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Schwindel

Titel: Schwindel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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hatte sich den Fuß verstaucht.«
    Irgendwie klang alles unglaubwürdig, obwohl es wahr war.
    »Ah. Ist Ihnen irgendetwas Besonderes aufgefallen?«
    »Äh, na ja   …« Ich zögerte einen Augenblick und der Polizist – er hatte den gleichen Riecher wie der Fuchs – merkte es sofort.
    »Jedes noch so unbedeutende Detail kann hilfreich sein. Denken Sie daran, wir suchen ein Mädchen in Ihrem Alter«, ermahnte
     er mich. »Es könnte Ihre Freundin sein.«
    »Ja, aber das hatte bestimmt nichts damit zu tun«, rief ich hastig. »Es war eine Prügelei oder eher: Da haben vier Jugendliche
     auf einen Einzelnen eingeschlagen. Ich wollte ihm eigentlich helfen, aber   …« In zwei, drei Sätzen schilderte ich die Szene am Regenhäuschen. Ichvergaß nicht zu sagen, dass Julian und ich später noch einmal hingefahren waren, um dem Jungen gegebenenfalls zu helfen, und
     erwähnte auch, wie unsicher ich über die Schwere des Vorfalls gewesen war. »Mein Freund sagt, das war bestimmt nicht so schlimm.
     Wir haben uns schon gestritten deswegen.«
    »Hm«, sagte der Polizist wieder. »Von gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen sind wir hier in Munkelbach
     bisher so gut wie verschont geblieben, aber dass wir hier auf dem Land auch nicht mehr in der heilen Welt leben, ist mir klar.
     Ich werde das den Kollegen weitergeben. Falls Ihnen dazu noch mehr einfällt, melden Sie sich bitte bei uns. Auch wenn der
     Fall des Mädchens momentan dringender ist, sollte man so etwas nicht unbeachtet lassen.« Er nickte mir freundlich zu. »Und
     wenn ich Ihnen einen Rat geben darf   … Ich will Ihnen keine Angst machen, aber bitten Sie Ihren Freund, Ihnen beim Suchen Ihres Tagebuchs zu helfen.«
    »Verstehe.« Ich hatte hier im Wald wirklich nichts verloren. Julian wartete auch sicher schon. »Auf Wiedersehen«, rief ich
     noch, unsicher, ob ein so belangloser Gruß angebracht war. Aber vor allem war ich froh, jetzt umkehren und zur Mühle zurückrennen
     zu können.

14
    »Wo warst du denn?« Julian kam mir auf dem Hof bereits entgegen. Er wirkte aufgeregt. »Ich wache auf und du bist nicht da!«
    »Entschuldige. Hast du gut geschlafen?«, sagte ich extra freundlich. »Ich wollte nur noch mal kurz nach meinem Tagebuch gucken.«
    »Oh, du und dein dämliches Tagebuch! Du hast doch jetzt ein neues!«
    »Trotzdem«, entgegnete ich. »Die Aufzeichnungen haben für mich nun mal Erinnerungswert. Man hebt schließlich auch alte Fotos
     auf, wenn man sich eine neue Kamera gekauft hat.« Ich merkte, dass ich angriffslustig wurde. »Übrigens sucht die Polizei im
     Wald nach dem Mädchen, das deine Freunde kennen. Das ganze Gebiet wird durchkämmt. Sie haben mich gefragt, ob mir etwas aufgefallen
     sei, und ich habe ihnen von der Prügelei erzählt.«
    Dass Julian diese Neuigkeit nicht mit Begeisterung aufnehmen würde, hätte ich mir denken können. »Warum das denn?«, rief er
     und schlug die Arme über dem Kopf zusammen. »Ach, du heiliger Strohsack! Da rennt die zu den Bullen! Was geht das denn die
     Bullen an?« Er zeigte mir einen Vogel und führte einen halben Affentanz auf. »Ich hab dir doch gesagt, du sollst die Story
     nicht überall rumerzählen!«
    Ich erschrak, spürte aber gleichzeitig, dass ich wütend wurde. Meine Ängste und Fehler hin oder her, aber nach und nach konnte
     man sich auch fragen, was eigentlich mit Julian los war! Solche Ausfälle kannte ich gar nicht von ihm. In den sechs Wochen,
     die wir zusammen waren, war er nicht ein einziges Mal so gereizt und aufbrausend gewesen. War das jetzt etwa sein wahres Gesicht,
     das sich zeigte, wenn man mehr als nur zwei, drei Stunden miteinander verbrachte?
    »Ich kann auch nach Hause fahren«, sagte ich so kühl wie möglich.
    Das hätte ich tun sollen. Auf der Stelle meine Sachen packen und abhauen.
    »Ja, toll, dann fahr doch nach Hause!«, schrie Julian. Hätten nicht Tränen in seinen Augen geschimmert, hätte ich es getan.
     Ich war kurz davor, zögerte nur eine Millisekunde.
    Genau da betrat Bernd Vollmer die Terrasse. Er machte einen schlecht gelaunten Eindruck.
    »Meine Güte, was ist denn das hier wieder für ein Geschrei? Könnt ihr euren Liebeskummer nicht drinnen klären?! Das kann man
     ja nicht aushalten! Und Julian, wie oft soll ich dir noch sagen, dass du dein Motorrad nicht immer mitten in der Garage parken
     sollst, sodass ich zehn Mal hin und her rangieren muss.«
    »Klar, Herr Vollmer, nächstes Mal mach ich’s.« Mein Freund wischte sich

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