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Schwingen des Vergessens

Schwingen des Vergessens

Titel: Schwingen des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Auer
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Szene zeigen. Zum Beispiel die bei deinem Begräbnis.“
    „Ich habe keine Erinnerungen von meinem Begräbnis, das kann nicht sein. Da war ich doch schon tot.“
    „Nein, ein paar Tage nach dem Tod kriegt man es noch mit, zumindest die Ohren. Die funktionieren noch weiter, nur man kann es nicht mehr aufnehmen. Deine Seele war auch noch eine Woche danach in deinem Körper, da ich noch etwas gewartet hab, bis ich dich geholt habe. Schließlich wollte ich sicher gehen, dass du wirklich die Richtige bist. Und, dass du wirklich tot bist. Das letzte Mal ist uns schließlich ein schlimmer Fehler unterlaufen, den wollten wir nicht wiederholen. Aber jetzt schau mir in die Augen.“ Amelie schüttelte den Kopf, entschieden, und drehte sich sofort weg. Sie wollte einfach nicht mehr sehen, was noch passiert war. Lanicel würde es nicht mehr schaffen, nie würde sie freiwillig noch eine weitere Szene durchleben. Nein. Doch in diesem Moment stürzte sich ein schwerer Körper auf sie, warf sie zu Boden. Lange, knochige Finger schoben ihre Lider brutal nach oben. Sofort stiegen ihr die Tränen in die Augen.
    „Lass mich los.“ Der Herrscher ignorierte sie und kam näher. Sie erkannte bereits seine Augen, schwarz und voller Hass. Dann war er schon wieder in sie eingedrungen, sie hatte keine Chance.
     
     

5.2 ~*~ Begräbnis
    Helles Licht erschien, die Sonne strahlte am Himmel und beleuchtete die kleine Menschenansammlung, die bereits um das offene Grab herum stand. Es waren nicht sehr viele Leute, genauer gesagt nur minimal wenige. Man konnte die Anwesenden an zwei Händen abzählen, mehr waren es nicht. Der Sarg stand auf einer Trage, daneben auf jeder Seite jeweils zwei Ministranten, die mehr als nur gelangweilt wirkten. Ein Junge, der auf der linken Seite stand und einen hübschen Kranz aus roten Blumen zusammen mit grünen Ranken trug, lehnte an dem Holz des Sarges während er leise pfiff. Nun trat der Pfarrer vor und stellte sich neben das Grab. Es war tief, sehr tief. Ganz anders als andere Gräber, man sah nicht einmal den Boden.
    „Wir haben uns heute hier versammelt um uns von einem lieben Menschen zu verabschieden, der viel zu früh von uns gegangen ist. Amelie Spring, ein Mädchen, das bereits sehr viel Leid in ihrem Leben erfahren hat und nun in Gottes Hände gelegt wurde. Auch wenn die Trauer noch groß ist, werdet ihr sie irgendwann wieder sehen. Ihr werdet sie wieder umarmen und wieder ihr Lächeln sehen können.“ Der Pfarrer sprach ruhig, wirkte allerdings auch nicht gerade so interessiert. Schließlich hatte er Amelie nicht gekannt, er hatte sie nie gesehen. Und überhaupt: Wovon redete er da? Die paar Anwesenden, die es der Mühe wert gefunden hatten, hier zu erscheinen, würden sie nie wieder sehen. Nicht in Icasan, nicht bei Gott. Gar nicht. Nun betrachtete Amelie zitternd die Leute, die um das Grab herum standen. Es waren zu wenige, viel zu wenige. Dort stand Karoline mit Tränen in den Augen. Ihre Schultern bebten, immer wieder strich sie sich mit dem Taschentuch übers Gesicht, um die Tropfen weg zu wischen. Neben ihr standen zwei jugendliche Mädchen, Amelie kannte sie. Natürlich. Es waren ihre früheren Freundinnen, die ihr in der ersten Zeit nach ihrem Erinnerungsverlust beigestanden hatten. Doch sie selbst hatte sie abblitzen lassen, als sie langsam in ihr Gruftieleben rutschte. Natürlich hatten sie oft genug versucht, ihr zu helfen, doch sie hatte es nicht zugelassen. Die zwei hießen Cora und Mina, so richtig viel wusste sie nicht mehr über die beiden, genau genommen gar nichts. Sonst waren da noch die vier Ministranten, der Pfarrer und noch zwei Männer, die wahrscheinlich den Sarg ins Grab hinunter lassen würden. Mehr Leute waren nicht da. Steve war nicht gekommen, er stand nirgends. Nicht irgendwo anders auf dem Friedhof, er war gar nicht da. Zuerst dachte sie sich nichts dabei, schließlich hatte Amelie nie so viele Leute gekannt. Verwandte hatte sie keine und Freunde auch nicht wirklich. Erst als die Männer begannen, den Sarg in das Grab hinunter zu lassen, erkannte sie, warum sie eigentlich so traurig war. Genau 10 Menschen waren zu ihrem Begräbnis gekommen, nur die Hälfte davon wirklich freiwillig. Die Tatsache, dass sie ihr Leben verschwendet hatte, war nicht zu widerlegen. Sie hatte es verschwendet, vollkommen. Lanicel rüttelte sie wach, holte sie zurück in die bessere Wirklichkeit. Nun war ihr doch die Unterhaltung mit dem grausamen Herrscher lieber als irgendetwas

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