Schwingen des Vergessens
etwas zu flüstern begann, kurze Worte in einer seltsamen Sprache. Plötzlich umhüllte ihn violettes Licht, tauchte die gesamte Dachfläche in unheimliche Strahlen. Als der Rauch verstand, stand ein anderer Schatten vor ihr. Die Statur war gleich, doch auf der Seite standen seltsame Teile weg. Beinahe wie ihre Flügel. Panisch bewegte sie sich weiter rückwärts.
„Wer bist du?“, schrie sie in die Richtung der Person.
„Ich bin Lanicel. Herrscher von Icasan und ich bin hier um dich zu holen“, antwortete er in aller Ruhe, schnellte hervor und packte sie am Arm. Ein Schrei entkam aus Amelies Mund, dann wurde es schwarz um sie herum.
Teil 2 ~*~ Fantastische Welt
Verwirrt schlug Amelie die Augen auf und versuchte, sich blinzelnd an die dunkle Umgebung zu gewöhnen. Ihr Kopf pochte wie wild, als hätte sie einen kräftigen Schlag abbekommen und ihre Hände waren in Eisenketten gebunden. Alles war so anders… So eiskalt und ungewohnt. Ob es nur Dunkelheit oder ein komplett anderer Ort war, konnte sie nicht sagen. Noch nicht. Auf jeden Fall war es nicht ihre vertraute Umgebung. Zitternd tastete sie mit den Händen den Boden ab, kam allerdings nicht weit, da die eisernen Ketten sie zurück hielten. Erbarmungslos.
„Wo bin ich?“, flüsterte Amelie verzweifelt wie noch nie in die Dunkelheit hinein. Leise hallte es von den Wänden wider, wie eine schmerzliche Antwort. „Was ist hier los?“ Natürlich kam keine Antwort, sie war alleine, wo auch immer. Plötzlich kamen die Erinnerungen wieder in ihr hoch, jede einzelne, bis zu dem Zeitpunkt, an dem es geendet hatte. Danach hatte sie nichts mehr mitbekommen. Die Dämonen, der Flug, die Adoption, Lanicel, Damian und Caro. So viel war geschehen. Mit einem größer werdenden Schwindelgefühl ließ sie den Kopf an die eiskalte, harte Mauer fallen und versuchte, ein paar klare Gedanken zu fassen, was allerdings nicht klappte. Panisch schrie Amelie ein paar Mal um Hilfe, doch schon wieder hörte es keiner. Oder jeder hatte es bemerkt, doch keiner hatte den Mut dazu, wirklich zu reagieren. Was hatte Lanicel mit ihr angestellt? Eine leise Ahnung hatte sie bereits, doch es wäre schrecklich. Sehr sogar… In diesem Moment ertönte ein Knarren, Licht drang in den Raum, sogleich zuckte das Mädchen zusammen. Blinzelnd versuchte sie, sich an das Licht zu gewöhnen, doch der Mann, der gerade die Zelle betreten hatte, jagte ihr einen violetten Lichtstrahl in die Augen. Taumelnd schlug sie zurück an die Wand und ließ sich ohne weitere Rufe weg schleifen. In ihrem Kopf tosten die Fragen wie Wellen, keine davon konnte sie mit Sicherheit beantworten. Es musste viel geschehen sein, aber wo war Damian? Hatte er seinen Auftrag also doch erfüllt? War sie selbst in Icasan, tot? Was wollte Lanicel mit ihr?
„Was willst du von mir?“, brachte sie mühsam hervor und tastete nach der Hand, die ihre Handgelenke fest umklammert hielt. Kurz glaubte sie, einen sanften Windstoß zu fühlen, wie beim Öffnen einer Tür oder beim Schlagen eines Flügels. Doch ihrer Meinung nach, musste es die erste Möglichkeit sein. Amelie hoffte es zumindest, denn alles andere wäre unvorstellbar. Schrecklich. Furchtbar. Entsetzlich. Fürchterlich. Und noch vieles mehr. Das Mädchen konnte es gar nicht richtig beschreiben, so viel Angst hatte sie vor der zweiten Möglichkeit. Dämonen gab es nämlich nur in Icasan und sie wollte dort nicht sein. Konnte es auch nicht. Dann wäre Amelie jetzt bereits tot.
„Ich will nichts und wurde angewiesen, dir nur zu sagen, dass du besser leise sein solltest, denn es könnte sonst bereits jetzt dein Ende sein.“
„Da bin ich aber froh, aber eigentlich bin ich eh schon tot, nicht wahr?“
„Kommt drauf an, was du als Tod bezeichnest, rein theoretisch lebst du nämlich noch.“ Wie ein Blitzschlag traf sie die Erkenntnis, dass sie Fähigkeiten besaß, die kein anderer auf der ganzen großen Welt hatte. Kurz rief sie sich die Lektionen und die verschiedenen Gaben ins Gedächtnis. Aus eigener Erfahrung wusste Amelie schließlich, dass Dämonen kein Blut hatten, das hatte sie auch den Sieg gegen Lanicel gekostet. Vielleicht konnte ihr wenigstens das Hypnotisieren weiter helfen, was wiederum mit erblindeten Augen unmöglich war. Trotzdem berührte sie mit ihren Fingern, die Hand des Mannes, der sie schleifte und konzentrierte sich so stark wie möglich auf die Manipulation.
„Lass mich los, lass mich los, lass mich los“, dachte sie
Weitere Kostenlose Bücher