen
     vom Markt einen Salat zu bereiten, ich drehte fröhliche Musik auf, telefonierte mit meinen Eltern, log ihnen so gekonnt etwas
     vor, dass ich selbst glaubte, alles sei in Ordnung, entspannte mich, stibitzte Julian die frisch geschnittenen Mozzarella-Stückchen
     vom Brettchen und schaffte es, die ausgelassene, unbeschwerte Eva zu sein.
    Nach dem Essen tranken wir auf der Terrasse Cappuccino. Ich genoss die Sonne, beobachtete einen Buntspecht, der an einem Baumstamm
     nach Fressbaremsuchte, und hätte noch eine ganze Weile träge so sitzen bleiben können, doch Julian drängte es ins Haus zurück.
    Es dauerte nicht lange und wir landeten in der oberen Etage. Na ja, deswegen waren wir ja auch hergekommen. Weil wir uns liebten
     und es schon die ganze Zeit vorgehabt hatten.
    Natürlich war da immer noch all das, weshalb ich mich in Julian verliebt hatte: das schüchtern-staunende Lächeln, die leuchtenden
     Augen, die vollen Lippen, die schönen, weichen Hände, der verführerische Duft. Wenn ich einen Jungen wollte, dann ihn! Während
     wir uns küssten, war alles wieder so wunderbar, wie es vor meiner Abfahrt gewesen war. Ich fühlte mich glücklich in seinen
     Armen, ich hatte Lust auf ihn, ich genoss es, wie er mein Gesicht streichelte, und doch   …
    »Alles in Ordnung, Evchen?«
    »Hmm.«
    »Wirklich?«
    »Jaa. Du freust dich doch, dass ich hier bin, oder?«
    »Natürlich!« Er ließ mich los, sah mich entgeistert an. »Wieso sollte ich mich denn nicht freuen?«
    Ich zuckte die Achseln, hatte Angst, das leidige Thema erneut auszusprechen. Trotzdem wusste Julian natürlich, welche Ereignisse
     unsere Gefühle füreinander angeknackst hatten. Er nickte, holte tief Luft und sagte so ehrlich, wie er konnte: »Da ist einiges
     schiefgelaufen, ich weiß. Aber das ändert doch nichts daran, dass ich sehr glücklich darüber bin, dass du hier bist. Ich liebe
     dich und will mit dir zusammen sein!«
    »Das weiß ich doch«, rief ich und das stimmte undstimmte nicht. Ich schmiegte mich in seine Arme, ließ mich erst wiegen wie ein Kind und mir dann vorsichtig und nach und nach
     die Spaghettiträger des Tops von den Schultern streifen. Wie das kitzelte und prickelte! Wir mussten beide kichern und ich
     genoss es. Und plötzlich wollte ich wirklich, dass »es« jetzt passierte; ich wollte ganz nah bei Julian sein, gegen die Zweifel,
     gegen den Ärger, gegen die Angst.
    »Wie kannst du nur denken, ich wäre nicht glücklich, dass du hier bist! Ich bin der glücklichste Mensch der Welt«, flüsterte
     Julian, die Nase in die kleine Kuhle zwischen meinen Schlüsselbeinen gedrückt, seine Lippen auf meiner Haut, seine Stimme
     kaum zu verstehen, nur mit dem Herzen zu hören.
    Ich gab keine Antwort, sah auf seine geschlossenen Augen, ließ die Entspannung, die sein Gesicht ausdrückte, auf mich übergehen
     und strich mit meinen Fingern durch seine kurzen, widerspenstigen Haare. Dabei dachte ich an die vielen Stunden, in denen
     wir in seinem oder meinem Zimmer, im Stadtpark oder im Kino mit wachsender Leidenschaft gekuschelt hatten, immer in Sorge,
     dass jemand herein- oder vorbeikäme, der uns störte. Wir hatten uns auf dieses Wochenende gefreut, wir hatten auf diesen Moment
     hingefiebert. Ich wollte ihn mir nicht verderben lassen, wollte lieber ausblenden, was passiert war, meine gedankliche Festplatte
     löschen.
    Julian zog mir das Top über den Kopf. Für einen Moment erschrak ich, als er meine Brüste küsste. Der Moment war also da, endgültig,
     wir würden es tun, jetzt, und das erschreckte mich doch ein wenig. Julian merkte,was los war, zögerte, sah mich fragend an. Vielleicht war er auch unsicher, hatte ähnliche Gedanken.
    »Ich liebe dich«, sagte ich leise, für ihn, für mich, für uns beide. Und als ich die Erleichterung in seinen Augen sah, wusste
     ich, dass das wirklich stimmte. Natürlich hatte ich in den letzten Stunden Seiten seines Wesens kennengelernt, die mich irritierten
     und mir zeigten, dass er lange nicht so perfekt war, wie ich gedacht hatte. Aber dass mein angebeteter Julian auch seine Schwächen
     hatte, machte ihn mir fast noch sympathischer. Ich schlang die Arme um ihn und begann, ihn

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