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Schwingen der Lust

Schwingen der Lust

Titel: Schwingen der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riccarda Blake
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ließ Teti ihn seiner Mutter wegnehmen und setzte den Neugeborenen in der Wüste aus, auf dass er dort sterben sollte. Er konnte nicht dulden, dass es außer seinen zukünftigen Kindern noch einen anderen direkten Nachkommen des Unas gab.
    Neferkara war völlig verzweifelt über den Verlust ihres Kindes und wollte sich auf die Suche nach ihrem Sohn machen. Doch Teti sperrte sie in seinem Palast ein, zwang sie zur Hochzeit, und schon bald darauf trug sie sein Kind unter dem Herzen.
    Azra’El aber überlebte in der Wüste. Als Halbgott brauchte er weder Wasser noch Speise, und selbst die gefährlichsten Tiere der Wildnis, ob nun Löwe oder Schlange, Skorpion oder Schakal, konnten ihm nichts anhaben. Schon bald hatte er die Herrschaft über sie erlangt und wuchs inmitten unter ihnen schon im Verlauf von nur wenigen Monaten zu einem jungen Mann heran. Man kann sich kein wilderes Wesen vorstellen.
    Als sein wahrer Vater schließlich der Meinung war, er sei bereit, stieg er ein zweites Mal vom Himmel herab und holte Azra’El zu sich. Er klärte ihn darüber auf, welch schreckliches Unrecht ihm von Seiten der Menschen in Caphtor und Theben widerfahren war und hetzte ihn damit gegen sie auf, nachdem er ihm gezeigt hatte, welch wahre, übernatürliche Macht ihm innewohnte.
    Inzwischen war es Pharao Teti gelungen, seinen dunklen Plan, König Unas zu meucheln und seinen Thron zu usurpieren, in die Tat umzusetzen, und er war jetzt absoluter Herrscher über ganz Caphtor und seine Unterkönigreiche.
    Azra’Els Vater sagte seinem menschengeborenen Spross, dass er, als leiblicher Sohn der Neferkara und Enkel des Unas, eigentlich der rechtmäßige Herrscher Caphtors und seiner Vasallenreiche sei und durch seine Abstammung von ihm, dem Obersten der Elohim selbst, sogar Erbe des Thrones über die ganze Erde. Aber die Menschen und die Nephilim darauf seien schlecht und böse und zollten ihm nicht den Respekt, den sie ihm schuldeten. Deshalb müssten sie - bis auf einige wenige Treue - allesamt vernichtet werden. Mit den auserwählten Überlebenden würde man ein neues Menschengeschlecht schaffen, und über dieses neue Menschengeschlecht sollte Azra’El dann herrschen - als König der Könige, für alle Zeiten ... mit seinem Vater als einzigem Gott.
    Nun stell dir bitte vor, dass zu der Zeit das Mittelmeer und das Schwarze Meer keine Meere waren, sondern fruchtbare Tiefebenen. Dort, wo heute die Straße von Gibraltar ist, waren die Kontinente Europa und Afrika außer durch die Tiefebene durch einen Ausläufer des Atlasgebirges miteinander verbunden. Jenseits dieses Gebirges, auf der westlichen Seite, lag der Atlantik.
    Caphtor lag nordwestlich vom heutigen Ägypten. Versuch dir Tunesien, Italien, Griechenland, inklusive Kreta, und die Türkei ohne Wasser dazwischen vorzustellen. Das war Caphtor ... ehe Azra’El sich daranmachte, dem Willen seines Vaters zu gehorchen und die Menschheit, die versucht hatte, ihn als Kleinkind in der Wüste sterben zu lassen, von der Erde zu tilgen.
    Er flog nach Westen, und mit seiner gewaltigen Kraft schlug er eine Schneise in das Gebirge, das den Atlantik von der Tiefebene trennte. Der Ozean brach hindurch, und die nach Osten donnernden Wassermassen füllten das Becken zwischen dem heutigen Europa und Afrika in nur wenigen Stunden - bis in das Schwarze Meer, den Libanon und Ägypten. Caphtor wurde geradezu hinweggespült. Die Fluten vernichteten über drei Viertel der Menschheit.“
    Maggie erschauderte bei der Vorstellung der tödlichen Wassermassen. Das hier war kein Mythos; nicht weltfern und unwirklich, wie der Verlauf der Flut sich in den alten Überlieferungen anhörte - es war grausame Realität. Sie erinnerte sich daran, mehrere Bücher gelesen zu haben, die den Durchbruch des Atlantiks in das Mittelmeerbecken als Quelle für die Entstehung der Sintflutlegende annahmen. Jetzt wusste sie, dass das mehr war als nur eine Hypothese.
    Axel fuhr fort. „Und dann machte Azra’El sich daran, alle die zu suchen, die sich noch rechtzeitig auf den Berggipfeln vor den schrecklichen Wassermassen in Sicherheit gebracht hatten, auf den Gebirgen, die heute die Inseln Sardinien, Korsika, Sizilien, Kreta und Zypern sind. Er erwies sich als wahrer Meister darin, sie alle in seinem vom Vater genährten Hass aufzuspüren, zu hetzen und zu erschlagen, wo immer er ihrer habhaft wurde. Im Anschluss daran machte er Jagd auf den umliegenden Landmassen der jetzt getrennten Kontinente - kein Mensch war vor ihm

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