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Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Titel: Schwindlerinnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ekman
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Sozialamts fehlte nicht ein Frotteehandtuch. Doch als er türmte, nahm er die Jacke, die Stiefel und die Wanderschuhe von Fjällräven, den Gestellrucksack, das Vogelfernglas, die Kamera und das kleine blaue Zelt mit und vertickte alles. Dann verschwand er für drei Wochen und fand sich in den Schlagzeilen wieder:
    EINBRUCH IN DIREKTORENVILLA
    JUNGER DIEB AUF FRISCHER TAT ERTAPPT
    TERRASSENFENSTER MIT KOSTBARER VASE ZERTRÜMMERT
    Er war offenbar ganz allein und high wie ein Drachen und schien nicht gemerkt zu haben, dass das Haus eine Alarmanlage hatte, bis das Auto der Wachgesellschaft angefahren kam. Da warf er eine Vase von Simon Gate gegen ein geschlossenes, mit Alarm versehenes Terrassenfenster, um auf diesem Weg zu entkommen, was aber nicht gelang. Zuvor hatte er lediglich eine silberne Tabaksdose einstecken können und ein Bild des Sägewerks aus den 1760er- Jahren abgehängt. Das zertrat er, als er zum Terrassenfenster stürzte. Das Bild wurde Elias Martin zugeschrieben, was die Experten des Nationalmuseums, zu denen die Versicherungsgesellschaft Kontakt aufnahm, jedoch für zweifelhaft hielten.
    Der Fall Tomas Bengtsson schleppte sich hin und wurde mit vielen Worten betrieben; Tompa musste in eine Therapie, Lillemor ebenfalls – und auch Sune wäre hingegangen, falls er denn Zeit gehabt hätte.
    Gesprächstherapie war für die 1970er-Jahre das, was für die Antike Theriak gewesen war, doch wurde dieses Allheilmittel mit Politik statt mit Opium und Meerzwiebel versetzt. Es gab auch eine unpolitische Art, die mit tierischen Schreien betrieben wurde und von einem Herrn namens Janov stammte. Eine geglättetere Therapie bot die humanistische Psychologie, die sich aus Protest gegen die naturwissenschaftliche Betrachtungsweise, gegen Elektroschocks und Psychopharmaka entwickelt hatte. Man sollte sich jetzt selbst verwirklichen, was aber gar nicht so einfach war, weil das Selbst ja nicht gerade mit Pflöcken abgesteckt ist.
    Lillemor hatte während ihres Klinikaufenthalts vor langer Zeit über Abraham Maslows peak experiences gelesen und war für den Gedanken an eine Art von Vollendung des Lebensprojekts sehr empfänglich gewesen. Ich hatte ihr bereits damals zu erklären versucht, dass die Sache mit Einleitung, Entwicklung, Höhepunkt und Schluss allenfalls in Romanen zu Hause ist. Und diese sind im Allgemeinen wohlgeordneter als das Leben, gehorchen zwar auch Gesetzen, aber nicht denselben. Schmuggelte man eine Vollendung in sein Leben, müsste sie schon von der Art Erica Jongs sein.
    Lillemor schweigt lange, wenn etwas richtig schiefgeht, schließlich aber saß sie doch bei mir auf dem Dachboden und erzählte. Der Zufall wollte es, dass ich gerade etwas über die Gefangenschaft der karolinischen Soldaten und das trostlose schwedische Elend las, das es schon gab, lange bevor bei Perewolotschna die Gewehre zuhauf niedergelegt wurden und der König und sein Stab auf flinken Pferden flohen. Gefangene waren bereits bei Narva gemacht worden, es hatte fortgesetzt Sklavenarbeit in Sümpfen, Todesmärsche, Prügel und Hunger gegeben, was nach der Niederlage bei Poltawa kulminierte.
    Sie lebten mit stinkenden Provianttonnen, das Elend unserer Zeit manifestiert sich in industriell hergestelltem Instantkartoffelbrei. Aber Leiden ist Leiden, und man kann nicht umhin, darüber nachzudenken, woher es kommt. Machtverrückte, rücksichtslose Könige von Gottes Gnaden betrachteten ihre Untertanen als Vieh, das sie je nach Gutdünken zwischen den Hörner kraulen oder schlachten lassen konnten. Das ist eine Erklärung, wenn auch natürlich eine simple. Wie erklärt es sich aber, wenn wohlmeinende und vom Volk gewählte Politiker in einer florierenden Wirtschaft einem Volk vorangehen, das die Gewalt und den Missbrauch und seinen einzigartigen Wohlstand ebenso vertieft wie sein eigenes Leiden, Jahr für Jahr, bis in unsere Tage? Lillemor meinte natürlich, ich würde übertreiben und sei zynisch.
    Sie wollte alles richtig und gut machen, und als das Leiden nur immer noch weiter zunahm, meinte sie, es sei ihre eigene Schuld. Ich sagte ihr, dass man schon seit der Schlange und Evas Zeiten alles auf die Frauen schiebe und sie nicht länger zu den Psychologen rennen und sich abquälen solle. Sie tat es trotzdem.
    Tompa war jetzt lange genug bei den Unterirdischen, um gelernt zu haben, dass jeder Süchtige eine hurende Mutter und einen prügelnden, saufenden Vater gehabt haben muss. Die Geschichte über sein eigenes Leben war natürlich

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