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Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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»Wirst du mich heiraten?«, fragte er heiser und küsste die empfindliche Haut hinter ihren Ohren.
    Ein wohliger Schauer durchjagte Anna Marias Körper. Trotzdem stieß sie ihn mit sanfter Gewalt zurück. Mit ernstem und festem Blick sagte sie: »Ja, Veit, ich werde dich heiraten. Aber erst, wenn die Trauerzeit um Matthias vorbei ist.«
    »Wann wird das sein?«, fragte Veit und nestelte an ihrer Bluse.
    »In einem Jahr!«
    »Was?«, schrie er auf. »Warum so lange? Er ist weder dein Vater noch dein Ehemann. Wo steht geschrieben, dass eine Schwester ein Jahr um ihren Bruder trauern muss?«
    »Nirgends. Aber ich finde, ein Jahr ist eine angemessene Zeit!«
    »Das halte ich nie und nimmer aus!«, flüsterte Veit und küsste zärtlich ihren Hals, ihre Wangen, ihren Mund.
    Leise stöhnend flüsterte Anna Maria: »Du hast Recht! Ein Jahr ist zu lang. Matthias würde das nicht verlangen. Aber du musst Jakob um Erlaubnis fragen, da Vater nicht da ist. Das hat aber noch Zeit.« Sie überlegte kurz und sagte: »Lass uns Weihnachten heiraten.«
    Veit rechnete nach. »Das ist ja fast noch ein halbes Jahr!«, jammerte er.
    Als er in Anna Marias bittende Augen blickte, wusste er, dass er fast sechs weitere Monate auf sie warten musste.

Kapitel 3
    Veit lag abseits des Gesindes im Schatten der Obstbäume und tat, als ob er döste. Obwohl er die spöttischen Blicke der Knechte auf sich spürte und ihr Getuschel hörte, hielt er die Augen geschlossen. Sein Gesicht glänzte vom Schweiß der Anstrengung, und er schämte sich dafür.
    Seit Tagen half Veit ohne Murren auf dem Feld, obwohl Ackerbau und Viehzucht nie zu seinem Lebensinhalt gehört hatten. Ihm fiel diese Arbeit besonders schwer. Schließlich war er ein Landsknecht, der für Geld in den Kampf zog, kein Bauer, und das spürte er am ganzen Leib. Seine Hände waren voller Schwielen und Blasen, und jeder Muskel schmerzte. Veit konnte kaum die Arme heben, um den Becher mit Bier zum Mund zu führen. Als sich ein Knecht über ihn lustig machen wollte, kam Peter Veit zu Hilfe. »Lasst ihn in Ruhe! Er gibt sein Bestes. Ich möchte euch sehen, wenn ihr als Bauern in die Schlacht ziehen müsstet.«
     
    Kurz darauf wurden Anna Maria und die Mägde mit lautem Gejohle begrüßt, da sie das Mittagessen zur Koppel brachten. Erstaunt blickte die junge Frau zu Veit hinüber, da er nicht bei den anderen lag und sie nicht beachtete. Zwar hielt er die Augen geschlossen, aber Anna Maria wusste, dass er nicht schlief. Als sie Brot und kalten Braten verteilte, fragte sie ihre Brüder leise: »Was ist mit Veit?«
    »Was soll mit ihm schon sein?«, lästerte Jakob. »Er ist die schwere Arbeit eines Bauern nicht gewohnt und leckt seine Wunden.«
    »Du bist unmöglich, Jakob Hofmeister!«, zischte Anna Maria und ging hinüber zu ihrem Liebsten. Erst als sie sich zu ihm setzte, öffnete er die Augen. »Ich habe dir etwas zu essen mitgebracht«, sagte sie und reichte ihm eine Scheibe Brot mit Fleisch.

    Doch Veit schüttelte den Kopf. »Ich habe keinen Hunger!« Leise stöhnend setzte er sich auf.
    »So schlimm?«, fragte Anna Maria.
    »Ich brauche dein Mitleid nicht!«, flüsterte Veit ungehalten und blickte mürrisch zu den Knechten.
    »Ach, Veit! Jetzt benimm dich nicht wie ein kleiner Junge. Niemand will dir Böses. Im Grunde wären sie alle gern Landsknecht geworden.«
    »Das stimmt nicht! Keiner von denen wäre gern an meiner Stelle. Sie sehen in mir den Fremden, den du von irgendwoher mitgebracht hast und der sich bei der Tochter des Hauses einschleichen will. Es stimmt leider: Ich tauge nicht als Bauer! Schau hier, meine Hände sind voller Blasen. Selbst wenn ich wollte, könnte ich im Augenblick kein Schwert damit halten.« Veit hielt ihr seine wunden Hände entgegen.
    Anna Maria hatte Mühe, nicht laut zu lachen. Doch um Veit nicht zu beschämen, machte sie ein verständnisvolles Gesicht. Liebevoll strich sie eine Haarsträhne hinter sein Ohr. »Ich liebe dich so, wie du bist! Einerlei, ob Bauer oder Landsknecht.«
    Veit forschte in ihrem Blick und konnte keinen Spott darin erkennen. »Ich verspreche«, erklärte er, »dass ich mir Mühe gebe, ein guter Bauer zu werden. Aber mach dir keine große Hoffnung. Vorerst brauche ich etwas Ruhe.« Er legte sich ächzend zurück ins Gras.
    Als Veit die Augen schloss, ging Anna Maria zu ihrem Bruder Peter. Leise, damit die anderen nichts hörten, machte sie einen Vorschlag. Nachdenklich sagte Peter: »Meinst du, dass das hilft?«
    Anna Maria zuckte mit

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