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Schwingen des Vergessens

Schwingen des Vergessens

Titel: Schwingen des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Auer
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übersichtliche Straße, und seufzte erleichtert, als nirgendwo ein schwarzhaariger, blasser Junge auf sie wartete. In diesem Moment entschied sie sich, einfach mit ihm zu reden, besser sie hatte Gewissheit, viel besser sogar. Mit neuem Mut ließ sie sich in den Sitzsack fallen und warf einen Blick auf das Buch Seelensplitter, das noch immer aufgeschlagen neben ihr lag. Leider hatte es ihr nicht geholfen, keineswegs. Abwartend wühlte sie in ihrem Büchervorrat, ihre Mutter hatte vor kurzer Zeit einen Tauschmarkt besucht und für Amelie allerlei Bücher mitgenommen, mehr als ein Achtel davon hatte sie allerdings noch nicht gelesen. Nachdenklich zog sie einen Fantasyroman aus dem Stapel, auf dem Einband war ein schimmerndes Land zu sehen, es sah interessant aus und beschäftigte sich, laut dem Inhalt zumindest, auch etwas mit Himmelswesen wie Dämonen und Engeln. Neugierig begann sie zu lesen.
    „Vor langer Zeit herrschte ein Krieg zwischen den Dämonen und Engeln…“, begann das Mädchen und war sofort vertieft in das Buch, endlich mal etwas anderes. Bücher über Mobbing, Alkohol, Sucht oder psychische Probleme störten sie mittlerweile ohnehin enorm.
    Was sie nicht hörte, war, dass ihre Mutter endlich zurückkehrte. Unten schwang die Tür auf und eine verzweifelte Frau mit Tränen in den Augen verzog sich in ihr Zimmer. Ihre weiche Stimme zitterte, als sie leise zu singen begann und auf dem Bett zusammen brach. Amelie sah es nicht, wenn sie ehrlich war, wollte sie es allerdings auch nicht hören, denn sie hätte gewusst, was los war.
     
     

1.8 ~*~ Icasan
    Nach langer Zeit, sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren, legte sich das Buch zur Seite und tastete ungläubig nach ihren Wangen. Sie waren trocken, sie hatte nicht geweint. Seit vier Jahren hatte sie es nicht mehr geschafft, ein Buch zu lesen, ohne nach einiger Zeit in sich zusammenzubrechen. Bei jedem Genre hatte sie eine Verbindung zu ihren verlorenen Erinnerungen aufgebaut, keine einzige Buchseite war ohne ihre Tränen davon gekommen. Icasan allerdings schon. Mit einem Lächeln im Gesicht loggte sie sich bei „friendsplace“ ein und las die neue Nachricht von Unknown erst gar nicht, derweil war sie komischerweise gar nicht in der Stimmung dazu. Die Freude, die sich auf einmal in ihr breit gemacht hatte, ließ sie vorerst nicht mehr los. Bis sie wieder auf die Neuigkeiten klickte und es wieder sah. Das Bild, das Lucy von ihr online gestellt hatte, es hatte schon viele Kommentare, mehr, als alle schönen Bilder von Amelie zusammen. Eilig strich sie die Träne aus dem Gesicht und klickte noch mal auf das Profil von ihrem Stalker. In Gedanken an ihn vertieft, zoomte sie sein Gesicht heran und betrachtete seine Augen. Solche hatte sie noch nie gesehen, seine Pupillen waren kaum zu sehen, das ganze Auge war schwarz wie seine Haare, also doch nicht dunkelblau. Zuvor hatte sie einfach nicht genau genug hingesehen. Schwarz, wie Amelie auch. Er hatte ein außergewöhnlich spitzes Kinn, es passte allerdings zu seinem restlichen markanten Gesicht.
    „Eine neue Nachricht von Unknown.“
    Seufzend öffnete sie den Link und war sofort geschockt von der Länge des Textes, so viel Sinn konnte da schließlich gar nicht drin stecken. Trotzdem begann sie zu lesen.
    „Hallo Wolfsmädchen. Es tut mir leid, wenn ich eine wunde Stelle getroffen hab an dir, zumindest kommt es mir so vor, denn du schreibst mir nicht. Und sag mir nicht, du hattest keine Zeit, du warst die ganze Zeit online, ich hab schließlich dein Profil beobachtet, du hast dich in der Zwischenzeit nicht ausgeloggt, du hast nur kurz nichts getan und wahrscheinlich nachgedacht. Wenn du wirklich depressiv warst, ich bin mir sicher, dass du es jetzt nicht mehr bist, tut es mir leid. Ich meine, ich hab viel auf deinem Profil herumgestöbert, versteh das nicht falsch (!), und ich hab einiges gefunden, was darauf hinweist, dass du nicht so bist wie alle anderen. Du bist anders, das merkt man. Ich hab mir angeschaut, was für Bilder du online stellst und was du früher als Status hattest. Außerdem hab ich gesehen, wie du auf all deinen Bildern drein schaust, du siehst immer unzufrieden aus. Ich weiß, laut den FAQ-Regeln, ich werde sie weiterhin beachten, darf ich dich ja nicht ausfragen, wenn du es nicht willst, aber ich muss es wissen. Wenn du mir nicht mehr zurück schreibst, verstehe ich es und werde ab sofort dann nicht mehr schreiben. Aber was ist in deinem Leben geschehen, was dich so verändert hat? Ich

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