Schwingen des Vergessens
werde ich viel über dich erfahren, was du lieber geheim halten würdest, denke ich. Zumindest bin ich mir sicher, dass du schon Sachen getan hast, die du mir lieber verheimlichen willst.“ Sofort schoss Damian ihr ins Gedächtnis, bis jetzt hatte sie ihn nicht mehr gesehen, seit er sie ausgeliefert hatte zumindest nicht mehr. Was war, wenn Lanicel ihn durchschaut hatte und ihn daraufhin ebenfalls gefangen genommen hatte? Oder wenn er durchschaut hatte, dass sie einen Zauber im Blut hatte, der sie gegen die Tränke immun machte? Vor allem um Damian hatte sie am meisten Angst, denn schließlich hatte er viele verbotene Dinge getan, über die Lanicel bestimmt nicht sehr erfreut wäre.
„Du darfst einfach nicht daran denken“, redete Amelie sich ein, doch sie war sich schon fast hundertprozentig sicher, dass er auch das sehen würde, was sie unbedingt vor ihm verstecken wollte. Ihr Leben auf der Erde und alles, was dort vorgefallen war. Denn das war das einzige, was wirklich noch ihr gehörte.
„Und wo machen wir das?“
„Das ist im Prinzip egal, allerdings musst du mir in die Augen sehen, bis ich die Verbindung aufgebaut habe.“ Das Mädchen schluckte zitternd und setzte sich im gegenüber auf den Boden. Warum sie sich hinsetzte, wusste sie selbst nicht genau, doch sie hatte ehrliche Angst davor, dass sie irgendwann einfach umkippen würde. Lanicel ließ sich ebenfalls elegant auf den Boden sinken und legte sich die Flügel um die Arme. „Sieh mir nun in die Augen. Und hab keine Angst, es wird bald vorbei sein.“ Amelie schaffte es einfach nicht, die Augen zu öffnen. Sie wollte lieber ihre dunklen Lider von innen anstarren, als die schrecklichen, schwarzen Augen von Lanicel. Irgendwann wurde er ungeduldig, seufzte hörbar und berührte ihre Haare. Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken, sofort riss sie die Augen weit auf. Ihr Blick fiel zu allererst direkt in die Augen von Lanicel. Keine Pupillen, nur eine schwarze, ovale Kugel. Wie bei einer Katze, nur viel unheimlicher. Sofort spürte sie, wie er Kontakt zu ihr aufnahm. Versuchte vergeblich, ihn raus zu halten, doch er war zu stark, das war klar. Schon bald hatte er die Mauer durchbrochen, die sie aufgebaut hatte, leider vergeblich. Natürlich war er ein Meister, in dem, was er tat, allerdings musste es schließlich irgendeine Chance geben. Wenn auch nur eine geringe. Als er ihr den ersten Traum ins Gedächtnis schickte, wusste sie noch nicht, was sie tatsächlich erwarten würde. Amelie fühlte, wie Lanicel in sie eindrang und alles herausholte, was ihm irgendwie wichtig erschien. Sofort wurde ihr schlecht, die Augen fielen ihr zu und sie lehnte sich langsam weiter zurück, bis sie mit dem Rücken am harten Boden lag. Obwohl sie nichts tat, nicht einmal die Hand hob, verließ sie die Kraft. Schneller und schneller. Bald war nichts mehr übrig. Der erste Traum begann bereits, doch noch immer versuchte sie, alles hinaus zu blenden. Vergeblich.
5.0 ~*~ Der Streit
Steve und Caro standen sich gegenüber und starrten einander an. Aus ihren Augen sprach purer Hass, doch da war noch etwas. Unverständnis. Irgendwas musste zwischen ihnen vorgefallen sein. Als Amelies Mutter den Mund öffnete, ertönte eine tiefe, gequälte Stimme, es klang einfach nur schrecklich.
„Wage es nicht, das noch einmal zu sagen.“ Nun schloss sie wieder die Lippen, aber ihre Worte hallten immer noch nach. Immer wieder und wieder. Steve warf ihr ein paar hasserfüllte Blicke zu und wollte gerade aus dem Raum verschwinden, als die Frau noch einmal die Hand nach ihm austreckte, um ihn zurück zu halten.
„Lass mich sofort los. Ich habe dir schon oft gesagt, was ich darüber denke und ich werde meine Meinung nicht ändern. Sie soll weg.“ Auch seine Stimme klang erschreckend verzerrt, gar nicht wie seine sonst so weiche, mittelhohe.
„Bleib doch hier. Wir müssen darüber reden. Vielleicht ändere ich meine Meinung doch noch...“
„Mach das möglichst schnell, denn sonst ist es aus zwischen uns. Das kann ich dir nur noch sagen.“
„Steve, bitte bleib doch hier. Wir müssen darüber reden.“
„Ich hab dir schon von Anfang an gesagt, dass es nichts zu reden gibt. Bevor wir sie zu uns genommen haben, hast du schließlich gesagt, es wäre nur ein Versuch. Ein Experiment. Du würdest sie sofort zurückgeben, wenn es unsere Ehe zerstören würde. Das hast du versprochen, damals.“ Tränen standen in Karolines Augen, blutrote Tränen. Amelie hörte ihren
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