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Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Titel: Schwindlerinnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ekman
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Überspanntheit genannt. Trotzdem konnte man sie bewundern. Moa Martinson hatte einen hohen, beinahe schrillen Tonfall, der gekünstelt klang. In Filmen aus jener Zeit kann man das noch hören. Es war einfach der offizielle weibliche Tonfall. Sie redete unaufhörlich über sich selbst.
    Meine Mutter las ihre Bücher voller Bewunderung, war ihrer Person gegenüber jedoch skeptisch. Sie sagte, sie sei zu getulich, was bedeutete, dass sie sich verstellte. Hinterher bekam ich auch zu sehen, dass Moa Martinson Zigaretten rauchte. Sie entnahm ihrer Handtasche von der Größe eines halben Dackels eine Zigarettenschachtel, und der Vorsteher des Volkshauses geriet in Verlegenheit, weil man dort nicht rauchen durfte. Er traute sich aber nichts zu sagen, sondern fingerte eine Schachtel Zündhölzer aus seiner Hosentasche und gab ihr Feuer.
    Wieder zu Hause, holte ich Kirchliche Trauung aus dem Bücherschrank und suchte nach der Stelle, wo Mia zu einem Haus in der Drottninggatan geht, um auszurichten, dass ihre Mutter nicht zum Putzen komme. In der Küche sitzt eine Untermieterin, eine Fabrikarbeiterin mit schwacher Lunge. Sie isst gebratenen Speck, Eier und Rahmspinat, und danach bekommt sie Rhabarbergrütze mit Milch. Nichts Sensationelles also, doch ich wollte vor allem lesen, dass sie die Geliebte eines Ingenieurs war und dass sie nach der Rhabarbergrütze rauchte.
    Ich habe das Buch jetzt herausgesucht. Es ist braun gestreift und hat das geflügelte Pferd von Tidens Buchclub auf dem Einband. Und es stimmte: Wie verhext sieht Mia zum ersten Mal in ihrem Leben eine Frau rauchen. »Alles, was fotografiert oder gemalt war, stimmte also.« Das steht da, und es beeindruckte mich tief, zumal mir ein paar Jahre zuvor noch nicht mal bewusst gewesen war, dass Bücher von einer speziellen Person geschrieben werden. Nun wusste ich es besser, aber die entscheidende Erkenntnis, was eine Schriftstellerin war, hatte mir der Abend im Volkshaus beschert. Das war eine, die im Volkshaus stand, die mit schriller Stimme sprach und die rauchte. Und dann war da eine andere, die verhext über rauchende Frauen und deren seltsames Leben schrieb.
    Ich dachte natürlich nicht im Traum daran, Schriftstellerin zu werden, aber mir war jetzt klar geworden, dass das Monster zwei Köpfe hat.
    Lillemor saß im Korbsessel und kaute an ihren Nägeln, die so wohlgefeilt waren und rosarot von hellem Nagellack, dass es eine Sünde war, sie zu ruinieren. Ich hütete mich, ihr gegenüber gar zu pathetisch zu werden.
    »Warte noch ein klein bisschen«, sagte ich. »Das ist das Einzige, was ich verlange. Lass uns dieses Buch erst fertig machen. Wenn du mit der Sache jetzt herausrückst, erscheint es nie.«
    Der Herbst kam. Das nasse Gras wurde gelb. Unser kleiner Roman war auf der Olympia der Volkshochschule säuberlich ins Reine getippt worden, der Verleger hatte ihn bekommen und einen gnädigen Brief geschrieben: »Dieses Buch ist Ihnen wirklich gelungen.« Jaja, es war wie von mir vermutet, sie hatte es zuvor allein versucht.
    Das Espenlaub wurde braun und bildete unter kahlen Bäumen eine klebrige Decke. Ante schlachtete schwarz drei Schweine und konnte seine Stromrechnung selbst bezahlen. Die Korrekturfahnen kamen, aber ich bin keine Korrekturleserin, und würde ich dazu gezwungen, wäre ich miserabel.
    Ich hatte ein kleines, graues Buch geschrieben. Seine Fehler, so unbedeutend wie seine Verdienste, waren sorgfältig berichtigt. Die Korrekturfahnen in die Hand zu nehmen hatte mich nicht in die Sphären gehoben, in denen ich mich beim Schreiben aufgehalten hatte. Da war es mir egal gewesen, was ich aß und ob ich schlief und wie das Wetter war.
    Der Geist hatte mich besucht, er, der in der Mitte des Lichtwirbels sitzt, die Form wechselt und seine Bilder aus Adern, Nerven, Speichel, Blut und Schleim webt. Das hier war weder Blut noch Licht. Ich hatte herumgetastet und getan, was ich konnte, aber es wurde nur eine Menge Papier daraus.
    Dann erschien es als Gegenstand, wurde aufgeschnitten, rezensiert und verkauft. Es ärgerte mich, dass die Kritik mich vom Gefühl der Grauheit befreien konnte, dass ich mich auch noch darum kümmerte und vom Lob und von der Tatsache, dass sogar hochkarätige Rezensenten darüber schrieben, verführen ließ. Der Erste war Jakob Branting im Aftonbladet , und Lillemor kam mit der Zeitung und einem Roséwein namens Mateus an. Sie hatte unser Gespräch nicht vergessen und sagte, wir müssten das Ende unseres Schwindels feiern.
    »Seid

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