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Schwingen des Vergessens

Schwingen des Vergessens

Titel: Schwingen des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Auer
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dem Teller lag, entdeckte sie erst ein paar Sekunden später. Eilig faltete sie den Zettel auf und begann zu lesen, er stammte von ihrer Mutter, war ja klar. Ihr Vater machte sich nie die Mühe, irgendwo eine Nachricht zu hinterlegen, schließlich war seine Arbeit als Elektriker wohl wichtiger als die Familie.
    „Hallo Amelie, mein Schatz. Ich bin mal kurz weg, ich hab dir Frühstück hergerichtet, wie du siehst, ich komme zirka um 1 wieder. PS.: Bin nur einkaufen, also mach dir bitte keine Sorgen um mich.“ Nein, Amelie hätte sich tatsächlich keine Sorgen gemacht, nur etwas war an dem Brief faul. Heute war Sonntag und an diesem Tag hatten bekanntlich alle Shops geschlossen, also war der Punkt mit dem Einkaufen gehen wohl gelogen. Aber die Frage war, warum ihre eigene Mutter sie bezüglich einer solchen Kleinigkeit anlügen musste. Nachdenklich tastete sie nach ihrem Handy, das sie rund um die Uhr bei sich hatte, obwohl sie keine Anrufe von irgendwem erwartete, und wählte die Nummer ihrer Mutter. Piep, piep, piep, piep. Gleich darauf schaltete es automatisch auf die Sprachbox, schnell legte sie auf.
    „Wahrscheinlich hat sie einfach vergessen, dass die Geschäfte zu haben und wird deshalb gleich wieder kommen“, entschied Amelie laut und deutlich, um sich selbst etwas einzureden, doch so wirklich klappte der Plan nicht. Trotz all dem widmete sie sich ihrem Frühstück, ohne richtigen Appetit zu haben, und dachte komischerweise nicht an ihre verschwundene Mutter, sondern an Unknown. In der Nacht hatte sie auch nicht von dem seltsamen Autounfall-Traum geträumt, sondern von ihm. Von seinen schwarzen, wirren Haaren und seinem blassen Teint. Komisch, bis jetzt war ihr so etwas noch nicht geschehen, aber für alles gab es wohl ein erstes Mal. Grinsend nahm sie ein paar Schlucke Kakao und setzte sich danach mit dem Wurstbrot in der Hand vor den Fernseher. Außer dämlichen Kindersendungen liefen allerdings nichts, hier und da ein paar weitere dumme Nachrichten oder Dokumentationen. So blieb Amelie schließlich bei irgendeinem beliebigen Musiksender stehen. Hinauf in ihr Zimmer wollte sie nicht, was sehr selten vorkam, denn oben war sie nur noch mehr alleine und würde höchstwahrscheinlich wieder in ihr depressives Dasein zurück rutschen, aus der sie glücklicherweise gestern ein Stück entkommen war.
    „Ich werde nur noch schwärzer und trauriger, wenn ich kein Ziel vor Augen habe und nichts zu tun hab. Ich glaube, jetzt ist mein Ziel, das mit meiner Mutter herauszufinden und mit Unknown was anzufangen“, murmelte sie leise und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Was redete sie da? Warum sollte sie mit Unknown was anfangen, schließlich konnte es ja sein, dass er nur ein alter Psycho wäre. Und ob sie wirklich das Geheimnis von Caro lüften wollte, war auch so eine Sache. Es könnte ihr gesamtes Leben von Grund auf ändern und wahrscheinlich sogar zerstören. Dieses Risiko wollte sie beim besten Willen nicht eingehen, doch wie sie sich selbst kannte, würde die Neugier sowieso wieder siegen, wie es immer war. Amelie wusste selbst nicht, was sie sich erhoffte, aber es war hundertprozentig besser, als weiterhin traurig zu warten, bis der Tag verging. An der Tatsache, dass sie nichts an ihrem Gedächtnisverlust ändern konnte, war auch nicht zu rütteln. Woher diese ganzen Geistesblitze kamen, wusste sie auch nicht, es schien wie ein „Seit vier Jahren traurig Wunder“, solange es so etwas geben konnte.
    Als es endlich 13 Uhr war und die viel beschäftigte Mutter immer noch nicht zu Hause war, schlurfte Amelie doch in ihr Zimmer. Diese Momente waren die, in denen sie sich wünschte, Geschwister zu haben, aber mittlerweile war es wohl zu spät. Schließlich war sie 16 und mit einem kleinen Baby konnte sie auch nicht allzu viel anfangen. Mit brennenden Augen, was wahrscheinlich der Helligkeitsunterschied von ihrem Zimmer und dem Wohnzimmer verursachte, setzte sie sich vor den Laptop.
    „2 neue Nachrichten von Unknown“, erschien sofort, als sie sich bei „friendsplace“ einloggte. Irgendwie sogar vorhersehbar, dass er es nicht geschafft hatte, ihr nur eine Nachricht zu senden.
    „Okay, bye, ich nehme mir die Freiheit, dir morgen Früh wieder zu schreiben, wie lange schläfst du eigentlich? Ich schlafe bis zirka 6 Uhr, also in der Früh.“
    „Hallo, in der Früh darf ich hallo sagen, oder? Oder besser gesagt, guten Morgen. Ich weiß ja, wie gesagt, nicht wie lange du schläfst, aber ich bin wach

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