Schwur der Sünderin
die schlechten aufgerechnet werden.
Ich weiß, dass ich kein böser Mensch bin. Ich füge niemandem Leid zu, stehle nicht und scheue keine Arbeit. Wenn ich an die Himmelspforte anklopfen werde, wird das einzige Schlechte sein, dass ich mir ab und zu ein wenig Wärme bei den Männern genommen habe.«
Anna Maria hatte Lena noch nie so reden gehört. Die Magd war als junges Mädchen auf den Hof gekommen, und das schien ewig her zu sein. Obwohl Lena älter als Anna Maria war, hatte ihr Haar noch immer eine gleichmäßige dunkle Farbe. Ihr Gesicht wies kaum Falten auf, und selbst wenn sie lachte, konnte man nur vereinzelte Krähenfüße um ihre Augen herum erkennen. Lenas Brüste zeichneten sich unter dem Leinenkittel prall und fest ab, und auch ihr übriger Körper war von jugendlicher Statur.
»Warum hast du nie geheiratet?«, fragte Anna Maria, während die Magd ihr die Kordel im Rücken öffnete. Als Lena schwieg, drehte sie sich zu ihr um.
Nachdenklich sagte Lena: »Ich habe mich als junges Mädchen in den falschen Mann verliebt und wollte den Schmerz des Verlassenwerdens nicht ein zweites Mal erleiden. Deshalb nehme ich mir nur noch das von den Männern, was ich will, und lasse keinen mehr in mein Herz.«
Mitleidig blickte Anna Maria die Magd an. »Wolltest du niemals Kinder und ein eigenes Zuhause haben?«
Lena schüttelte den Kopf. »Nein, das waren niemals meine Ziele gewesen. Ich wurde zweimal schwanger und bin zu einer Engelmacherin gegangen. Beim zweiten Mal hat sie gepfuscht, sodass ich keine Kinder mehr bekommen kann. Damit stellte sich mir die Frage nicht mehr.« Kurz blickte sie Anna Maria in die Augen, dann sagte sie ernst und fast drohend: »Mein Leben geht dich nichts an, auch wenn du die Tochter des Bauern bist. Ich warne dich, wenn du jemandem davon erzählen solltest.« Um die Schärfe ihrer Worte abzumildern, lächelte sie dabei freundlich.
»Keine Angst, ich werde mit niemandem darüber reden«, versprach Anna Maria. Während Lena ihr half, das Kleid über den Kopf zu ziehen, druckste Anna Maria herum: »Ich möchte dich fragen … könntest du mir …«
»Was willst du wissen?«, fragte Lena. Als sie jedoch Anna Marias gerötetes Gesicht sah, wusste sie es und musste innerlich lächeln. »Du willst wissen, was dich in der Hochzeitsnacht erwartet? Vielleicht sogar, was du besser machen könntest als viele andere Bräute?«
Anna Maria senkte beschämt den Blick und nickte. »Ich hätte darüber gerne mit meiner Mutter gesprochen, was nicht möglich ist. Und wie du selbst erkennen konntest, hat Sarah dafür kein offenes Ohr.« Sie schwieg einen Augenblick und traute sich dann, sich zu offenbaren: »Ich freue mich darauf, endlich mit Veit zusammen zu sein, gleichzeitig habe ich Angst davor. Er ist ein erfahrener Mann und wird den Unterschied spüren.«
Während Anna Maria sich anzog, setzte sich Lena auf einen Schemel und wies der jungen Frau die Truhe als Sitzgelegenheit zu. Es war kalt auf dem riesigen Speicher, der mit Möbeln, Werkzeug und sonstigem Gerät zugestellt war. Lena wusste jedoch, dass sie hier ungestört waren, sodass sie Anna Marias Fragen in Ruhe beantworten konnte.
Der Blick der Magd wurde starr, als ob sie in Erinnerungen versinken würde. Anna Maria bedrängte sie nicht, sondern wartete geduldig, bis Lena aus ihren Gedanken zu erwachen schien.
Lena lächelte, als sie sagte: »Ich will nichts beschönigen, Anna Maria. Das erste Mal kann schmerzhaft sein, allerdings wird es schlimmer, wenn du dich verkrampfst. Deshalb werde ich dir erzählen, was dich erwartet, damit du keine Angst davor haben musst.« Lena wartete kurz, dann fragte sie: »Als Bauerstochter hast du gesehen, wenn der Hengst die Stute oder der Bulle die Kuh bespringt?«
Anna Maria nickte eifrig.
»So ähnlich ist es bei den Menschen. Mit einem kleinen Unterschied. Die Menschen vollziehen den Akt auch aus Vergnügen«, erklärte Lena ernsthaft.
Anna Maria lauschte ihren Aufklärungen mit großen Augen und heißem Gesicht.
Nachdem Lena ihr in allen Einzelheiten den Beischlaf beschrieben hatte, meinte sie: »Jeder kann sehen, dass Veit dich ebenso liebt, wie du ihn, und deshalb wird er dir ein zärtlicher Liebhaber sein. Ich glaube, dass er bestrebt sein wird, das erste Mal für dich so angenehm wie möglich zu machen. Deshalb musst du keine Angst haben.«
Anna Marias Augen bekamen einen besonderen Glanz. »Was kann ich machen, damit es ihm auch gefällt?«, fragte sie leise, und erneut überzog tiefe
Weitere Kostenlose Bücher