Schwindlerinnen: Roman (German Edition)
leichten Hammerschlag entgegennehmen und die immer gleiche Pendeluhr leise erklingen wird, dass wir einer nach dem anderen einschlafen und durch andere glatte Robben ersetzt werden, die sich unmerklich wiegen, Silberköpfe bekommen und allmählich ihre eigene Telefonnummer vergessen, aber nicht den Widersacher, der sie einst bei einer Lehrstuhlbesetzung auf den Listenplatz drei verwiesen hat.
Da kommt es wie ein Messerstich aus der Wirklichkeit: Babba will ihr übel. Babba will sie aus diesem friedlichen Winkel der Welt vertreiben.
Als sie die Pendeluhr die halbe Stunde schlagen hört, fragt sie sich, ob irgendjemand in diesem Raum Babbas Buch Glauben schenken wird. Hier herrscht schließlich unerschütterliche Loyalität. Es ist hier nicht wie bei einer politischen Partei, wo man sich nach einer Wahlniederlage gegenseitig die Köpfe einschlägt und die blutigen Reste eines geschäftsführenden Vorstands dem Kongress zum Fraß hinwirft. Hier heißt der Geist Zusammenhalt. Hier rührt es an die Ehre, den Worten des anderen nicht zu glauben. Und niemand darf sich an der Ehre eines anderen versuchen.
Nachdem sehr gründlich zum Problem mit dem Aufzug Stellung genommen wurde, nachdem Punkt für Punkt durchgegangen und mit Beschlüssen besiegelt wurde, nachdem Ankündigung für Ankündigung mit pedantischem Eifer abgearbeitet wurde, lässt der Direktor sie auf die Deklarationen los. Denn nun hat sich die Akademie selbst bewiesen, dass sie nicht hetzt. Sie wendet keine massenmedialen Prinzipien an.
Die Deklarationen sind ein wenig garniert. Mit einem Kompliment an die Mitglieder des Nobelkomitees für ihre Arbeit mit den Gutachten. Oder auch mit einem ruhigen Exkurs in die Geschichte des Nobelpreises oder einfach nur mit einer Reverenz an den Sekretär, sofern man sich der Priorisierung seines Gutachtens anschließt. Nur selten lässt die Garnierung auf eine hingebungsvolle Lektüre schließen. Lillemor bekommt einen gelinden Wutausbruch. Sie liest die Nobelkandidaten immer. Es gehört zu ihrem Schulmädchenverhalten, und das sitzt. Im Übrigen muss sie es tun: Sie sitzt schließlich im Nobelkomitee.
Jetzt wissen alle, was kommt. Letzten Endes hat doch nicht nur eine Stimme den Ausschlag gegeben. Der formelle Beschluss wurde noch nicht gefasst, aber der Preisträger ist jetzt eine Person, über die sie diskutieren, nachdem der Direktor die Versammlung geschlossen hat und sie aus dem Versammlungsraum ausziehen. Hat er eine Frau oder einen Freund? Wird er mit einer großen Entourage anreisen? Na ja, das ist Sache der Nobelstiftung. Während der Sekretär ihr in den Mantel hilft, denkt Lillemor, dass wohl einzig der Bescheid, unheilbar an Krebs erkrankt zu sein, das Leben eines Menschen so radikal verändern kann wie der Beschluss, auf den sie sich eben festgelegt haben und den sie am nächsten Donnerstag fassen werden.
Die Pflastersteine auf dem Weg zum Gyllene Freden hinunter sind nass und glitschig. Sie geht mit einem sehr alten Professor untergehakt. Es soll so wirken, als stützte er sie ritterlich, aber es ist im Gegenteil sie, die ihn führt und einmal davor bewahrt, in seinen Überschuhen auf dem Hang der Köpmangatan vor dem hl. Georg zu stürzen.
Als sie im Restaurant ankommen und die Treppe zu den separaten Räumen hinaufsteigen, stellt sich nicht dieses erhabene Gefühl von Abgeschiedenheit und Frieden ein. Mit den anderen Gästen in der Garderobe und dem Personal, das die Drinks serviert, ist die Welt eingedrungen. Jene Welt, in der es Babba mit ihrem Hohn gibt. Lillemor weiß nun, dass sie heute Abend, schwer vom Essen und leicht benebelt vom Wein, mit einem Taxi nach Hause fahren wird. Und dort wartet die Lektüre.
Pferdehändlerblut Langer Mantel und Medaillen
Er war schlitzäugig, schwarzhaarig und kurzbeinig, hatte einen dicken Bauch und einen kräftigen, muskulösen Körper. Er hatte grobe Hände, doch gelenkige Finger, und die linke Hand war so flink auf den Saiten, dass die Augen ihren Bewegungen nicht folgen konnten. Sein dichter Oberlippenbart bildete von den Mundwinkeln abwärts zwei Tampen, die sich zu Strichen verjüngten.
In diesem ersten Sommer mit ihm fuhr ich zu Spielmannstreffen und Hochzeiten, zu Heimatabenden und Musikfestivals. Mit dem Wohnwagen am Isuzu reisten wir zu der anbiedernden und aufgeputzten Hochkultur in Tällberg, Leksand, Mora und Rättvik, zockelten aber auch auf krummen Schotterstraßen nach Bingsjö und zu Dörfern im Armenwald mit den glitzernden Gewässern.
Sein
Weitere Kostenlose Bücher