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Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Titel: Schwindlerinnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ekman
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militant nach Pippi Langstrumpf fragten, suchte ich nach einem Buch von Astrid Lindgren. Ich hatte einen ganz hervorragenden Zettel, den ich für die Kinder als Warnung vor mütterlichem Kulturimperialismus einkleben konnte.
    Lesen Sie Kindern nichts vor.
    Es kann ihr Gehör schädigen.
    Den klebte ich ein, weil ich schon im Laden gewisse Mütter mit schriller Überzeugung ihre Vorlieben auf die Kinder übertragen hören konnte.
    Muss die Lektüre der Kinder nicht großenteils geheim sein? Ich habe das Gefühl, dass sie heutzutage behördlich organisiert ist. In der Nähe meiner Wohnung in Birkastan gab es eine Kita. Das Gattertor des Spielplatzes wurde zum Schutz vor Pädophilen abgeschlossen. Von dort marschierten die kleinen Kinder, einander bei der Hand haltend, zwei und zwei in Reih und Glied ab. Sie trugen gelbe Westen, die sie vor dem Verkehr schützen sollten. Kann es sonderlich schwer sein, sie auch als Erwachsene im Takt marschieren zu lassen? Vielleicht findet so ein Kind, wenn es mal erwachsen ist, diesen Zettel und glaubt, dass er tatsächlich in einer Behördenschreibstube eingeklebt wurde:
    Lesen macht
    sehr schnell abhängig.
    Fangen Sie gar nicht erst damit an.
    Die glatzköpfigen oder mit einem Rattenschwanz im Nacken versehenen Träger schwarzer enger Jeans brachten jetzt Bücher ins Antiquariat, die sie verkaufen wollten und die den alten Apelgren erschreckt hätten, wenn er noch gelebt hätte. Das erste war, wenn ich mich recht erinnere, Irvine Welshs Trainspotting . Der alte Mann war in aller Ordnung im Krankenhaus von Danderyd gestorben, und ich hatte in seinen letzten Tagen bei ihm gewacht. Wenn ich nun nicht im Laden festsitzen wollte, musste ich für Ersatz sorgen. Es war ja jetzt möglich, jemanden zu bezahlen, denn für meinen Geschmack hatten die Geschäfte viel zu viel Fahrt aufgenommen. In gewisser Hinsicht ist es aber auch erfreulich, wenn etwas gelingt. Ich nahm jetzt nicht mehr alles an, was angeboten wurde, und sagte auch zu Apelgrens Nachfolger, er müsse wählerisch sein. Die Bücher von den Typen mit den schwarzen Jeans, auf die sollten wir uns konzentrieren. Und immer mit Warnungen, die sie auch wirklich schätzten.

Frack Haarteil Königsblut
    Nach unserem Schock in Örnäs mit den blaugelben Blumensträußen und den Journalisten, die auf der holprigen Straße von Lostbyn heruntergefahren kamen, arbeitete Lillemor den ganzen Sommer über an ihrer Antrittsrede. Ich wollte sie ihr auf der Grundlage ihrer Recherchen schreiben, wie es die übliche Art unserer Zusammenarbeit war. Ich durfte aber nicht. Unmittelbar bevor die Rede bei der Zensur (es wurde natürlich nicht so genannt, doch strich der Sekretär ein paar ihm unliebsame Namen der zeitgenössischen Literatur heraus) eingereicht werden musste, war Lillemor wie gelähmt vor Schreck und gab sie mir nun doch, sodass ich den Schulmädchenaufsatz in Fasson bringen konnte.
    Am zwanzigsten Dezember erfolgte ihr Eintritt.
    Wir trafen im Schneegestöber beim Börsenhaus ein und ließen das Taxi im Trångsund vorfahren, damit Lillemor den Fotografen und Journalisten entging, die in der Källargränd warteten. Astrid war damit natürlich nicht zufrieden. Sie konnte gar nicht genug bekommen von den Fotos ihrer Tochter in den Zeitungen und hatte eine große Ausschnittsammlung angelegt. Ihren Kurswechsel fand ich bewundernswert. Es ging ihr nicht mehr darum, mit ihrem Wissen, wer die Bücher schrieb, zu triumphieren. Ich frage mich, ob sie nicht sogar alles vergessen oder zumindest aussortiert hatte, wie ich den Krebs meines Vaters.
    Wir entgingen nun also in diesem Moment den Fotografen, und Lillemor stürmte durch die Eingangstür, die ich ihr aufhielt, damit der Schneewind ihr nicht die Frisur durcheinanderbrachte. Wir gelangten in den Korridor der Nobelbibliothek und gingen den Steinfußboden entlang (es war lange bevor der rote Teppich ausgelegt wurde). Astrid wäre gern hiergeblieben und hätte Leute begrüßt, doch da war niemand außer den Wachen, die vermutlich aus der Leibgarde stammten. Sie hatten bereits Aufstellung genommen und ihre Bärenfellmützen aus synthetischem Pelz neben sich auf den Fußboden gelegt. Sie sagten, sie bekämen Kopfschmerzen davon. Astrid, die so lange wie möglich dort verweilen wollte, unterhielt sich mit ihnen über ihre Mützen und MPs. Lillemor schob uns jedoch entschieden ins Treppenhaus hinaus und sagte, wir sollten eine Etage tiefer unsere Mäntel aufhängen. Sie wollte uns loswerden, und sie

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