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Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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und sofort lief ihr kleiner Bruder ihr entgegen. »Annabelle«, rief Fritz freudig und presste sein Gesicht gegen ihren Bauch, der sich sichtbar wölbte. Dann suchte Annabelles Blick den Vater, der stumm seine Kinder beobachtet hatte. Langsam ging Gabriel auf seine Tochter zu.
    Als er vor ihr stand, fiel sie ihm um den Hals und schluchzte: »Ich bin glücklich, dass du gekommen bist, Vater!«
    »Kommt ins Warme«, forderte Peter die Gäste auf, die sich nicht zweimal bitten ließen. In der Küche stellte Peter seiner Schwägerin und seinem ältesten Bruder die vier Besucher vor. Sarah war wie immer herzlich und Jakob wie immer brummig und steif.
    Anna Maria, die Fritz’ Ruf bis zum Backhaus gehört hatte, eilte in die Küche und begrüßte die Gäste fröhlich, besonders Hauser wurde gedrückt. »Ich freue mich, euch alle wiederzusehen«, sagte sie. Mit den Worten »Ich werde Veit rufen. Er hilft beim Schlachten« eilte sie hinaus, als ihr Liebster ihr schon entgegenkam.
    »Ich habe jemanden rufen gehört, und da wusste ich, dass der Besuch angekommen ist«, sagte er lachend und wischte sich die mit Blut besudelten Hände an einem Tuch ab. Wie alte Freunde wurden Hauser und der Bader von ihm begrüßt. Florian und Fritz fuhr er freundlich über den Kopf.
    »Setzt euch!«, rief Sarah, so laut sie konnte, da alle durcheinanderredeten. Sie stellte warmen Würzwein, frisch gebackenes Brot und Speck auf den Tisch. Hungrig griffen alle zu.

    Gedankenverloren saß Ullein auf seinem Pferd und ritt gemächlich über die verschneiten Felder. Immer wieder sank das Ross bis zum Bauch in Schneeverwehungen ein, sodass er nur langsam vorwärtskam. Aber das störte Ullein nicht, denn er wollte nachdenken. »Manchmal ist das Schicksal gerecht«, murmelte er zu sich selbst, wobei er sein Gesicht boshaft verzerrte.
    Nach Nehmenichs Besuch hatte Ullein die halbe Nacht wach gelegen und gegrübelt. Die Vermutung, dass sich jemand aus dem Dorf in einen Werwolf verwandeln würde, sorgte ihn nicht weiter. Ullein hatte zwar auf seinen Reisen von Tierverwandlungen gehört, aber nie eine gesehen. Auch die Schilderung des Alten kümmerte ihn nicht weiter  – bis zu dem Augenblick, als der Bauer ihm den Namen des Landsknechts nannte. Erst da wurde er hellhörig, denn plötzlich fügte sich alles zusammen.
    Wenige Wochen zuvor waren Ullein beim Zusammentreffen mit Veit sofort die blauen Augen des Fremden auf dem Hof der Hofmeisters aufgefallen. Zwar hatte Ullein nicht sofort gewusst, an wen ihn Veit erinnerte, aber als er den Namen hörte, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Veit, der Fremde, war Johanns Bruder! Jener Landsknecht, den Ullein aus tiefster Seele verachtete.
    Während seiner Zeit im Dienst des Reichsritters Franz von Sickingen hatte Ullein sich lange des Wohlwollens seines Herrn erfreut, bis ihm der Landsknecht Johann von Razdorf diese Stellung streitig machte und der Reichsritter Ullein fortan nicht mehr beachtete.
    »Dieser unsägliche Johann«, flüsterte Ullein zornig, »dieser hochnäsige Landsknecht, dem von Sickingen vertraute und den er wie seinen besten Freund behandelt hat. Ihm hat er das Schwert vermacht. Jede Entscheidung, jede Frage hat von Sickingen nur mit Johann besprochen, obwohl auch ich zugegen war. Ich habe Franz von Sickingen verehrt und hätte seine andauernde Gunst verdient.«

    Der Reichsritter Franz von Sickingen war zwei Jahre zuvor bei der Verteidigung der Burg Nanstein getötet worden, und Ullein hatte Johann fast vergessen. Doch nun brodelte es wieder in ihm, und der Hass wuchs mit jedem Herzschlag.
    »Veit muss für seinen Bruder büßen«, murmelte er und spürte, wie der Gedanke ihn belebte.
    Trotz des Schneetreibens war Ullein dann an diesem Morgen nach Kaiserslautern geritten. Dort hatte er bei Gericht vorgesprochen, doch der zuständige Richter gewährte ihm kein Gehör, da er sich um hohen Besuch, den Schwager des Fürsten, kümmern musste. Gerade als Ullein gehen wollte, kamen beide den Gang entlang, sodass er sich den beiden Herren in den Weg stellte. Er bat den Richter, Veit von Razdorf vom Hofmeister-Hof in Mehlbach wegen Wilddieberei anzuklagen.
    »Deshalb belästigt Ihr mich?«, rief der Richter erzürnt und wandte sich wieder seinem Besucher zu, woraufhin Ullein laut ausrief:
    »Der wirkliche Grund, warum ich hier bin, ist, dass in unseren Wäldern ein Werwolf sein Unwesen treibt.«
    Der Richter hatte bereits abgewinkt, als der Schwager des Fürsten kreidebleich wurde und ihn

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