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Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Titel: Schwindlerinnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ekman
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Sauna passiert war.
    Sie lag auf einer Klappliege mit einer dünnen Schaumgummimatratze auf federndem Grund. Die Zudecke war mit synthetischer Watte gefüllt und hatte einen Bezug, der stark nach Waschmittel roch. Das Kissen war aus Schaumgummi und roch wie die Matratze.
    Sune lag jetzt unter einer Sommerdaunendecke – sie würde sie gegen die Winterdecken austauschen, sobald sie nach Hause käme, denn die Nächte wurden langsam kalt – und las bestimmt eine Zeitschrift. Warum lag sie nicht neben ihm?
    Warum ist man überhaupt an dem einen Ort und nicht an einem anderen? Ihre Gedanken wirbeln jetzt von der Wohnung in der Breitenfeldsgatan zurück zu der Vierzimmerwohnung in Eriksberg mit dem Karl-Johan-Sofa und dem Tisch, auf den sie die Kandelaber des Generals gestellt hatten. Dann sieht sie Necklunds dösiges und alkoholseliges Gesicht vor sich und dann das, ja, aufrichtig gesagt, Loch in der Bäverns Gränd, wo sie auf einer fürchterlich fleckigen Matratze zu den Klängen einer Miles-Davis-Platte gevögelt hatten, in der Annahme, dies sei das Leben. Ebenso deutlich erinnert sie sich an das zusammengepferchte und ängstliche Dasein der Waldweiber nach der Katastrophe und an den Brotkorb aus Birkenrinde, der so pathetisch unbeholfen geflochten war. Und daran, wie sie eingesehen hat, dass sie nicht wie diese Frauen leben konnte, sondern es um sich herum sauber, bequem und hübsch haben wollte. Ja bürgerlich, wenn es das wäre.
    Jetzt hatte sie es so. Das heißt zu Hause. Sie wollte nicht in der Ramsökommune sein. Sie traute sich nicht, das Licht auszumachen. Und die Tür ließ sich auch nicht abschließen, um die sozialen Gefahren auszusperren. Da fielen ihr zwei Dinge ein. Babba sagte immer, Ideen kämen stets unversehens, man könne sie sich nicht ausdenken. Ihre erste Idee war, die Kommode vor die Tür zu schieben. Ein oder gar mehrere kräftige Jungs würden sie natürlich trotzdem aufbekommen. Wahrscheinlicher aber war, dass sie meinten, die Tür sei abgeschlossen, wenn sie sich nicht öffnen ließ.
    Sie war richtig zufrieden mit dieser Idee und führte sie prompt aus. Es machte einen Heidenlärm auf dem Bretterboden, das schwere Möbel zu verschieben. Um die Barrikade zu vollenden, sah sie sich um, ob sie nicht etwas auf die Kommode stellen konnte, was scheppern oder herunterfallen und zerschellen würde, wenn man sie von der Stelle bewegte. Sie entdeckte eine Vase auf dem Bücherregal, und da kam ihr Idee Nummer zwei.
    Die Vase war aus schwarzem Glas mit dem Bild eines Schwans in Silber. In die könnte sie pinkeln. Viel passte nicht hinein, aber sie könnte jeweils kleine Portionen machen und aus dem Fenster kippen. Sie probierte es sogleich aus, und es funktionierte. Die Öffnung der Vase war genau richtig. Sie schüttete die paar Tropfen in die Herbstnacht hinaus.
    Als sie sich hinlegte, waren der Raum und das Bett nicht mehr gar so feindselig. Sie glaubte, den Geruch des Schaumgummikissens zu kennen, und kam irgendwann darauf, dass es so roch wie in der Werkstatthalle, wo das Material für Trojs Kunststoffboote hergestellt wurde. Da traute sie sich endlich, die Lampe auszumachen.
    Am nächsten Tag würde sie nach Hause fahren. Claes-Erik Andersson würde wohl nicht so schnell zurückkommen. Außerdem glaubte sie nicht mehr an ein Gespräch. Sie schlief ein und war sich dessen bewusst. Ein Weilchen schwebte sie zwischen den Zuständen Schlafen und Wachen und sank in den besseren der beiden.
    In der Wohnung in der Breitenfeldsgatan ist die Kaffeetasse ausgetrunken. Lillemor schwebt zwischen zwei Zeiten. Irgendwie ist die Vergangenheit besser. Sie ist zumindest vorbei.

Silberlöffel Kuckucksflucht
    Wir hatten nun beide das Rauschen von zweiundvierzigtausend Exemplaren im Herzen, und es sang in den Fichten vor dem Haus. Ich schrieb etwas über eine Kröte, die einer Frau Silberlöffel schenkte, weil sie ihr beim Gebären half. Das war wohl eine Art Wahrheit oder so nahe daran, wie man ihr kommen kann. Allerdings wusste ich nicht, wie ich den Einfall verwenden sollte, und steckte ihn in den Karteikasten.
    Den Durchbruch schaffen, nennt man das, und wenn ich dieses Wort höre, denke ich immer an einen Zirkushund, der durch eine runde Pappscheibe springt. Hepp! Doch es war Lillemor, die sprang, ich saß im Schutz der Fichten, und sie rauschten vierundvierzigtausend, sechsundsechzigtausend …
    Nach all diesen Jahren war es Wirklichkeit geworden, nach Jahren wie weiche, wattige Nebel. Bei uns war Ante

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