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Schwingen des Vergessens

Schwingen des Vergessens

Titel: Schwingen des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Auer
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und fühlte bereits das Kribbeln, das sich über ihren gesamten Körper ausbreitete. Doch sobald sie die erste Kontrolle über das Gehirn des Mannes spürte, riss der unsichtbare Faden ab und wurde von einer Mauer versperrt. Wie ein Zauber, ein sehr mächtiger zugleich.
    „Ausit ihrn baseenk ud. Mauratne neha efretas“, zischte der Mann ungeduldig einem anderen zu und umklammerte Amelies Hand fester. Sie verstand kein Wort, war sich jedoch fast sicher, dass es um sie ging.
    „Was wollt ihr?“, wiederholte sie die Frage von vorhin.
    „Ien hefles Bsait. Ich meine. Das ist ein Befehl“, antwortete er nur und rannte kurzerhand etwa fünf Treppen hinunter, die Knie des Mädchens waren schon längst aufgerissen, es schmerzte höllisch. In diesem Moment stoppte der Mann abrupt, ein leises Knirschen am Boden ertönte und eine Stimme erklang, die Amelie nur zu gut kannte.
    „Keesein?“
    „Keesein. Mauratne, ausitente ihrn bassenk ud.“ Damian redete, sie wusste es genau, Hoffnung keimte in ihr auf, dass sie doch noch nicht in Icasan war, denn seine Stimme klang komplett gleich, wie früher.
    „Efretas. Neha Maear.“ Ihre Hand wurde losgelassen und sie wurde wie selbstverständlich auf die Beine gehoben.
    „Was wollt ihr von mir?“, schrie Amelie Damian an, erwartete allerdings trotzdem keine Antwort, warum sollte er auch mit ihr reden? Er, der sie verraten hatte ohne nur mit der Wimper zu zucken. Er, der für ihren Tod verantwortlich war und sich rein gar nicht dafür interessierte. Nicht einmal ein schlechtes Gewissen merkte sie ihm an. Wie man so herzlos sein konnte, wusste sie selbst nicht, doch anscheinend war Damian sich in seiner Sache sicher. Leider.
    „Im Grunde genommen weißt du es ja, denk an deine Fähigkeiten. Es wird nur sehr schleppend voran gehen, aber immerhin“, meinte der Junge und fing sie auf, als sie kurz davor war, auf den Boden zu fallen.
    „Und wohin?“ Hoffnungsvoll erwartete sie eine weitere Antwort, doch es kam keine. Also versuchte sie eine andere, viel wichtigere. „Wo bin ich hier?“
    „Dort, wo du irgendwann sowieso gelandet wärst. Icasan, das Land der Dämonen und der Dunkelheit. Lanicel erwartet dich bereits.“ Amelies Herz schlug lauter, vernebelte ihren Verstand. Sie hatte Recht, sie war tot und würde nie wieder zurückkehren können. Nie wieder.
    „Warum tust du mir das an?“, stammelte sie leise und schluckte ihre Tränen runter. Als Heulsuse dazu stehen, würde ihr gerade in dieser Situation nichts bringen.
    Endlos lange Minuten später übergab Damian sie ohne weitere Worte an eine weitere, eiskalte Hand. Wie einen Sack Mehl, der einfach herumgereicht wurde. Unwichtig und nur wertlos.
    „Wer bist du?“
    „Lanicel, der Herrscher von Icasan, mächtigster Dämon des ganzen Reiches“, erwiderte die Stimme boshaft und zugleich stolz auf sich selbst. Amelie kannte sie genau, es war der letzte Klang, den sie als Lebende gehört hatte. Der Gedanke verpasste ihr einen schmerzhaften Stich ins Herz, es war vorbei. Für immer.
    „Du irrst dich, du bist nicht der mächtigste Dämon.“ Das Mädchen spürte ein leichtes Picken in ihren Augen und blinzelte ein paar Mal. Langsam verschärfte sich die Umgebung und sie entdeckte, dass sie nicht allein waren. In dem ganzen Raum kauerten Dämonen herum, wirkten desinteressiert, doch immer wieder warfen sie gespannte Blicke auf die zwei.
    „Und wer ist das dann?“, fragte Lanicel vollkommen von sich selbst überzeugt, obwohl Amelie eigentlich anderes erwartet hatte, und ließ eine winzige Flamme auf seiner Fingerspitze entstehen. Anscheinend fühlte er sich groß und mächtig, im Grunde genommen war Amelie um einen halben Kopf größer wie er. Und anscheinend auch viel mächtiger.
    „Denk mal an…“, begann sie und kicherte leise vor sich hin. „…mich.“
    „Das weiß ich schon, in ein paar Tagen wirst du ein jämmerlicher Dreckfleck sein, ohne deine Fähigkeiten bist du gar nichts und gehörst hier ohnehin nicht hin.“ Kopfschüttelnd betrachtete das Mädchen ihre weißen Haare, die ihr gewellt bis zum Bauchnabel führten. Die schwarzen hätten bestimmt besser zu ihrem restlichen Outfit gepasst, denn sie sah eher aus wie ein Engel. Nachdenklich blickte sie an Lanicel vorbei auf die riesige Halle, die so hoch war, dass sie die Decke gar nicht sehen konnte. Angst verspürte sie eigentlich keine, nur tiefe Trauer gegenüber ihrer Mutter, die sie nie wieder sehen würde. Außerdem hegte sie einen tiefen Hass auf Damian,

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