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Schwingen des Vergessens

Schwingen des Vergessens

Titel: Schwingen des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Auer
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5.3 ~*~ Wann hören diese Qualen auf?
    „Und? Hat es dir gefallen?“ Die Begrüßung schien schon fast freudig, Lanicels Augen strahlten richtig vor Freude. Machte es ihm etwa so Spaß, sie leiden zu sehen. Amelie antwortete nicht und versuchte vergeblich, die Tränen zurück zu halten. Das Blut rauschte in ihren Ohren, ihr Herzklopfen war unerträglich laut. Seine fragenden Worte hörte sie gar nicht mehr, ihre ganze Kraft war darauf konzentriert, zu überleben. Nicht an den schrecklichen Bildern zu ersticken. Ihr Blick wurde von Sekunde zu Sekunde leerer, bis sie schließlich ganz die Augen schloss, um sich wieder hinzulegen. Es war vorbei, sie würde sich machtlos ergeben, ohne überhaupt einen Versuch unternommen zu haben. Wie eine Stimme hörte sie Damians Worte in ihren Ohren: „Du wirst Qualen erleiden, das ist klar. Es wird dir wehtun, das ist auch klar. Du wirst aufgeben wollen, das würde ich auch vollkommen verstehen. Aber trotzdem musst du zumindest versuchen, ihn anzugreifen und ihn zu besiegen. Sonst wäre alles umsonst. Auch wenn du schon nach den ersten drei Szenen völlig fertig sein wirst, musst du es versuchen. Nutze die Kraft, die du am Anfang noch hast, denn sie wird verschwinden. Je länger du wartest, desto weniger Chancen hast du.“ Amelie konnte sich zwar nicht daran erinnern, dass er die Worte jemals zu ihr gesagt hatte, doch zumindest klangen sie etwas nach ihm.
    „Und wenn ich es nicht schaffe?“ Die Frage stellte sie sich eher selbst, es war nur ein leises Krächzen, denn so konnte Lanicel es unmöglich hören. Ihre eigenen Gedanken gaben ihr eine Antwort, völliger Schwachsinn, eigentlich, doch es half ihr weiter.
    Dann schaffst du es halt nicht, aber zumindest hast du es versucht.
    „Ja, und wenn ich es versuche und daran sterbe, bringt es mir erst recht nichts.“
    Dann denk einmal nach, was passiert, wenn du gar nichts tust.
    „Ich sterbe.“
    Genau, also versuch es zumindest. Versprichst du mir das?
    „Ja, ich verspreche es.“
    Sag es laut.
    „Ich schaffe das.“ Sofort wirbelte Lanicel zu ihr herum, wachsam, doch es huschte ein Lächeln um seine Lippen. Kraftlos versuchte Amelie sich zu drehen und rollte umher. Direkt auf ihn zu. Sobald er seine Augen weit geöffnet hatte, starrte sie ihn ebenfalls an und versuchte, ihre Fähigkeit zu verwenden. Gedanken lesen konnte sie mittlerweile, sie hatte schließlich geübt. Zwar war sie noch ein blutiger Anfänger im Gegensatz zu Lanicel, doch zumindest existierte der Hauch einer Chance. Mit aller Kraft versuchte sie, seine persönliche Mauer zu durchbrechen, die er um seine ganzen Gedanken gezogen hatte, doch sie war wie aus Stahl.
    „Du wirst es nicht schaffen, also bringt es nichts, deine Kraft zu verschwenden“, sprach der Herrscher, allerdings klang er angestrengt. Also log er. Amelie antwortete gar nicht, es würde sie schließlich nur ablenken. Im Inneren fühlte sie bereits, wie die Mauer zu wackeln begann, immer mehr und mehr. Kurz wich sie aus seinen Gedanken zurück, ließ ihm ein paar Sekunden Zeit, sich zu erholen und stieß dann erneut zu. Diesmal viel fester als zuvor. Der Schutz verschwand, bröckelte ab und sie kam durch. Sofort stürzte eine Fülle an Informationen über sie herein, wie eine Flut. Es war unmöglich, noch die Übersicht zu bewahren. Wie eine Diashow liefen tausende Bilder vor ihrem inneren Augen ab. Dort war Lanicel, wie er über einem alten, bärtigen Mann kniete, mit angestrengtem Blick. Amelie erkannte ihn sofort, es war der frühere Herrscher, der ihr im Traum erschienen war. Also wurde er getötet, natürlich war er nicht freiwillig gegangen. Schnell wühlte das Mädchen weiter, im Grunde genommen wusste sie genau, nach was sie suchte. Ein paar unendlich lange Augenblicke später entdeckte sie eine Erinnerung. Ein kleiner Junge, der glücklich herum tollte, es war eine seiner Kindheitserinnerungen, bevor er gestorben war. Er selbst konnte sich bestimmt nicht mehr daran erinnern, es würde ihn daher bestimmt aus dem Konzept bringen. In diesem Moment verschwand das Bild wieder und ein anderes erschien, viel besser als zuvor. Blitzschnell tauchte sie ein und schickte alles an Lanicel.
     
     

5.4 ~*~ Entführt!
    Dort stand ein kleiner Junge, er pfiff vergnügt ein heiteres Lied, bewegte sich allerdings nicht. Seinen Schulrucksack, ein altmodisches Exemplar mit ein paar Autos darauf, hatte er neben sich abgestellt. Allem Anschein nach wartete er auf etwas, was es war, wusste

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