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Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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wissen.
    »Nichts!«, stammelte Anna Maria ertappt und blickte Hilfe suchend ihre Schwägerin an.
    »Anna Maria hat sich in den Kopf gesetzt, nicht nur das besondere Schmuckstück an ihrer Hochzeit zu tragen, sondern auch das Brautkleid ihrer Mutter.«
    »Das Kleid deiner Mutter ist so prächtig gearbeitet, dass du den Schmuck nicht benötigst. Du wirst auch so eine hübsche Braut sein«, versuchte Lena sie zu trösten.
    Sarah stutzte. »Woher kennst du das Kleid? Du warst noch nicht auf dem Hof, als der Bauer Elisabeth geheiratet hat.«
    »Das Brautkleid der Bäuerin hat bei den Sachen deines Vaters gelegen. Frag mich nicht, warum er es in der Kommode aufbewahrt hat. Ich kann es dir nicht sagen. Zum Glück haben diese widerlichen Motten es verschont. Damit das so bleibt, habe ich das Kleid mit den Sachen deines Vaters in die Truhe geschlossen.«
    Anna Maria klatschte vor Freude in die Hände, sprang auf und rief im Hinausgehen: »Ihr findet mich auf dem Speicher.«

    Immer wieder musste sich Anna Maria um die eigene Achse drehen, sodass Lena und Sarah das Kleid und die Braut mit kritischem Blick mustern konnten.
    »Es muss um die Hüfte enger gemacht werden«, meinte Sarah. »Und auch über der Brust ist es zu weit.«
    Die Magd verzog das Gesicht und sagte ehrlich: »Mir gefällt es an Anna Maria nicht.«
    Sarah schaute sie entrüstet an, doch Lena überging ihren Blick und meinte: »In deinem Sonntagskleid siehst du hübsch aus, nicht in diesem. Das Kleid mag zu deiner Mutter gepasst haben, aber …«
    »Jetzt halt den Mund, Lena!«, rief Sarah aufgebracht und stellte sich neben Anna Maria, der man ansehen konnte, dass ihr zum Heulen zumute war. Sarah zog am Stoff und engte ihn mit den Fingern ein. »So sieht es besser aus«, meinte sie zufrieden.
    Anna Maria blickte an sich herunter und flüsterte: »Vielleicht hat Lena Recht!«
    »Unfug!«, ereiferte sich Sarah. »Wenn wir es hier und da abändern, passt es dir, und du wirst hübsch aussehen.«
    Die Magd überlegte und schlug vor: »Wenn man vielleicht hellen Stoff am Kragen ansetzt, würde es Anna Maria mehr schmeicheln und sie nicht so blass erscheinen lassen.«
    »Blass?«, fragten Sarah und Anna Maria wie aus einem Mund. Die Schwägerin ging einige Schritte zurück und betrachtete die junge Braut. »Tatsächlich«, stimmte Sarah Lena zu. »Du bist bleich, und deine Haut erscheint durchsichtig. Bist du schwanger?«
    »Nein!«, rief Anna Maria entsetzt. »Wo denkst du hin? Ich werde als Jungfrau in die Ehe gehen!«
    Sarah nickte zufrieden, während Lena murmelte: »Selbst schuld.«
    »Was soll diese Bemerkung?«, tadelte Sarah die Magd.
    Lena zuckte mit den Schultern. »Welche Befriedigung soll ein
Mann empfinden, dessen Frau in der Hochzeitsnacht wie ein Brett neben ihm liegt, weil sie noch unerfahren ist?«
    Als die Magd des bösen und vorwurfsvollen Blicks der Bäuerin gewahr wurde, sagte sie ungehalten: »Warum, glaubt ihr, steigen so viele Bauern zu den Mägden unter die Bettdecke? Weil ihre eigenen Frauen keine Erfahrung und deshalb keine Freude an den ehelichen Pflichten haben. Die meisten Bauersfrauen lassen ihre Männer nur selten an sich heran, und auch nur, weil sie keine andere Wahl haben.«
    Sarahs Wangen hatten sich gerötet, ihre Augen sich vor Entsetzen geweitet, während sie sprachlos und mit offenem Mund dastand.
    »Ich mache mich nicht zur Sünderin!«, erklärte Anna Maria erregt und blickte verwirrt zu ihrer Schwägerin.
    »Hör nicht auf sie!«, zischte Sarah in Richtung der Magd. »Wir wissen alle, dass Lena und die anderen Mägde keinen Anstand besitzen. Lüsterne und zügellose Weibsbilder seid ihr und werdet niemals Einlass in den Himmel bekommen.« Mit energischen Schritten ging Sarah zur Tür und sagte beim Hinausgehen: »Wage es nicht, unter Jakobs Bettdecke zu kriechen.«
    »Da kannst du beruhigt sein. Dein Mann ist nicht nach meinem Geschmack«, lachte Lena spöttisch.
    Mit lautem Knall schloss Sarah die Tür zum Speicher, sodass der Staub vom Gebälk rieselte.
    Anna Maria musterte die Magd nachdenklich, an der die Maßregelung der Bäuerin anscheinend abprallte.
    Als diese den Blick spürte, sagte sie mit einem breiten Grinsen: »Wenn der liebe Herrgott wirklich nur ehrbare Frauen in den Himmel lässt, dann ist es da oben sehr einsam.«
    »Hast du keine Angst vor dem Fegefeuer?«
    Lena schüttelte den Kopf. »Selbst Luther sagt, dass der Beischlaf den Menschen Freude bereiten soll. Außerdem sagt er, dass die guten Taten gegen

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