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Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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wegen ihrer Schwangerschaft zu beschwerlich werden. Außerdem lässt das Wetter im Augenblick eine Reise noch zu«, erklärte er und traute sich kaum, den Blick zu heben.
    Nach dieser Mitteilung herrschte unter den Geschwistern angespannte Stille. Anna Maria schielte vorsichtig zu Jakob, der auf seiner Unterlippe kaute.
    »Richte Annabelle von uns allen aus, dass sie auf dem Hofmeister-Hof willkommen ist«, durchbrach Anna Maria das Schweigen und blickte ihren älteren Bruder bittend an. »Nicht wahr, Jakob, das soll Peter ihr von uns sagen?«
    Alle Augen schauten zu Jakob, der mürrisch das Gesicht verzog. Als er schwieg, gab Sarah ihrem Mann einen liebevollen Stoß. Entrüstet blickte er auf und brummte: »Sie ist willkommen.«
    Peter lachte befreit auf und umarmte seine Schwester und seine Schwägerin. Als er auch auf seinen Bruder zugehen wollte, hob der abwehrend die Hände und schimpfte: »Mach, dass du fortkommst.«
    »Ich danke dir, Jakob!« Jeder konnte hören, wie erleichtert Peter war. Mit einem Augenzwinkern sagte er, an seine Schwester gerichtet: »Vielleicht werden wir an Weihnachten eine Doppelhochzeit feiern.«
    Anna Maria umarmte ihren Bruder erneut und flüsterte: »Das würde mich sehr freuen!«
     
    Bereits am nächsten Tag wollte Peter seinen Plan in die Tat umsetzen. Nachdem er im Stall das Pferd vor das Fuhrwerk gespannt hatte, fuhr er auf den Hof, wo er schon erwartet wurde.
    Anna Maria reichte ihm einen Beutel mit Lebensmitteln und eine Decke, während Sarah ihm eine Tonflasche mit warmem Sud zwischen die Füße stellte. Peter nickte ihnen dankend zu,
als sich plötzlich Friedrich zu ihm auf den Kutschbock gesellte. Überrascht blickte Peter den Freund an.
    »Ich werde dich begleiten«, sagte Friedrich schmunzelnd und nickte mit dem Kopf in Richtung Jakob.
    »Der Weg nach Mühlhausen ist weit. Deshalb ist es besser, wenn ihr zu zweit reist«, erklärte Jakob und versuchte, sich seine Gefühle nicht anmerken zu lassen. Trotzdem ahnte jeder, dass auch ihm der Abschied vom Bruder schwerfiel.
    »Aber …«, wollte Peter widersprechen, doch Jakob unterbrach ihn unwirsch:
    »Halt’s Maul und sieh zu, dass ihr mit deiner Braut bis Ende des Monats zurück seid.«
    Peter versprach es und winkte ein letztes Mal seiner Familie zu. Dann schlug er dem Pferd sachte mit dem Zügel auf den Rücken, sodass es lostrabte.
    Kaum hatten die beiden Männer Mehlbach hinter sich gelassen, als das Wetter umschlug und eisige Kälte die letzten milden Herbsttage beendete. Um schnell nach Mühlhausen zu gelangen, gönnten sie sich tagsüber nur selten eine Pause und fuhren, bis es dunkel wurde.
    »Wäre es Sommer, könnten wir im Freien übernachten«, sagte Peter schnatternd und schaute sich suchend nach einem Wirtshaus um.
    »Wir beide haben auf unserer gemeinsamen Reise während des Bauernaufstandes so oft unter freiem Himmel genächtigt, dass es für den Rest unseres Lebens reicht. Da dein Bruder uns genügend Geld mitgegeben hat, freue ich mich auf eine warme Mahlzeit und ein bequemes Lager.«
    Friedrich konnte sein Zittern kaum beherrschen, und auch die Decke, die er sich umgelegt hatte, änderte nichts daran.
     
    Nach mehreren Tagen Fahrt wussten Peter und Friedrich, dass sie kurz vor Mühlhausen waren, und nun fuhren sie ohne Unterbrechung.
Es war schon später Abend, als sie die Mauer der Stadt vor sich sahen, und Peter befürchtete, dass das Tor um diese Zeit geschlossen sein könnte. Beim Näherkommen konnte er jedoch erkennen, wie einer der Wachposten ihnen mit der Hand ein Zeichen gab.
    »Vorwärts!«, brüllte der Mann in die Dunkelheit. »Beeilt euch! Ich will das Tor endlich schließen und mich an einem Ofen wärmen.«
    Die Männer der Wache blickten Friedrich und Peter frierend entgegen und winkten sie hurtig durch das erste Tor. Kaum war das Fuhrwerk hindurch, wurde die schwere Holzpforte mit lautem Knall geschlossen. Ebenso die zweite, und endlich waren Peter und Friedrich in der Stadt. Obwohl die Straßen und Plätze von Mühlhausen um diese Zeit nur mit spärlichem Licht erleuchtet wurden, wusste Peter genau, welchen Weg er zur Gasse der Bader nehmen musste. Er lenkte das Fuhrwerk sicher durch die engen und menschenleeren Straßen. Als er die Tür erkannte, in deren Holz die geheimen Zeichen der Bundschuh-Aufständischen eingeritzt waren, hielt er das Fuhrwerk an.
    »Warte hier!«, sagte Peter zu Friedrich und stieg vom Kutschbock. Er musste all seinen Mut zusammennehmen und klopfte zaghaft gegen

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