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Schwingen des Vergessens

Schwingen des Vergessens

Titel: Schwingen des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Auer
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gehabt, zu der Wahrsagerin zu gehen, dann würde ich jetzt hier wohl erfreulichere Dinge rein schreiben. Wie du dir bestimmt vorstellen kannst, steht mein Leben Kopf, es hat sich alles verändert, von einer Minute in die andere. Und ich habe regelrechte Angst davor, dass mein Traum wirklich Wahrheit ist, ich meine, der Rest hat sich ja wirklich bewahrheitet. Und meine Mutter, die gar nicht meine Mutter ist, weiß gar nichts von meinen früheren Eltern, nicht einmal ihre Namen. Ich male mir da gerade so ein Szenario aus, wie wir von einem anderen Land oder von einem anderen Ort, je nachdem, kommen, einen Unfall auf der Fahrt haben und keiner weiß, wer ich bin. Die Pässe und alle Dinge, die an uns erinnern können, wurden abgefackelt oder eben bei dem Aufprall zerstört. Meine Eltern starben, ich hab knapp überlebt, aber mein Gedächtnis verloren. Erscheint dir das nicht auch logisch? Ich zumindest finde es gar nicht so sinnlos. Schließlich würde es mit allen Fakten übereinstimmen. Gerade bin ich so dumm und überlege, noch mal zur Wahrsagerin zu gehen, sie könnte mir bestimmt noch ein paar interessante Dinge erzählen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt noch etwas hören will, dieses schreckliche Geheimnis mit der Adoption reicht mir derweil.
    Wenigstens hab ich in letzter Zeit diesen Traum nicht mehr geträumt, seit ich fast sicher weiß, was er bedeutet. Mittlerweile bin ich sogar schon so abergläubisch, dass ich denke, dass müsse ein Zeichen sein. Naja, könnte ja alles möglich sein.
    Wegen Damian würde ich dir gerne noch was erzählen, bin gerade aber nicht in der Stimmung dazu, es wird bestimmt noch was folgen, aber in dieser Verfassung, in der ich mich gerade befinde, ist es wohl besser, ich konzentriere mich darauf, mein Leben wieder in Reih und Glied zu kriegen.
     
    Nachdenklich blätterte sie ein bisschen in dem Büchlein herum und begann, nacheinander ein paar Seiten zu lesen. Überall hatte sie sich besser gefühlt, als in diesem Moment.
    Nach einiger Zeit, in der Amelie hauptsächlich die Seiten ihres Tagebuches mit Tränen voll getropft hatte, rappelte sie sich hoch und wanderte wie hypnotisiert zum Schreibtisch. Der Streit, den sie mit Damian hatte, war bereits vergessen, größere Probleme plagten sie, viel größere. Wie erwartet erschienen drei neue Nachrichten von Unknown. War ja klar, er konnte sich nicht beherrschen. Nichts desto trotz öffnete sie die erste, überflog sie und las die nächste. Überall stand nur dasselbe, er flehte sie an, zurück zu schreiben, um ihm endlich zu sagen, was mit ihr geschehen war. Wut packte Amelie, im selben Moment, wie eine vierte Nachricht herein kam.
    „Wie kann ich es wieder gut machen? Wolfsmädchen, ich wollte unseren Chat wirklich nicht gefährden, keineswegs, ich wollte nur mehr über dich wissen. Ich weiß ja nicht einmal, wie du heißt. Falls du meinen Name schon vergessen hast, ich heiße immer noch Damian.“ Mit einem leisen Seufzer drückte sie auf „Antworten“ und dachte mindestens fünf Minuten darüber nach, wie sie ihm am besten ihr Befinden beschreiben konnte. Außer ihrer Mutter hatte sie sich normalerweise niemandem angetraut, jetzt gab es gar niemanden mehr. Mit Steve würde sie bestimmt nicht reden, hundertprozentig würde er nur schief grinsen und sich dann wieder seinen Elektrikerplänen widmen, wie immer eben.
                                                                                             
    Wolfsmädchen: Haben wir nicht irgendwann mal ausgemacht, dass du nur eine Antwort schreiben darfst, wenn ich dir was schreibe?
    Unknown: Yeah! Siehst du? Ich wusste, dass du zurück schreibst, auch wenn ich noch so nervig bin.
    Wolfsmädchen: Ja, ich hab dir zurück geschrieben, nachdem du mich wie ein kleines Kind voll geheult hast. Hast du dazu noch was zu sagen?
    Unknown: Nein, eigentlich nicht. Meine Frage steht aber noch, warum bist du so depri?
    Wolfsmädchen: Meine Antwort steht immer noch, ich bin NICHT depri!
    Unknown: Aber du warst es, da bin ich mir sicher.
    Wolfsmädchen: Woher willst du das wissen? Und soll ich dir noch was erzählen?
    Unknown: Na klar, ich werde dir zuhören, warte sowieso den ganzen Tag nur vor dem Laptop auf deine Nachrichten.
    Wolfsmädchen: Okay, aber bitte versprich mir, dass du es keinem erzählst.
    Unknown: Natürlich. Mach dir da keine Sorgen, hab eh keine Freunde zum

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