Schwingen des Vergessens
pünktlich das Haus, ihr Handy in der Hosentasche. Im Falle des Falles hatte sie zwei Handys mit, das andere in der Schultasche im Federpenal. Vor der Schule war es wie immer, nur ein Großteil ihrer Klasse hatte sich um Lucy geschart, die aufgestylter denn je ihren Ruhm genoss. Sogar ein paar Erstklässler hatten sich staunend um sie herum gestellt, warum auch immer. Ohne die Gruppe zu beachten, stolzierte sie an ihnen vorbei in die Schule, doch diese arrogante Angeberin hielt sie zurück.
„Amelie, toll, dass du wieder da bist. Ich hab dich ja total vermisst“, lächelte Lucy und baute sich vor ihr auf. Was witzig aussah, denn Amelie war fast einen Kopf größer.
„Ja, ich freue mich nicht, aber das ist deine Meinung“, gab sie seufzend zurück und wollte sich bereits davon machen, bevor irgendwas geschehen würde, doch sie hatte die Klassentussi wohl mit ihrer Nachricht fuchsteufelswild gemacht. Im Nachhinein betrachtet war es wohl keine gute Idee… Ein paar jüngere Schüler aus den unteren Klassen reihten sich beinahe neidisch um die zwei Mädchen. Fast die Hälfte blickte mit großen Augen auf Lucy, wünschten sich wahrscheinlich ihr selbst gegenüber zu stehen. Was für ein Traum! Wirklich toll und erstrebenswert.
„Jaja, und? Hast du deine Mutter angefleht, dass sie für dich eine Mitteilung schreibt?“
„Nein, ehrlich gesagt nicht, nein. Ich hab keine Nachricht.“ Es entsprach zwar nicht ganz der Wahrheit, denn Caro hatte mit ihrem Klassenvorstand geredet, jedoch existierte wirklich keine Mitteilung.
„Dann bin ich mal gespannt wie die Lehrer auf die Schulschwänzerin reagieren.“
„Ja, ich bin auch gespannt, wie sie auf dich reagieren, wenn sie erfahren, dass du gelogen hast.“ Lucy nickte hochnäsig und stolzierte davon. Der Kreis löste sich auf, ein paar verschwanden, die anderen folgten der Tussi in die Schule. Amelie selbst hielt sich weiter hinten, eigentlich machte sie sich keine Sorgen über die Lehrer. Ihre Lehrerin hatte versprochen, es allen Lehrern zu erklären, sie selbst hatte nur Angst davor, dass einer davon es ausquatschen würde. Leider war die Chance minimal, dass es jemand für sich behalten würde, natürlich würden sie sich nichts dabei denken.
Die Stunden vergingen schnell, am Ende war nicht besonders viel geschehen. Lucy hatte schmollend überall beteuert, dass jeder einzelne Lehrer sich verhört hatte, und kriegte, zur Freude Amelies, mehr als nur ein Minus für unmögliches Verhalten im Unterricht und Lügen gegenüber Lehrern. Bei dem strengsten Lehrer der Schule kassierte sie dafür sogar einen Klassenbucheintrag mitsamt einer Mitteilung an ihre Eltern. Lucys Laune senkte sich noch mehr, als die sechs Stunden endlich vorüber waren. Mit hochrotem Kopf, was nicht von Peinlichkeit oder etwas dergleichen kam, sondern von purer Wut, trat sie Amelie gegenüber.
„Warum wagst du es, mich auffliegen zu lassen?“, schrie sie, sobald die beiden das Schulgebäude verlassen hatten.
„Du weißt ganz genau, dass ich keine Angst vor dir habe und jetzt lass mich doch in Ruhe.“
„Wir hören uns noch, das schwöre ich.“
„Ja, ich freue mich.“ Lucy nickte und stieß einen Wolfslaut aus, das Mädchen selbst brauchte lange, um zu checken, was sie meinte. Natürlich! Auf „friendsplace“ hieß sie Wolfsmädchen und die Tussi hatte es schließlich herausgefunden. So richtig verletzte es Amelie allerdings nicht, sehr zum Bedauern von ihrer Gegenstreiterin. Nachdem sie auf dem Schulhof angekommen war, blickte sie sich misstrauisch nach Damian um. Ein regelrechter Stich fuhr durch ihr Herz, wahrscheinlich hatte er nur Spaß gemacht und würde nicht kommen, schließlich gab es viele andere Mädchen. Hübschere Mädchen. Coolere Mädchen. Trotzdem entschied sie sich, wenigstens 10 Minuten zu warten. Leicht traurig setzte sie sich auf eine 1 ½ Meter hohe Mauer und sah sich genau um. Ein paar Schüler wurden mit Autos abgeholt, etwa 15 Minuten später waren der Parkplatz sowie der Hof wie leer gefegt. Seufzend sah Amelie sich um, genau diese Situation wollte sie unbedingt vermeiden, Damian könnte hier alles mit ihr tun, keiner würde es sehen. Die ersten Lehrer würden erst in zirka 10 Minuten nach Hause fahren, bis dahin konnte so viel passieren. Ängstlich sprang sie von der Mauer und ging los. Damian war nicht gekommen, na und? Eigentlich hätte sie es vermuten sollen, natürlich würde er nicht seine Zeit für sie verschwenden. Enttäuschung machte sich in ihrem
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