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Schwingen der Lust

Schwingen der Lust

Titel: Schwingen der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riccarda Blake
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schien und langsam an Kraft und Lautstärke zunahm.
    „Es ist dir verboten, hier zu sein, Seraph.“ Es war, als würde der See sprechen.
    Ba’Al’T’Azar erkannte die Stimme sofort, so als hätte er sie gerade gestern das letzte Mal gehört, und antwortete: „Die Dinge haben sich geändert, Malikat.“
    „Die Dinge ändern sich nie“, entgegnete die Stimme.
    „Aus dem Nie von damals ist das Jetzt geworden“, erwiderte er. „Alles hat sich inzwischen geändert. Und wenn ich es nicht aufhalte, wird es noch schlimmer.“
    „Noch schlimmer?“ Es klang wie ein Echo.
    „Ja.“
    „Vielleicht wäre das eine willkommene Abwechslung.“
    Ba’Al’T’Azar runzelte die Stirn, verärgert über so viel Gleichgültigkeit. „Auch dein ewiges Leben wäre dann zu Ende.“
    „Ja“, sagte die Stimme, und es klang wie ein lächelndes und zugleich sehnsuchtsvolles Seufzen aus der Tiefe des Herzens, „das wäre tatsächlich eine willkommene Abwechslung.“
    Er ballte die Fäuste. „Red keinen Unsinn und gestatte mir, deinen Tempel zu betreten.“
    Die Stimme schwieg für eine Weile. Alles wurde wieder still. Doch dann schließlich antwortete sie. „Das hängt davon ab, was du von mir willst, General.“
    „Das weißt du genau, Malikat.“
    „Dann hast du den weiten Weg umsonst gemacht“, bekam er zur Antwort. „Mein Wissen ist nicht für deinesgleichen bestimmt. Und das wiederum weißt du ganz genau.“
    „Willst du wirklich riskieren, dass ich es mir mit Gewalt hole?“, fragte er drohend.
    „Das zu versuchen, steht dir natürlich frei.“
    „Ich hatte so gehofft, dass du das sagen würdest“, erwiderte er mit einem Schmunzeln und zog seine beiden Schwerter. Dann trat er entschlossen auf das Wasser hinaus.
    Er hatte kaum ein Dutzend Schritte gemacht, als Malikats Wächter vor ihm aus dem See auftauchten.
    Sie waren zu dritt.
    Wie er selbst trugen sie ein großes Paar Flügel auf dem Rücken. Zwei von ihnen hatten menschliche Gestalt - der eine den Kopf einer Python, der andere die lange Schnauze und die großen Ohren eines Schakals. Suburi. Wächtersklaven. Und obwohl sie beide mit langen Speeren bewaffnet waren, wusste Ba’Al’T’Azar, dass die größte Gefahr von dem dritten der Wesen ausging.
    Ein Anzu - ein Greif.
    Der hintere Teil des von vier Beinen getragenen Leibes war der eines Löwen, der vordere mitsamt dem Kopf der eines gewaltigen Adlers. Gegen die Adlerkrallen der Vorderbeine wirkten selbst Ba’Al’T’Azars Raubtierklauen winzig. Sie und auch der kräftige Schnabel waren stark genug, Schwerter zu zerbrechen, als wären sie aus Glas.
    „Tretet zurück, General“, sagte der Schakalköpfige. „Wir wollen nicht gegen Euch kämpfen müssen.“
    „Ihr habt geschworen, die Malikat mit eurem Leben zu beschützen“, erwiderte Ba’Al’T’Azar grimmig.
    „Ja, das haben wir“, gab der Subur mit dem Kopf einer Python zu. „Aber damals, als wir diesen Schwur geleistet haben, konnten wir noch nicht wissen, dass wir sie eines Tages vor Euch - vor unseresgleichen - beschützen müssen.“
    „Ich bin nicht euresgleichen“, stellte Ba’Al’T’Azar klar. „Und, wie ich bereits sagte, die Dinge haben sich geändert.“
    Mit einem einzigen, schnellen Schlag seiner Flügel schoss Ba’Al’T’Azar in die Höhe. Er wusste, dass die drei ihm folgen würden, um ihm den Weg zur Insel hin abzuschneiden, und behielt recht. Fast ebenso schnell wie er rasten sie nach oben. Deshalb machte er im nächsten Moment eine Wende, legte die Flügel an und stürzte sich mit einem gewaltigen Brüllen von oben auf seine Verfolger herab.
    Die beiden Suburi flogen zuvorderst, im Abstand ihrer Schwingen nebeneinander. Der Anzu weiter hinten, in der Mitte.
    Ba’Al’T’Azar durchschaute ihre so simple wie effektive Taktik sofort. Die Suburi würden versuchen, ihn von beiden Seiten aus in ein Gefecht zu verwickeln, während der Greif sich dann von hinten auf ihn stürzen und versuchen würde, ihn in Stücke zu reißen. Und selbst wenn es dem Adlerlöwen nur gelang, Ba’Al’T’Azars Flügel schwer genug zu verletzen, wäre er für Tage an den Boden gefesselt, bis sie wieder geheilt wären. Das durfte er nicht riskieren.
    Er schlug noch einmal hart und schnell mit den Flügeln, um seinen Steilflug zu beschleunigen, und die Suburi gingen mit ihren Speeren in Position, um seine Attacke abzuwehren.
    Doch Ba’Al’T’Azar dachte gar nicht daran, sich auf ihre Strategie einzulassen und sie frontal anzugreifen. Kurz

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