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Schwindelfreie Luegen

Schwindelfreie Luegen

Titel: Schwindelfreie Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kajsa Arnold
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transferieren?«, reagiere ich überzeugend. »Das ist alles so absurd«, stöhne ich auf und setze mich auf das Bett. »Ich habe nichts mit dieser ganzen Sache zu tun«, stammele ich vor mich hin.
    Ich höre es rascheln und Nicolais Stimme ist plötzlich ganz nah an meinem Ohr. Er kniet vor mir auf dem Boden.
    »Ich weiß, dass du nichts damit zu tun hast. Die deutsche Polizei ist vollkommen auf dem Holzweg, doch wir können sie noch nicht einweihen, weil wir vorsichtig sein müssen, damit du nicht zwischen die Fronten gerätst.«
    »Warum hast du mir diese Reise zugespielt? Das warst doch du, oder?« Ich muss die Chance nutzen und versuchen herauszufinden, welche Rolle Nicolai wirklich spielt. Im Moment kenne ich zwei seiner Tarnungen – wer weiß, ob er nicht auch noch eine dritte hat, die ihn am Ende wieder auf die Gegenseite bringt. Ich muss auf alles gefasst sein.
    Nicolais Gesicht , so dicht vor meinem, bringt mich total aus dem Konzept. Ich muss überzeugend wütend auf ihn bleiben, doch wenn ich in seine grünen Augen schaue, vergesse ich meine so kompliziert gewordene Rolle, ich vergesse alles um mich herum.
    »Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich dich überfallen habe und merkte, wie sehr dir das zusetzte. Ich habe dich heimlich beobachtet, wusste, dass du nicht mehr zur Arbeit gingst und habe mir Sorgen um dich gemacht. Es ging sogar so weit, dass ich auf deinen Balkon geklettert bin. Ich weiß, das hört sich … definitiv nach einem Stalker an, aber glaube mir, Sylvie, ich musste wissen, ob es dir gutgeht.«
    Ich erinnere mich an den Regenwasserfleck auf meinem Teppich. Ha! Passt ja , denke ich. In den alten Filmen klettern Juwelendiebe auch wie Affen an den Hausfassaden hoch, warum sollte nicht plötzlich einer davon auf meinem Balkon landen?
    » Ich habe deine Angst gesehen und wusste, der einzige sichere Ort für dich ist bei mir.«
    Fest schließe ich die Augen und atme langsam und geräuschvoll aus.
    »Was ist los, Sylvie?«
    »Ich bin vollkommen durcheinander«, murmele ich wahrheitsgemäß und bin froh, dass er keine Gedanken lesen kann. »Was ich aber ganz genau weiß, ist, dass ich Hunger habe.«
     
    Es ist früh am Abend und wir sitzen uns im Restaurant Le Bistro Gourmand , gleich neben der Markthalle von Forville, an einem kleinen Zweiertisch gegenüber, wo uns niemand so schnell belauschen kann.
    Wir haben miteinander gerungen. Nicolai bestand darauf, dass man uns nicht zusammen sehen dürfe und riet mir, den Room Service in Anspruch zu nehmen. Ich aber wollte unbedingt raus aus meinem Zimmer, fort aus der viel zu intensiven Nähe zu diesem doppelgesichtigen Charmeur, dessen Kuss noch immer auf meiner Schläfe brennt, auch wenn er dort nur zufällig gelandet ist. Als ich die Gefahr abwäge, mit Nicolai in der Nähe meines Bettes zu bleiben oder mit ihm in einem verschwiegenen Lokal entdeckt zu werden, kam nur eine Möglichkeit für mich in Betracht. Am Ende gab er nach.
    D ie Ecke, in die wir uns zurückgezogen haben, ist so schummrig, dass ich beinahe die Speisen auf der Karte nicht lesen kann.
    Ich bestelle das Menu Affaire, finde es für diesen Anlass ziemlich passend. Nicolai entscheidet sich für das Menu Decouverte.
    »Ist es nicht gefährlich für dich, wenn du mit einer Verdächtigen gesehen wirst?«, frage ich forsch und weiß ganz genau, dass ich damit ins Schwarze treffe. Belustigt schaue ich mich um, ob wir beobachtet werden. Geschähe ihm recht, dieser Mann hat mich so oft belogen, ich habe etwas gut bei ihm.
    » Man sollte nicht wissen, dass wir uns bereits kannten, Sylvie. Nun wurden wir uns quasi … vorgestellt. Ich bin in offizieller Mission hier, und wenn ich es für richtig erachte, meine unterzuckerte Zeugin zum Essen einzuladen, damit ich Informationen bekomme, dann wird Oben niemand meine Entscheidung infrage stellen.«
    » Oben ?«
    »D en Haag.«
    Ah, Europol hat mein Essen abgesegnet, schön zu wissen.
    Er lächelt und berührt damit mein Herz. Mist, dieser Typ wickelt mich schon wieder um den Finger. Nur sagen werde ich es ihm nicht.
    Ich beuge mich dichter zu ihm, damit uns niemand hören kann. »Wie hast du es angestellt, die Ausstellung auszurauben, während du die ganze Nacht mit mir verbracht hast?«, frage ich und bin sehr gespannt auf seine Antwort.
    Er kaut auf einer Zucchiniblüte mit Ricotta und denkt angestrengt nach. Seine Stirn wirft leichte Falten, die Augenbraue n hat er zusammengezogen.
    »Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich

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