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Schwindelfreie Luegen

Schwindelfreie Luegen

Titel: Schwindelfreie Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kajsa Arnold
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als würde n sie mir einen waghalsigen Fluchtversuch zutrauen.
    Der Inspecteur schnippt einmal mit den Fingern und verlässt zusammen mit den Polizisten meine Suite.
    Die plötzlich entstehende Stille ist mir unangenehm. Ich weiß nicht so recht, wohin mit meinen Händen, also verschränke ich sie vor der Brust und schaue Nicolai abschätzend an. Er steht noch immer neben dem Bett und schaut darauf. Ich hoffe nicht, dass ihm die gleichen Bilder durch den Kopf gehen wie mir, nämlich wie wir er mich dort die ganze Nacht von einem Höhepunkt zum nächsten getrieben hat. Schnell verdränge ich diese Gedanken und frage stattdessen: »Wie lautet dein richtiger Name?«
    »Nicolai dʼ Angely.«
    »Dann ist Jean Godard , der Privatdetektiv, der für eine Versicherung arbeitet, eine Fiktion?«
    » Das ist meine Tarnung in der Szene.«
    Ich schnaufe. »Welche Szene und warum hast du mich damit getäuscht?«
    »Wir sind einer Bande von russischen Kunst- und Juwelendieben auf der Spur, daher musste ich mir eine andere Identität zulegen.« Er kommt mit langsamen Schritten auf mich zu.
    »Und was habe ich mit dieser ganzen Sache zu tun? Ich bin ein Opfer, keine Verdächtige, wenn ich dich daran erinnern darf. Wie konntest du mich nur so benutzen?« Ich versuche meine Stimme leise zu halten, damit nichts von unserem Gespräch aus diesem Raum dringt, doch das ist bei meiner momentanen Verfassung schwieriger, als ich vermutet hätte.
    »Du bist eine Verdächtige. Zumindest, was die deutsche Polizei angeht. Sie haben sich an Europol gewandt. Aufgrund deines Namens und deiner Herkunft vermuten sie, dass du Kontakte zu der russischen Mafia hast.«
    Ich lache hart auf. »Der einzige Kontakt, den ich nach Russland hatte, war mein Großvater, der vor sieben Jahren starb. Aber vielleicht war er ja ein großer Mafia Boss und hat nur vergessen, mir davon zu erzählen.«
    Nicolai beobachtet mich genau, aber ich bin sicher, dass ich sehr überzeugend bin in diesem Moment. Ich wische mir konzentriert über die Stirn. Er soll glauben, dass mich die Neuigkeit, die er mir soeben offenbart hat, fassungslos macht. Tatsächlich muss ich mich nicht einmal verstellen, allerdings ist es eher Erleichterung, die ich vertuschen muss. Nicolai – es fällt mir noch schwer, mich an seinen richtigen Namen zu gewöhnen – kämpft gegen dieselben Gegner wie Christian und ich. Das ändert allerdings nichts daran, dass ich mich benutzt fühle, etwas, was ich überhaupt nicht leiden kann.
    »Du warst es, der mich in Düsseldorf überfallen hat!« Es ist keine Frage, sondern eine Feststellung. Obwohl ich damals nur seine Augen und ein paar graue Haare an den Schläfen erkannt habe, bin ich mir sicher. Jedoch stimmt die Augenfarbe nicht. »Damals waren deine Augen braun, wie ist das möglich?«
    »Farbige Kontaktlinsen. Hör mal , Sylvie, es tut mir leid, aber ich musste das tun.«
    »Du hast mich mit einer Waffe bedroht«, meine Stimme ist ruhig aber schneidend. Ich bin stolz, dass sie nicht hysterisch klingt. So verletzt, wie ich mich fühle, ist mir nämlich nach Schreien zumute.
    Mit einem Schritt ist Nicolai bei mir und zieht mich in seine Arme, dabei legt er mir zärtlich einen Finger auf den Mund. »Niemand darf erfahren, dass wir uns kennen«, flüstert er mir ins Ohr. Dabei streifen seine Lippen meine Wange und sofort sprühen wieder die Funken.
    Nicolais Nähe ist mir sehr bewusst, doch ich muss genau überlegen, wie ich jetzt reagiere. Ich muss ihn in dem Glauben lassen, dass ich eine arme Goldschmiedin bin, der er übel mitspielte, nicht nur in Düsseldorf. Das dürfte nicht schwer sein.
    »Lass mich los, fasse mich nie wieder an !« Energisch winde ich mich aus seinen Armen.
    Er tritt einen Schritt zurück. Abstand, den ich tatsächlich bitter nötig habe, um einen klaren Kopf zu behalten.
    »Bitte , Sylvie, ich möchte dir alles erklären, doch dafür reicht die Zeit nicht. Kein Mensch darf wissen, in welcher Beziehung wir zueinander stehen, zu deiner Sicherheit!«
    »Wi r stehen in keinerlei Beziehung zueinander, das müsste dir doch klar sein, oder? Ich würde niemals eine Beziehung mit einem Dieb und Lügner eingehen. Ich habe dich im Zug gefragt, ob du Schauspieler bist und du hast geantwortet, du hättest kein Talent. Weißt du, Nicolai, du solltest an deiner Selbsteinschätzung arbeiten, denn du bist ein herausragender Schauspieler.«
    Ein Klopfen an der Tür unterbricht uns.
    »Scheiße«, entfährt es Nicolai und er streicht über seine Haare.

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