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Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Titel: Schwindlerinnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ekman
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von Márquez, und schnippisch hat sie Finnegans Wake ergänzt und wie etwas ganz Entscheidendes gesagt: »Das ist nicht die Sorte Romane, die wir schreiben.«
    Das mag sein. Ich bin mir voll und ganz im Klaren darüber, kein James Joyce zu sein. Doch glaube ich wirklich, dass ich ein bisschen schöpferischer gewesen wäre, wenn sie meine Texte in Ruhe gelassen hätte.
    Oder es wäre auch gar nichts geworden.
    Das sollte ich streichen. Aber einstweilen kann es stehen bleiben. Noch ist es lange hin. Ich kämpfe mit dieser Biografie oder — mit ihren feinen akademischen Worten – dieser Lebensbeschreibung jetzt schon an die drei Jahre. Nachdem ich nun so weit gekommen bin, weiß ich, dass ich schreiben kann, ohne sie über mir zu haben. Aber ich habe natürlich etwas hinzugefügt und nach bestem Vermögen gestrichen und umgestellt und herumgefuhrwerkt, denn in meinem Gehirn finden sich durchaus noch Spuren ihrer reglementierten Ordnung.
    Ich kann. Ich schreibe auf meine Spiralblockseiten, und nach einer Weile tippe ich es in den Computer. Erst jetzt, wo ich über Rusken schreiben soll, fällt es mir schwer. Über ihn wollte ich eigentlich überhaupt nicht schreiben. Oder aber in einem Fluss aus Hitze und Trauer und dem Duft der Nachtblumen erzählen. Aus knirschendem Kies und dem Schnapsgeruch aus seinem Mund und den kalten Nebeln des Junimorgens. Alles ist in mir. Ich fror. Meine Haut wurde heiß. Fieber? Ja . . .
    Aber es wird wohl das Übliche: Struktur. Denn mir ist klar geworden, dass das Buch sie sonst nicht treffen wird. Und auch nicht das aufgeregte Gerede der Klappermühlen des Kulturestablishments in Schwung bringen wird, wenn es nicht in ihrer Art zu lesen ist. Es soll wehtun. So, wie sie mir wehgetan hat.

Danke. Auf jeden
Fall danke. Sie gibt zu, dass ich mit ihren Texten gearbeitet und Einfluss darauf genommen habe. Lillemor liest die Zeilen, die von ihrer Arbeit handeln, noch mal, die erneute Lektüre verringert sie aber eher. Sie findet, dass sie als kompetente Verlagsredakteurin dargestellt wird. In Wirklichkeit aber ist es schlimmer, viel schlimmer. Sie waren wie zwei Topfpflanzen in einem viel zu kleinen Gefäß. Ihre Wurzeln haben sich ineinander verschlungen und verfilzt. Sie haben aneinander zu saugen versucht, als es zu eng und zu nährstoffarm wurde. Doch wer schmarotzt am meisten? Wer bildet die Hauptnahrung für die andere?
    Es ist Donnerstag. Der Donnerstag vor der Bekanntgabe, an dem sich die Akademie erklärt. Dabei geben alle ihre Stellungnahme ab, und sie lässt sich kaum rückgängig machen. In diesem Jahr gibt vermutlich eine einzige Stimme den Ausschlag für die Ernennung des Nobelpreisträgers. Lillemor zählt die Stimmen an den Fingern ab. Sie kann ihre Finger jetzt nur mit Babbas Augen sehen, sieht, dass sie sauber gefeilt sind und vom rosaroten Nagellack glänzen. Es ist wie in den ersten Minuten nach einem Film: Man hat das Gefühl, eine Kamera sei auf einen gerichtet, während man sich bewegt.
    Ihre Zählung bringt sie zu dem Ergebnis, dass ihre Stimme den Ausschlag geben wird. Da beschließt sie, zur Versammlung zu gehen. Es ist ihre Pflicht. Wenn sie ein Taxi nimmt, dürfte Max eigentlich nicht entdecken, dass sie noch in der Stadt ist.
    Mit einem Mal ist es ein richtig schöner Tag. Ein Nachmittag der Pflicht, der Gewohnheiten und des Zuhauseseins. Sie macht sich ein Omelett zum Mittagessen. Zwei Eier, ein Esslöffel Wasser, einer mit Sahne. Salz und schwarzer Pfeffer. Sie krümelt etwas übrig gebliebenen Schafskäse hinein. Geht mit französischen Gewürzkräutern aus der Streudose darüber.
    Sie wählt einen Blazer mit dezentem Tartanmuster. Das Karo ist in gedämpftem Rot mit Dunkelgrau und Weiß, dazu passen eine weiße Bluse, eine graue Hose und schwarze Pumps mit moderatem Absatz. Der Geruch des Taxis, die Abgeschiedenheit der Källargränd, die Steinstufen zum Eingang, die Bedienung der Sprechanlage und die wohlbekannte, freundliche Stimme – alles ist jetzt und immer. Der Aufzug knarrt nicht mehr wie früher, er ist repariert und modernisiert. Oben aber ist alles wie gehabt, und es umfängt sie wie die Ewigkeit, die Gustav III. so heiß begehrt hat. Er hat die Akademie nicht gestiftet, sondern »gestichtet«. Hier drinnen gibt es andere Wörter, Zeiten, Schatten und Stimmen.
    Sie betritt die Nobelbibliothek, und nachdem sie ihren Kamelhaarulster und das Kenzotuch aufgehängt hat, geht sie über den roten Teppich auf dem Steinfußboden in den Leseraum der

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