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Schwindel

Titel: Schwindel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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der eben gebracht worden war, lauschte auf die italienische Popmusik, die aus dem Innern des Cafés kam,
     und log: »Ist nicht schlimm, mir geht’s gut, sind nur Kreislaufprobleme.« Das war die Lieblingserklärung meiner Eltern für
     meine Aussetzer. Kreislaufprobleme kennt jeder, die sind universal auf alles anwendbar und geradezu gern gesehen.
    Julian nickte, wirkte aber beunruhigt. Ohne mich aus den Augen zu lassen, bat er: »Gibst du mir mal die Zeitung?«
    Die Nachricht ließ auch ihn nicht kalt. Er stierte einen Moment auf das Bild, klappte den Mund auf und begann rasch zu lesen.
     Den Kellner, der jetzt den mit roten Papierherzen dekorierten Eisbecher auf den Tisch stellte, beachtete er dabei ebenso wenig
     wie die zwei jungen Männer, die in diesem Moment an unserem Tisch stehen blieben.
    »He, guck mal, der Julian, was der sich für ’n Rieseneis reinzieht!«
    Julian zuckte zusammen und die zwei lachten überihren gelungenen Überraschungscoup, klopften ihm kumpelhaft auf die Schulter und zogen sich dann wie selbstverständlich Stühle
     heran, um sich zu uns zu setzen.
    »Dustin«, sagte der eine und streckte mir die Hand hin.
    »Hallo.«
    »Und ich bin der Mickey.«
    »Eva.« Mehr als Einsilbigkeit war mir nicht möglich und auch Julian schien etwas irritiert über die unerwartete Gesellschaft.
     Er ließ widerwillig die Zeitung sinken. »Äh ja, hallo, ich hab euch ja schon erzählt, dass meine Freundin kommt. Eva ist voll
     begeistert von Munkelbach.« Er warf mir einen Blick zu und drückte mir einen Kuss auf die Wange.
    Die jungen Männer – sie waren so alt wie Julian und wirkten ausgesprochen sportlich – lachten. Es war eindeutig, dass Munkelbach
     für die beiden ein Provinznest war, das man nach dem Schulabschluss schnellstens hinter sich lassen musste. Dustin bestellte
     sich einen Kaffee, Mickey klaute eine Waffel von unserem Eisbecher und fragte kauend: »Herzensbecher? Bist du ’n Herzensbrecher,
     Julian?«
    »Schnauze! Bestell dir selbst ein Eis und spar dir deine Sprüche.«
    »War doch nur ’n Wortspiel, Mann!« Mickey knuffte Julian in die Seite und zerknackte den Rest der Waffel mit den Zähnen. »Bin
     schon gleich wieder schlecht aufgefallen, was?« Er grinste, lehnte sich über den Tisch, musterte mich und sagte: »Eva. Heiß
     ersehnt und lang erwartet.«
    Ich schwieg. Mein Puls ging immer noch recht schnell, mir war übel und ich wusste nicht, wie ich dieJungs einschätzen sollte. Ihre plötzliche Anwesenheit schürte meine innere Aufregung, ohne dass ich hätte sagen können, wieso.
    »Hast du das von Alina gelesen?«, fragte Dustin jetzt, nahm dem italienischen Kellner die Kaffeetasse aus der Hand und trank
     gierig ein paar Schlucke.
    »Gerade eben«, antwortete Julian und wirkte dabei genauso durcheinander wie ich.
    »Und? Glaubst du, der ist was passiert?«
    »Keine Ahnung, ihr müsstet das besser beurteilen können.« Julian betrachtete die Zeitung. »Ich hoff’s nicht, aber ich kenne
     sie nicht so gut, ich wohn ja nicht hier.«
    Dustin zuckte die Achseln. »Wenn man hier wohnt, weiß man auch nicht alles. Aber Laura kennt sie näher. Sie sagt, Alina kommt
     oft nachts nicht heim, hatte mit vierzehn schon was mit ’nem Zwanzigjährigen, ist mal mit dem durchgebrannt und so. Bei der
     würde sie gar nichts wundern.«
    »Ach, auf das, was Laura sagt, kannst du nichts geben. Für Laura ist jede Frau ’ne Schlampe, die besser aussieht als sie«,
     brauste Mickey auf, lehnte sich im Stuhl zurück und nickte mir zu: »Is’ so. Wunder dich also nicht, wenn sie dich anzickt.«
    Das sollte ich wohl als Kompliment nehmen. Ich sah in seinen Augen besser aus als ein Mädchen namens Laura.
Laura
, auch diesen Namen hatte ich gestern Abend gehört. Aber natürlich gab es viele Mädchen, die so hießen.
    »Egal, was Laura sagt. Man macht sich natürlich schon so seine Gedanken«, brummte Dustin.
    Mickey winkte ab. »Jetzt lass mal das Thema. Das erschrickt Julians süße Freundin nur, die ist eh schon ganz blass. Wie ist
     es übrigens mit heute Abend? Geht ihr mit? Wir feiern, Esra gibt einen aus. Bist auch eingeladen, Eva.«
    Ich wurde wahrscheinlich noch blasser, hatte aber den Eindruck, dass auch Julian die Einladung nicht behagte. Er zögerte auffällig
     lange. »Ich dachte, ihr habt mit eurer Aktion nichts erreicht. Mal sehen. Ich weiß noch nicht, was wir vorhaben.«
    »Sie gibt trotzdem einen aus«, konterte Mickey, lehnte sich vertraulich zu Julian hinüber, hielt

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