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Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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beherrschen sollen«, schimpfte er mit sich und erbrach sich von seinem Ross herunter in den Schnee.
    Aus Freude über das erfolgreiche Gespräch mit dem Schwager des Fürsten hatte Ullein die letzten Tage zu viel getrunken, was sich nun rächte.
    Die kalte Luft wird mir guttun, dachte er, während er sich mit klammen Fingern den Mund abwischte. Ullein blickte mürrisch über die verschneiten Wiesen und Felder. »Ich hoffe, dass die Männer bereitstehen.« Trotz der Kopfschmerzen und des Brennens in seinem Magen konnte er sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. »Das wird ein Fest werden«, murmelte er und erbrach sich erneut.

    Die Kirche war voll mit Menschen aus Katzweiler, Schallodenbach, Mehlbach und anderen umliegenden Dörfern. Viele waren aus Neugier gekommen, um die Fremden zu sehen, über die man so viel gehört hatte. Die Hure, die Peter heiraten wollte, obwohl sie von dem toten Matthias ein Kind erwartete, und der Landsknecht, den Anna Maria vom Schlachtfeld mitgebracht hatte und über den man kaum etwas wusste.
    »Was würde der alte Hofmeister dazu sagen?«, tuschelte manch einer hinter vorgehaltener Hand. Und andere schimpften:
»Ihre Mutter würde sich im Grab umdrehen, wenn sie davon wüsste!«
    Der Duft von Weihrauch und den Tannenzweigen, mit denen die Kirche aus Anlass des Weihnachtsfestes geschmückt war, lag in der Luft und übertünchte so manch unangenehmen Geruch, den einige Besucher verströmten.
    Anna Marias Familie hatte in den ersten Reihen Platz genommen; ebenso Annabelles Bruder und Jacob Hauser mit seinem Sohn. Am Altar standen Veit und Peter und blickten zum Eingangsportal der Kirche. Tage zuvor hatten sie mit dem Pfarrer vereinbart, dass wegen Annabelles Zustand zuerst Peter und sie und anschließend Veit und Anna Maria sich das Eheversprechen geben sollten.
    Aufgeregt standen Jakob und Annabelles Vater im Vorraum der Dorfkirche und erwarteten die Bräute, die sie zum Altar führen würden.
    Als Anna Maria sich bei ihrem älteren Bruder einhakte, streifte ihr Blick kurz Annabelle. Was sie sah, erfreute sie sehr. Auch Jakob hatte es gesehen und blickte Annabelle lächelnd an, die zaghaft zurücklächelte. Jakobs Tochter Christel überreichte den Bräuten kleine Myrtensträuße. Nikolaus öffnete das Kirchenportal, und sogleich begann der Sohn des Schäfers auf seiner Flöte eine bekannte Weise zu spielen. Stolz betraten hintereinander Jakob und der Bader die Kirche. Jeder eine Braut am Arm.
    Veit blickte Anna Maria entgegen und konnte sein Glück kaum fassen. Seit der Nacht auf dem Tennenboden glaubte er, dass seine Liebe zu Anna Maria noch größer geworden war, ebenso wie sein Verlangen nach ihrem Körper. Er konnte kaum erwarten, sie in seinen Armen zu halten und wieder zu lieben. In Gedanken versprach er: Ich werde dich beschützen, alles Schlechte von dir fernhalten und dir niemals wehtun. Das soll mein Eheversprechen sein, das ich laut wiederholen werde.

    Als Anna Maria Veit vor dem Altar stehen sah, gekleidet in einer neuen Landsknechtstracht, glaubte sie vor Glück hüpfen zu müssen. Ihr Herz schlug aufgeregt, und das gleichmäßige Atmen fiel ihr schwer. Nur zu gerne wäre sie zu Veit gelaufen und hätte sich ihm an den Hals geworfen. Stattdessen senkte sie ihren Blick.
    Annabelle schritt am Arm ihres Vaters den Gang entlang. Als sie das Gemurmel der Leute hören und deren Blicke spüren konnte, verkrampfte sie sich. Sie wäre am liebsten aus der Kirche gelaufen, als sie spürte, wie der Vater sanft ihre Hand drückte. Besorgt blickte sie ihn an, doch er nickte ihr aufmunternd zu. Daraufhin reckte Annabelle ihr Kinn und ging erhobenen Hauptes an den Reihen der neugierigen Gaffer vorüber.
    Auf Peters Stirn hatten sich kleine Schweißperlen gebildet. Die Angst, dass Annabelle nicht kommen, es sich doch noch anders überlegt haben könnte, hatte ihm fast den Verstand geraubt, und er blickte bangend zum Eingangsportal.
    Als sein Bruder Nikolaus ein Zeichen bekam, die Tür zu öffnen, und der Bader Annabelle hereinführte, schickte Peter stumm ein Stoßgebet gen Himmel.
    Jakob geleitete Anna Maria zu Veit, nickte ihm freundlich zu und drückte seiner Schwester einen Kuss auf die Stirn. Dann legte er Anna Marias kalte Finger in die Hand des Mannes, der sein Schwager werden würde. Anschließend ging Jakob zu seiner Frau Sarah, die ihrem Mann stolz entgegenblickte, und setzte sich zu ihr in die erste Reihe.
    Auch Gabriel brachte seine Tochter an die Seite ihres zukünftigen

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