Schwindlerinnen: Roman (German Edition)
langsam, aber sicher aus der Schuldengrube herausgekommen. Er besaß die Gottesgabe einer Freundlichkeit, die sogar beim Gerichtsvollzieher ihre Wirkung tat. Und warum sollte ich nicht für einen Teil der Tantiemen einen Traktor kaufen?
Heutzutage lässt man gern mal etwas auf den Markt los, und bei diesen Worten sehe ich ein großes, zottiges Tier vor mir, das abhaut und sich nicht einfangen lassen will, oder ich denke daran, wie Carlsson in Strindbergs Die Hemsöer über die Wechselwirtschaft referiert: »Das eine fängt an, wenn das andere nachlässt.« Und Rundqvist fragt: »Wer hat einen gelassen?« In jenem Jahr ließen so einige Literaten was vom Stapel, und ihre eher geglätteten als zottigen Tiere purzelten aus den Verlagen. Aber wir waren Siegerinnen. Zweiundvierzigtausend Exemplare gleich zu Beginn und Rezensenten aus der oberen Liga: Olof Lagercrantz und Åke Janzon.
Die Bedrohung Astrid Troj war latent. Astrid hatte den Finger am Abzug, drückte aber noch nicht ab, weil sie sich an unserem Schrecken wohl erst noch ein bisschen ergötzen wollte. Wahrscheinlich glaubte sie, wir wüssten beide, dass sie wusste, und beorderte Lillemor deshalb sehr selbstsicher zu Auftritten und Buchvorstellungen bei einer Reihe von Frauenvereinigungen, in denen sie Mitglied war oder werden wollte. Als Erstes war ein Distrikt von Inner Wheel dran, eine Art Damenklub von Rotary. Lillemor sagte, sie werde mit Gottes Hilfe versuchen abzulehnen, obwohl sie es Auge in Auge mit Astrid nicht gewagt hätte.
»Tu, was sie sagt«, empfahl ich. »Es ist für uns beide das Beste.«
Es waren hundertfünfzig Kilometer zu fahren, doch ich kam mit, weil ich Sorge hatte, Astrid könnte auf irgendeine Teufelei verfallen, die nicht auf dem Programm stand. Es fiel jedoch nichts Besonderes vor. Eine Dame, die wie ein frisierter Keiler aussah und drei Reihen Perlen um den Hals hängen hatte, hieß Lillemor samt ihrer Entourage, die aus mir und Astrid bestand, willkommen. Lillemor hielt mit recht dünner Stimme ihren Vortrag, den sie selbst geschrieben hatte. Darin war sie gut. Vor dem Tee und den Garnelenbrötchen kamen die üblichen Fragen: Woher nehmen Sie Ihre Ideen, wann haben Sie gemerkt, dass Sie Schriftstellerin werden wollen, schreiben Sie nur, wenn Sie eine Inspiration überkommt, oder bringen Sie Arbeitsdisziplin auf?
Astrid lächelte über Lillemors Antworten auf eine für mich kaum zu verkennende Art. Lillemor schlug sich tapfer. Es war vermutlich ein fürchterlicher Herbst für sie. Sie trauerte wirklich um Kurt Troj, und das konnte ich verstehen, denn als Vater war er eigentlich nicht verkehrt gewesen. Und dann hatte sie diesen Junkie Tompa an der Backe, der ständig aus irgendwelchen Einrichtungen türmte, den vortrefflichen Sune und all die Vorträge. Zu guter Letzt war auch noch Jeppe gestorben. Er war bestimmt schon fünfzehn, was laut Ante für einen so großen Hund ungewöhnlich war. Im letzten Jahr war er taub gewesen, und zum Schluss hatte er ins Haus gepinkelt. Um die schwere Entscheidung ist Lillemor allerdings herumgekommen, da er eines Morgens tot in seinem großen Korb lag. Die einzige Widrigkeit, die ihr erspart blieb, war der Schrecken davor aufzufliegen, den ich verspürte.
Astrid entschwand unvermutet an die spanische Sonnenküste. Nur weil sie jetzt in dem steuerparadiesischen Schwedengetto außerhalb von Fuengirola wohnte, war sie nicht entwaffnet. Aber wir hatten sie immerhin auf Abstand. Der Winter verging, ohne dass wir etwas von ihr hörten, außer wenn Lillemor bei ihr anrief, oft ohne Erfolg, denn Astrid wechselte in einer Tour die Wohnung. Komischerweise von größeren zu kleineren. Doch das war erklärlich. Als sie Trojs Kunststoffboote verkaufte, stellte sich heraus, dass Kurt angesichts einer dann nie erfolgten Erweiterung hohe Schulden gemacht hatte. Auch für das Haus war nicht das herausgesprungen, was sie erhofft hatte. Lillemor hatte ihr Erbe noch nicht in Anspruch genommen, ob sie sich nun nicht traute oder es nicht brauchte, sei dahingestellt. Sie bekomme einen Schuldschein, hatte Astrid gesagt. Praktisch also hatte Lillemor ihr Erbe bei ihrer Mutter ausstehen.
An Silvester waren Lillemor und Sune in Sundsvall und suchten Tompa, der schon seit zwei Wochen verschwunden und dort gesehen worden war. Lillemor saß am Steuer, und Sune ging in Lokale mit psychedelisch rotierenden Lichtkugeln und Lautsprechern, aus denen Raubtiergebrüll und ein Krach wie aus einem Stahlwerk bei voller Produktion
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