Schwur der Sünderin
versprach Fleischhauer und steckte das Geld ein.
Kapitel 27
Mitte Juli 1525
Joß Fritz beschloss, mit seinen Getreuen erneut in dem Versteck am Schluchsee unterzutauchen, da er die Lage nicht einzuschätzen wusste. »Auch wenn wir uns kampflos aus Heilbronn zurückgezogen haben, so werden wir nicht eher ruhen, bis wir einen Sieg davongetragen und unsere alten Rechte zurückerlangt haben!«, versuchte Joß seine Anhänger aufzumuntern, die niedergedrückt vor ihm standen.
Diese Worte und der erklärte Wille ihres Anführers verfehlten nicht ihre Wirkung und spornten die Männer an. Eifrig erstellten sie neue Pläne, die sie auf dem Holz der Hütte mit Kohle bildlich darstellten, bis kein unbemalter Platz mehr an den Wänden war. Joß gefiel ihr Tatendrang, und er war sicher, dass der nächste Bundschuh-Aufstand erfolgreich sein würde.
Mittlerweile war es Ende Juli und der Sommer heiß wie schon lange nicht mehr. Träge und gelangweilt saßen die Männer vor der Hütte im Schatten der Bäume, als Kilian seufzte: »Ich verspüre Appetit auf gebratenen Fisch.«
Sogleich sprangen einige Männer auf und schlugen vor, Forellen zu fangen. Bewaffnet mit einem Knüppel gingen sie freudig gestimmt zu einem abgeschiedenen Bachlauf, der sich am Rande des Waldes durch eine feuchte Aue schlängelte.
Der Bach war tief, sodass die Männer bis zu den Oberschenkeln im Wasser versanken. Weil es zudem wild dahinströmte, fanden sie auf dem unebenen Boden kaum Halt und schwankten wie Bäume im Wind hin und her. Mehrfach plumpsten sie in das erfrischende Nass, doch erst als die Männer festen Stand unter ihren Füßen spürten, beugten sie sich über die Wasseroberfläche und hielten nach Forellen Ausschau. Mit bloßen Händen fischten sie die Beute aus dem Wasser und warfen sie auf die Uferböschung. Allerdings glitschten ihnen die meisten Fische aus den Fingern, was für Stimmung sorgte.
Als mehrere zappelnde Fische auf der Wiese der Uferböschung lagen, sprang Kilian aus dem Bach und tötete die Forellen mit einem gezielten Knüppelschlag. Anschließend schlitzte er ihnen die Bäuche auf und entnahm die Innereien, die er in den Bach warf. Die toten Forellen verstaute er in einem Beutel, als es im Unterholz knackte.
Sofort stieß er einen Warnpfiff aus, woraufhin die Männer aus dem Bach sprangen und sich hastig versteckten, da sie befürchteten, entdeckt zu werden. Aufmerksam beobachteten sie die Umgebung, als sie einen etwa zwölfjährigen Knaben sahen, der ziellos umherirrte. Da er allein schien, kamen die Männer nacheinander hinter den Bäumen und aus der Uferböschung hervor und umstellten den Jungen. Am ganzen Körper zitternd blickte er den Männern verängstigt entgegen.
Kilian betrachtete den Jungen und fragte barsch: »Bist du allein?«
Der Knabe brachte keinen Ton heraus und nickte. Trotzdem misstraute Kilian ihm und schickte seine Späher aus, die Umgebung zu erkunden.
Erst als sie kurz darauf zurückkamen und ihm mitteilten: »Die Luft ist rein«, war er zufrieden.
»Was hast du hier zu suchen?«, fragte Kilian den Jungen, der kaum wagte, sich zu bewegen.
»Der Vater schickt mich. Ich soll Joß Fritz sprechen.«
Kilian glaubte an eine Falle und fragte seine Männer: »Kennt ihr Joß Fritz?«
Alle schüttelten den Kopf.
»Du siehst, Bürschchen, bei uns bist du falsch. Geh zurück zu deinem Vater und sage ihm, dass es hier keinen Joß Fritz gibt.«
Der Junge stand da, umringt von den Furcht einflößenden Männern, und flüsterte mit bangem Stimmchen: »Gott grüße dich, Gesell, was hast du für ein Wesen?«
Kilian, der um den Knaben herumgelaufen war, blieb abrupt stehen. Ungläubig sagte er: »Wiederhole das!«
Der Junge traute sich kaum aufzublicken und murmelte den Satz ein zweites Mal.
»Woher kennst du den Spruch?«
»Der Vater hat ihn mir gesagt.«
»Kennst du auch die Antwort?«
Eifrig nickte der Knabe nun und sagte: »Der arm’ Mann in der Welt mag nit mehr genesen.«
Lachend klopfte Kilian dem Burschen auf die Schulter. »Dann komm mit, Gesell, damit dich jemand begrüßen kann.«
Joß Fritz musterte den Burschen, der ehrfürchtig vor ihm stand. »So, so«, murmelte er, »dein Vater schickt dich. Woher weiß dein Vater von unserem Versteck?«
»Von deiner Frau Else.«
Nun atmeten alle erleichtert auf, denn jetzt war es sicher, dass der Knabe die Wahrheit sprach. Joß Fritz hatte seiner Frau sofort nach ihrer Ankunft in dem Versteck eine geheime Nachricht zukommen lassen,
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