Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Titel: Schwindlerinnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ekman
Vom Netzwerk:
Verhältnis, das vielleicht nicht so leicht erklärbar ist, eine Lüge sein? Wird es eine Lüge, dass wir einander brauchen, nur weil wir es niemandem erzählen? Ist nur das wahr, was in der Zeitung steht?«
    »Sophistin«, versetzte sie.
    »Keineswegs. Es gibt bestimmt eine Wahrheit über dich und mich. Aber ich glaube nicht, dass man so leicht an sie herankommt. Gibt es einen Grund zu glauben, dass jemand anderes das kann? Sune? Einige Hunderttausend Abendzeitungsleser?«
    »Du machst mich ganz wirr im Kopf«, sagte sie.
    »Ich setze mal Kaffee auf.«
    Als wir ihn in der Fliederlaube tranken, erzählte sie von ihrem Besuch im Börsenhaus und im Gyllene Freden, und sie sprudelte vor Begeisterung. Offenkundig war sie am richtigen Ort gelandet und auch glücklich, was in ihrem verwickelten Leben selten vorkam. Ich gönnte es ihr. Sie war willkommen geheißen und anerkannt worden. Das musste gutgetan haben nach all den Gehässigkeiten, denen sie nach ihrer Wahl in die Akademie ausgesetzt gewesen war. Dass die politisch bedingt waren, blieb sich gleich. Lillemor war davon getroffen. Sie hatte aber auch rühmende Gratulationsbriefe erhalten und außerdem solche, über die wir zu lachen versuchten. Ein älterer Herr fragte in zittriger Schrift, wie sie, die völlig unlogisch Sätze mit der nebenordnenden Konjunktion »und« einleite, in diese altehrwürdige Institution eintreten könne, deren Mitglieder dazu bestellt seien, die Hoheit und Reinheit der schwedischen Sprache zu pflegen. Sie antwortete munter, dass es Präzedenzien gebe: Die Prosa Harry Martinsons und die Verse des Ersten Buches Mose lieferten Beispiele dafür, dass man Sätze ruhig auf diese Art einleiten könne. Es erschütterte sie jedoch, dass sein Ton so hasserfüllt war. Ein anderer Herr fragte, wie sie den blanken Schild ihrer Sprache mit Wörtern beflecken könne, die er nicht einmal zitieren wolle. Ich nehme an, da spukte jene Möse von vor vielen Jahren herum.
    Jetzt hatte sie ein Nest, in dem sie sich verstecken konnte. Diesen Eindruck gewann ich, als sie von der Akademie erzählte. Sie sagte, sie sei eine überaus geschlossene Welt, und es dürfe nichts preisgegeben werden. Welch ein Wort!
    »Die Mitglieder dieser Akademie scheinen in die Katakomben abgetaucht zu sein, als die Radikalen Gift und Galle darauf spuckten«, sagte ich.
    »Auf sie «, verbesserte mich Lillemor.
    »Bitte?«
    »Die Akademie gilt als ein weibliches Wesen.«
    Dass sie dort Quark verzapften, wunderte mich nicht. Sie schien heimgefunden zu haben.

Nachtlicht Struktur Fluss
    Es war Nacht, als ich ihm begegnete. Die große Wasserschale des Siljans vibrierte vor Licht, und der Himmel war juninachtblank. Die Gräber dufteten schwer und süßlich nach welkenden Rosen.
    Ich habe lange gezögert, über ihn zu schreiben. Er trat in jener Nacht in mein Leben. Nicht in Lillemors. Wir sind freilich so miteinander verflochten, dass ich in diesem Buch über sie nun doch auch über ihn schreibe. Eigentlich will ich nicht. Aber es bleibt mir nichts anderes übrig.
    Sie rief mich kurz nach zwölf aus dem Diözesanzentrum in Rättvik an. Ob ich Musse abholen könne, die singe nämlich, wenn sie die Mitternachtsmesse höre. Ihr Geheul war von Lillemors Zimmer bis in die Kapelle hinunter zu vernehmen.
    Als ich ankam, stand sie mit der Hündin an der Leine vor dem Eingang. Sie übergab sie mir und eilte wieder hinein. Ich weiß nicht, warum sie dieses zweieinhalbtägige Retreat im Diözesanzentrum machte. Wollte sie mit Gott in unserem gemeinsamen Unternehmen stochern? Ich hatte bei ihr Sissela Boks Lügen. Vom täglichen Zwang zur Unaufrichtigkeit gesehen. Jaja, gewiss doch. Ich kann aber nicht behaupten, dass mich das beunruhigte, denn ein öffentliches Bekenntnis würde sie jetzt gar zu viel kosten. Auf meine Frage, ob sie es gelesen habe, hatte sie gesagt, es gehöre Sune. Er hatte wieder eine Nacht der Wahrheit gehabt. Diesmal ging es um seine Untreue mit jemandem aus dem Entwicklungshilfeteam in Tansania.
    »Aber das ist doch schon Jahre her.«
    »Ich glaube nicht, dass es zu Ende ist«, sagte sie.
    »Macht dir das nichts aus?«
    »Doch, schon.«
    Es hörte sich an, als müsste sie darüber nachdenken, ob es ihr wirklich was ausmachte.
    »Also schlägst du dich weiter mit Sune Wahrheit herum. Das sieht dir nicht sehr ähnlich.«
    »Man ändert sich«, sagte sie und fügte fast munter hinzu: »Sei ihm gewogen, wenn er’s wert, wenn nicht, im Grolle sei er dir beschert.«
    Nein, wer

Weitere Kostenlose Bücher